Die meiste Zeit deines Lebens kämpfst du. Du würdest dieses Buch nicht lesen, wenn dem nicht so wäre. Du kämpfst so viel, dass es dir gar nicht mehr auffällt. Was dir noch weniger auffällt, ist, dass du immerzu gegen dich selbst kämpfst.
Wenn du in der Früh einen Wecker brauchst, um aufzustehen, ist das der erste Kampf deines Tages. Dein Körper und dein Geist wollen schlafen. Du kämpfst gegen sie – also gegen dich – und weckst sie auf. Du kämpfst weiter, um zu einer bestimmten Zeit bei deiner Arbeit zu sein. Alles, was du in deiner Arbeit nicht magst, ist ein Kampf. Alles, was du lustlos oder ohne Liebe tust, ist ein Kampf. Es fällt dir nicht auf, weil du dich damit arrangiert hast. Aber wenn du etwas lustlos tust, heißt das, dass dein Selbst das nicht tun will. Denn was immer von deinem Selbst kommt, ist mit Lust und Freude verbunden. Dein Selbst kennt in seinem Urzustand das Fehlen von Lust, Liebe und Freude nicht. Mittlerweile kennt es das, durch dich, durch dein Ich. Aber du hast diese Erfahrung wirklich oft genug gemacht. Dein Selbst ist es müde, immer wieder die Erfahrung von Kampf zu machen. Das war einmal spannend, als es noch unbekannt war. Aber mittlerweile ist es nur noch anstrengend.
Wenn du um eine Gehaltserhöhung kämpfst, kämpfst du gegen dich. Du weißt nicht, dass du vollständig bist und um nichts zu kämpfen brauchst. Du hast dir nur eingeredet, dass in dir Mangel herrscht und du im Außen diesen Mangel kompensieren musst. Also kämpfst du gegen dich, gegen dein besseres, inneres Wissen, gegen deine Seele, die alles für dich bereit hält.
Wenn du zu Hause aufräumst und putzt, obwohl du keine Lust hast, kämpfst du gegen dich. Wenn du Sport betreibst und dich dabei anstrengst, kämpfst du gegen dich. Dein Körper, dein Geist, dein Selbst, dein ganzes System wissen ganz genau, wann beim Sport der Spaß aufhört und die Anstrengung beginnt. Doch dein Verstand sagt dir, die Anstrengung sei gesund, notwendig für deine Figur oder ähnliches. Du folgst deinem Verstand, der keine Ahnung vom Leben hat, und kämpfst gegen dich.
Wenn du einem Wunsch deines Partners folgst, nur weil er es so will, kämpfst du. Wenn du etwas nur wegen deiner Freunde, deiner Familie oder deiner Arbeitswelt tust, kämpfst du. Wenn du etwas unbedingt willst, kämpfst du. Das Wollen kommt aus dem Verstand. Du setzt dir ein Ziel und willst es unbedingt erreichen. Es ist dann gar nicht mehr wichtig, ob das Ziel sinnvoll für dich ist. Es geht nur mehr darum, das Ziel zu erreichen, mit oder ohne Spaß, mit oder ohne Liebe. Du kämpfst dabei gegen deine Herzenswünsche, gegen deine Bedürfnisse und gegen das Leben.
Was immer du von Außen mit deinem Verstand gelernt hast, mündet in der Regel in einen Kampf. Denke an mein Beispiel von meiner Wirtschaftsausbildung im Kapitel über Geld. Sobald ich meine „Weisheiten“ aus meinem Studium anwendete, ging alles schief. Wenn ich nichts tat und einfach nur meinem Herzenswunsch folgte, hatte ich das Leben auf meiner Seite und gewann. Natürlich kann man auch mit Kampf bescheidene Erfolge erzielen. Ich hätte die Konzepte voll durchziehen können, mit viel Geldeinsatz und Anstrengung. Dann wäre ich sicher an einen Punkt gekommen, an dem ich meinen Lebensunterhalt gerade so bestreiten hätte können. Ich hätte dann jeden Tag den ganzen Tag gekämpft, um viele Kunden zu erreichen, meinen Marktauftritt attraktiv zu gestalten, um ein paar definitive Kunden an Land zu ziehen, um sie zufrieden zu stellen, um genug Geld für meine ganze Maschinerie aufzutreiben usw. usf. Für diesen Kampf hätte ich dann gerade mal genug zum Überleben bekommen. Ich hätte also die ganze Zeit nichts anderes gemacht als zu überleben.
Wenn du einmal gelernt hast, dass deine Denkweise dein Leben beeinflusst, kämpfst du. Du kämpfst gegen deine Gedanken, versuchst verzweifelt, anders zu denken. Je mehr du das versuchst, desto mehr drängen sich die unerwünschten Gedanken in den Vordergrund. Siehst du, so dumm und widersprüchlich ist der Verstand. Er liefert dir Informationen und Methoden, wie er gegen sich selbst kämpfen kann. Kuthumi, ein bereits erwähnter aufgestiegener Meister, würde in so einem Fall sagen „Dummer, dummer Mensch!“ und sich vor Lachen biegen Wobei „dumm“ hier das falsche Wort ist. Der Verstand ist eine Datenbank und ein Rechner, nicht mehr. Intelligenz ist keine Kategorie des Verstandes.
Bei den meisten Verkäufern ist sehr schön sichtbar, wie sehr erlerntes, verstandesmäßiges Wissen in einen Kampf mündet. Sie lernen Rezepte und Methoden, wie sie ihre Güter verkaufen können. Wenn sie dann nicht mehr so gut funktionieren, versuchen sie, dieselben Methoden umso stärker und intensiver anzuwenden. Albert Einstein und Paul Watzlawick hätten ihre wahre Freude mit ihnen.
Wenn du versuchst, mein Buch mit deinem Verstand zu erfassen, ist der Kampf vorprogrammiert. Du versuchst dann, mit Methoden deines Verstandes deine Gefühle zu verändern, dich selbst zu lieben usw. Wenn du das versuchst, spürst du als geübter Fühler, der du mittlerweile bist, sofort, wie du gegen dich kämpfst.
Nun, ich habe nicht annähernd alle Beispiele des Kampfes aufgezählt. Das ist auch nicht notwendig. Anhand der genannten Beispiele hast du sicher genug Inspiration, um deinen Kämpfen auf die Spur zu kommen, und du kannst sicher überall feststellen, dass du gegen dich selbst kämpfst. Du führst einen Großteil des Tages innere Kämpfe.
Um zu kämpfen, brauchst du Energie. Ich brauche dir nicht zu sagen, wie viel Energie du dabei verschwendest. Sobald du eine Vorstellung von deinen Kämpfen hast, hast du auch eine Vorstellung deines Energieeinsatzes. Die Menge an vergeudeter Energie ist enorm, nicht wahr? Stell dir einmal vor, was du mit dieser Energie alles machen könntest! Wie viel Leben du genießen könntest. Und dabei würdest du auch noch immer mehr Energie erhalten, anstatt welche herzugeben!
Hör also auf, zu kämpfen. Lass deine Kämpfe los. Wenn jemand etwas von dir will, was du nicht willst, lächle einfach und lass dem anderen seinen Willen. Überlasse es ihm, seinen Kampf zu führen, wenn du seinen Wünschen nicht folgst. Hör auf, etwas von anderen Menschen zu wollen. Sie können dir nichts geben, was du dir nicht selbst geben könntest. Lasse deine „negativen“ Gedanken einfach durch deinen Kopf schwirren. Beobachte sie und fühle sie. Dann verschwinden sie auch bald. Du kannst ein Spiel daraus machen.
Das Gegenteil vom Wollen des Verstandes ist eine bewusste Wahl, wie ich sie im Kapitel über deine Schöpfung beschrieben habe. Die bewusste Wahl ist ein Herzenswunsch, der mit Freude erfüllt ist. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob du trotzig mit zusammen gebissenen Zähnen sagst „Ich will unbedingt einen Partner haben!“, oder ob du mit Freude aus deinem Herzen sagt „Ich entscheide mich, ab jetzt die Erfahrung des Lebens in Zweisamkeit zu machen.“ Raymond Hull hat in seinem Buch „Alles ist erreichbar“ wunderschön formuliert: Ein fester Wille bedeutet nicht, mit geballter Faust etwas durchzusetzen, ein fester Wille ist das Gespür für die richtige Richtung.
Das Leben ist kein Kampf, das Leben ist ein Spiel! Alle Menschen, die im Überleben fest hängen, haben das vergessen. [...]