Das ist nun mein Wort für das, was man oft Aufstieg oder Meisterschaft nennt. Ich habe ja geschrieben, dass mir beide Wörter nicht so gut gefallen. Besonders Aufstieg gefällt mir gar nicht gut. Wohin sollte ein Mensch aufsteigen? In den Himmel, in andere Sphären? In eine sensationell hohe (Licht-)Schwingung? Das erinnert mich zu sehr an esoterische Konzepte. Die Schwingungen eines Menschen verändern sich ständig, gemäß seinem Bewusstsein, das ist ein automatischer Nebeneffekt. Darüber hinaus erinnert mich Aufstieg zu sehr an Hierarchie. Der Aufgestiegene ist dann etwas „Höheres“ als der nicht Aufgestiegene, wie in einer großen Firma. Für mich schwingt in dem Wort zuviel alte Energie.
Meisterschaft gefällt mir besser, das Wort ist eigentlich recht zutreffend, wobei es natürlich ausschließlich um die Meisterschaft über sich selbst geht. Was mir daran nicht so gut gefällt, sind ebenfalls die alten Schwingungen. Der Meister wird im menschlichen Bewusstsein ebenso höher gestellt wie der Aufgestiegene. Zu sehr attestiert man dem Meister Fähigkeiten, die andere Menschen (fast) nicht erreichen können. Zu sehr neigt man dazu, einen Meister auf ein Podest zu stellen und ihn in irgendeiner Weise anzubeten.
Der erwachende Mensch durchläuft einen sehr herausfordernden Prozess vom altenergetischen, getrennten Menschen in der Dualität zum neuenergetischen, göttlichen Wesen in Einheit und Souveränität. Einen Prozess des Erkennens, wer er selbst in Wahrheit wirklich ist, wie Energien arbeiten, wie er selbst diese Energien anzieht, abstößt und transformiert, was die ganze Schöpfung wirklich ist usw. Und – erstmals in der Geschichte – bewegt er sich in die Neue Energie hinein, in etwas ganz anderes, als es das bisher gegeben hat. Dieser Prozess ist, wie viele Menschen aus eigener Erfahrung wissen, nicht linear. Weder horizontal auf einer Zeitachse und einer fixen Abfolge von Ereignissen, noch vertikal, wo man quasi eine Leiter erklimmen würde. Es ist ein Prozess der Ausdehnung in alle Richtungen. Eine Ausdehnung in sich selbst hinein, in das ganze Selbst, nicht nur in einen Teil davon. Und eine Ausdehnung und eine Bewegung in die Neue Energie.
Irgendwann ist der Prozess abgeschlossen, er ist vollendet. Er geht dann nahtlos über in den Prozess, das Leben in voller Erkenntnis und in der Neuen Energie zu erfahren, wobei man natürlich immer weiter lernt und entdeckt. Bzw. überschneiden sich diese beiden Prozesse. Aber irgendwann hat man wirklich erkannt, wer man ist und worum es in der Neuen Energie geht. Irgendwann hat man die Illusionen der Dualität durchschaut und abgelegt. Irgendwann werden die alten Glaubenssysteme durch wahres Erkennen ersetzt. Irgendwann ist man endgültig gestorben und neu geboren. Irgendwann ist man keine Raupe mehr, sondern ein Schmetterling. Der Prozess ist vollendet. Der Schmetterling ist nicht aufgestiegen, er führt einfach ein völlig anderes Leben in einer anderen Form. Er ist auch nicht der Meister der Raupe. Wenn er mit Raupen kommunizieren würde, könnte er ihnen erzählen, wie das Schmetterlingsleben aussieht und was im Transformationsprozess passiert, um der Raupe ihre Angst zu nehmen, wenn sie ein menschliches Bewusstsein hätte. Aber er ist eben nicht der große Meister der Raupen.
Meiner Erfahrung nach gibt es gegen Ende des Transformationsprozesses, des vollständigen Übergangs in das Neue, eine heiße Phase. Eine Phase, in der restlos und endgültig alles Alte geht, gehen muss. Und das ist bei genauerer Betrachtung gar nicht so wenig. Aber es geschieht, weil man irgendwann wirklich dazu bereit ist. Und dann geht es auch recht schnell. Diese Phase nenne ich Vollendung. Und sie kann entsetzlich aussehen und schmerzvoll sein, wenn man sich nicht dessen bewusst ist, was da eigentlich passiert.
Du magst nun vielleicht meinen, dass es ziemlich dumm von mir ist, so auf Wörtern herum zu reiten. Für mich ist es halt wichtig, das passende Wort für das zu finden, was ich empfinde. Ich rede, schreibe, lehre, und da will ich Wörter haben, die die Energie und die Schwingung von dem transportieren, was ich ausdrücken will. Und ich weiß, dass sich die Wörter ändern. Einst mochte ich Erleuchtung, dann ganz und gar nicht, dann mochte ich es wieder. Ich mochte einst höheres Selbst und Seele, dann gar nicht mehr. Führer mochte ich einst nicht, jetzt mag ich es sehr. Je nach meinem Erkenntnisstand und meinem Gefühl verändern sich meine Wörter.
Jetzt sind es die Wörter Erwachen (das mag ich schon lange) und Vollendung. Sie sind für mich die treffendsten Bezeichner für das, was geschieht.