Über Gott und … den Menschen

Schon seit Wochen macht sich dieses Thema in mir breit, und ich finde, es passt ganz gut zu Ostern. Es geht um Begriffe, Begrifflichkeiten, und ich finde das bedeutender, als es auf den ersten Blick scheint, weil Begriffe Vorstellungen erzeugen oder hervorrufen, damit Glaubensmuster, ja ganze Glaubenssysteme.

Gott ist ja nichts anderes als ein Wort für das Urbewusstsein, das es einmal gab, aber in der Form nicht mehr gibt. Das Dumme ist nur, dass Menschen über viele Jahrtausende aus diesem Urbewusstsein ein Wesen gemacht und ihm alles Mögliche angedichtet und zugeschrieben haben. Das Urbewusstsein, das Tobias „Alles was war“ nannte. Gott war nie ein Wesen, es war Bewusstsein, reines Bewusstsein, sonst nichts. Dieses Urbewusstsein gab es, lange bevor es Energie gab. In seiner Erforschung seiner selbst fragte es sich eines Tages: „Wer bin ich?“. In diesem Moment erschuf es einen Spiegel, die männliche und weibliche Qualität war geboren. Tobias nannte das den König und die Königin, in verschiedenen spirituellen Strömungen wird von Vater-Mutter-Gott gesprochen. Wohlgemerkt, das sind noch immer keine Wesen, keine Energie, es sind Bewusstseinszustände. Der eine Bewusstseinszustand ist eher so drauf, dass er hinausgehen, erforschen und aktiv sein will (männlich), der andere so, dass er eher einfach nur sein will und aufnimmt, was vom anderen Zustand kommt und diesen Funken dann heranreifen lässt (weiblich). Nur ganz grob und ungefähr skizziert.

Das Urbewusstsein in seinen zwei Zuständen, die jeweils dem anderen Zustand die Möglichkeit geben zu sehen, wer er ist, erschufen weitere Bewusstseinsfunken ihrer selbst. Diese Bewusstseinsfunken werden vielerorts die Kinder Gottes genannt. Diese Funken sind wir, wir Menschen und alle anderen Engel. Die Funken waren von Anfang an ebenfalls dazu da, das Bewusstsein zu erforschen, immer mehr Antworten auf die Frage „Wer bin ich?“ zu geben. Ebenso wie der König und die Königin sind die Kinder nichts anderes als Bewusstseinszustände des Urbewusstseins. Es ist dasselbe, wie du dich zB außerhalb deiner selbst stellen und dich selbst beobachten kannst. Bei diesem Hinausstellen erzeugst du einen anderen Bewusstseinszustand. Du hast, in dieser Begrifflichkeit und Metaphorik, einen Funken, ein Kind erschaffen.

In dem Zustand von König, Königin und Kinder war das Bewusstsein schon nicht mehr dasselbe wie zuvor, es hatte sich schon verändert. Wer war wohl Gott in diesem Zustand? wink Energie gab es noch immer nicht. Die Funken des Urbewusstseins werden auch beseelte Wesen genannt, weil jeder Funke das gesamte Bewusstsein beinhaltet, er hat alles, was das gesamte Bewusstsein auch hat. Ebenso wie jede Körperzelle alle Informationen über den gesamten Körper in sich hat. Die Zelle lebt bloß in Erfüllung einer bestimmten Aufgabe, zB als Zelle der Leber. Dieselbe Zelle kann jederzeit die Aufgabe übernehmen, Teil eines Zehennagels oder eine Gehirnzelle zu sein. Sie muss nicht erst lernen, was sie dabei zu tun hat, sie braucht nur vom Gesamtbewusstsein, also von dir, die Anordnung, ab jetzt eine andere Aufgabe zu übernehmen.

Also gut, gehen wir weiter in der Entstehungsgeschichte. Die Funken, also die Kinder, wir, reisten im Gesamtbewusstsein herum, um es zu erforschen. Auf ihrer Reise kamen sie, kamen wir an einen Punkt, der sehr neu und verführerisch erschien. Wir gingen weiter, um das alles zu erfahren. Dann wurde es dunkler und stürmischer und ungemütlicher, und wir bemerkten, dass wir nicht mehr zurück konnten. Wir versuchten es, aber wir schafften es nicht. Stattdessen trieben wir immer weiter hinaus, und weiter, und noch weiter. Der Sturm wurde ein Hurrikan, ein Tornado und noch schlimmer. Es folgte etwas, das schlimmer war als die schlimmste Hölle. Es ist das, was Tobias so oft Feuerwand nannte. Wir waren völlig alleine, wir konnten nicht zurück zu Vater und Mutter, wir hatten auch unsere Geschwister verloren.

Das war der Moment oder die Phase, in der die Gefühle Schuld und Scham entstanden. Nachdem das, was wir da erlebten, so unendlich höllisch war, fühlten wir uns sehr schuldig. Wir glaubten, etwas falsch gemacht zu haben und schämten uns dafür. Wir glaubten, ein unausgesprochenes Verbot überschritten zu haben, wir empfanden das alles als Strafe. In dieser Phase entstanden auch all unsere Versprechungen. „Ich tue das nie wieder! Vater, Mutter, bitte verzeiht mir! Ich tue alles, was ihr wollt. Ich gehe nie wieder hinaus. Ich tue alles, wenn ich nur wieder zu euch zurück kann!“

Siehst du, so alt sind diese Gefühle, diese Schuld und die Verpflichtungen, die wir uns selbst in diesem Zusammenhang auferlegt haben. Diese Haltung, die da entstand, erklärt praktisch alle menschlichen Verhaltensweisen und jede Sehnsucht, jede Bereitschaft, hohe Preise für irgendwas zu zahlen. Nur wieder nach Hause kommen, nur wieder beschützt und sicher sein! Nachdem wir die Scham natürlich meiden wollen, tun wir alles Mögliche, um Scham nicht aufkommen zu lassen, befolgen jede Regel und geißeln uns selbst. Wir streben nach Wohlverhalten einer fremden und unbekannten Autorität gegenüber. Diese Gefühle von damals ermöglichen die Unterdrückung und Ausbeutung von Massen.

Doch was war geschehen? Was war diese Feuerwand? Wir haben genau das gemacht, was damals unser Zweck und unsere Bestimmung war: Wir haben die Grenzen des Urbewusstseins überschritten. Nicht weil wir schlimm waren, sondern weil wir genau das tun sollten. Weil das Bewusstsein immer mehr kennen lernen und erfahren will. Immer. Gehen wir noch einmal ein paar Schritte zurück. Wir, die Kinder, die Bewusstseinsfunken, wir sind bestimmte Bewusstseinszustände des Urbewusstseins, bestimmte Ausdrucksformen. Wir sind das Urbewusstsein, in einem bestimmten Zustand, in einer bestimmten Ausdrucksform, wir tragen das gesamte Bewusstsein in uns.

Diese Tatsache wird in dem Satz „Auch du bist Gott“ ausgedrückt.

Als wir durch die Feuerwand gingen und die schlimmste Hölle erlebten, erschufen wir Energie, und zwar Unmengen davon. Diese schlimme Hölle ließ unsere Sehnsucht und unser Verlangen, wieder nach Hause zurückzukehren, unendlich groß werden. Das war – und ist – eine große Spannung. Diese Spannung ist Energie. Und als wir durch die Feuerwand gingen, erzeugten wir die Gefühle der Trennung und der Begrenztheit. Getrennt von zu Hause, nicht vollständig, begrenzt in unseren Möglichkeiten. Vater und Mutter waren ja nicht mehr da, in unserer Wahrnehmung.

Scham, Schuld, Trennung und Begrenztheit sind also nach menschlicher Zeitrechnung gemessen viele Milliarden Jahre alt. Und wir schicken uns nun an, dies innerhalb von ein paar Erdenjahren zu überwinden und aufzulösen. Diese Vorstellung sollte deine Zweifel relativieren, die du vielleicht manchmal hast, wenn dir dein Erwachensprozess zu langsam, zu holprig oder zu wenig glatt geht. Du vollbringst eine Leistung, die unvorstellbar groß ist und die deine Ehrfurcht vor dir selbst ins Unermessliche steigen lassen sollte.

Was nach der Feuerwand kam, überfliege ich in wenigen Sätzen. Wir haben uns an unsere Situation gewöhnt, haben gelernt, damit umzugehen und haben weiter gelebt. Mit den Unmengen von Energie haben wir herum gespielt, haben sie anderen Engeln gestohlen in der Hoffnung, so wieder nach Hause kommen zu können, wir haben unvorstellbare Kriege geführt und haben nach und nach begonnen, Energie immer dichter werden zu lassen. Mit anderen Worten, wir haben Schritt für Schritt das physische Universum erschaffen. Wir haben uns zu Familien zusammengefunden, in denen Wesen mit ähnlichen Neigungen und Qualitäten zusammenkamen. Und wir haben andere Familien bekämpft und bestohlen.

Du siehst also, Kriege sind nicht auf der Erde erfunden worden. Im Gegenteil. Die Erde haben wir erschaffen als Experiment, aus dem ganzen Leid und den Kriegen auszusteigen. Ein Planet, auf dem Energie so dicht ist und alles so langsam geht, dass wir Zeuge unserer Schöpfungsprozesse werden können, dass wir sehen und erleben können, wie Schöpfung vor sich geht. Gleichzeitig ein Planet des schamlosen Überflusses an Leben, an allem, ein Planet, der uns zeigt, dass nicht nur Fülle sondern Überfluss überall vorhanden ist.

Gut, und nun komme ich endlich zu dem, worüber ich eigentlich schreiben wollte. wink Die ganze Geschichte zuvor ist wieder einmal im Schreiben entstanden, ich hatte das gar nicht vor.

Gott gibt es also nicht. Das heißt, nicht in der Form, wie die meisten Menschen glauben. Das Urbewusstsein gibt es spätestens seit der Feuerwand nicht mehr in der Form. Es gibt keinen Ort namens Zuhause, zu dem wir zurückkehren werden oder können. Alles das, das Urbewusstsein, Gott, zu Hause, ist in uns, wir sind das. Wir sind herum gereist und haben dadurch alles verändert, für immer.

Ebenso, wie die Menschen das Wesen Gott erfunden haben, haben sie die Konzepte erfunden, die Seele, Essenz, höheres Selbst oder sonst wie genannt werden. Ich habe vor ca. zweieinhalb Jahren begonnen, das Wort Seele nicht mehr zu mögen, weil ich gefühlt habe, dass es eine Energie transportiert, die mehr in die Irre als zur Wahrheit führt. Dennoch habe ich das Wort dann und wann verwendet, mangels eines besseren Wortes. Die Seele ist ein Konzept, sie bezeichnet nichts, was tatsächlich existiert. Ebenso das höhere Selbst, die Essenz und welche Worte es sonst noch gibt. Das sind genauso Konzepte wie Gott. In meinem Buch Spirituelle Revolution habe ich ausführlich darüber geschrieben, weil diese Konzepte dem Erwachen letztlich im Weg stehen.

Diese Konzepte hatten bis zu einem gewissen Punkt ihre Berechtigung und ihren Nutzen, weil sie darauf hinwiesen, dass es außer der flachen menschlichen Wahrnehmung noch etwas anderes gibt. Etwas, das größer und mächtiger ist als das, wie sich ein Mensch im täglichen Überleben selbst empfindet.

Ich mochte dann das Wort Göttlichkeit lieber, denn Worte wie Seele ließen die Vorstellung zu, dass es sich dabei um eigene Wesen oder zumindest Teile von mir handelte, die sich irgendwo aufhielten und die ich nicht so genau kannte. Während hingegen Göttlichkeit mehr auf eine Eigenschaft von mir deutete als auf ein Wesen. Eine Eigenschaft, derer ich mir früher nicht bewusst war und die ich nicht ausgelebt und eingesetzt hatte.

Seit einigen Wochen fühle ich aber sehr deutlich, worum es sich hier handelt. Ich muss kein Wort mehr suchen, das das bezeichnet, was ich ausdrücken will, sondern ich fühle klar, was es ist, und da ist das Wort mit dabei. Es ist meine Tiefe.

Die Menschlichkeit an mir ist gekennzeichnet von Flachheit. In der flachen Wahrnehmung, in der flachen Empfindung meiner selbst fehlt die Substanz, eben die Tiefe. Wenn ich zu mir gehe, in mein ganzes Sein, fühle ich, wie ich in die Tiefe gehe. Da nehme ich meinen Stamm und meine Wurzeln wahr. Ich nehme die Gewalt wahr, mit der ich wirken kann. Dann geht es mir wie dem Löwen, der ohne Anstrengung ganz locker mal seine Pfote bewegt und damit Gewaltiges auslösen kann, auch Verletzung natürlich. Mein Selbst-Bewusstsein liegt in der Tiefe, nicht in der flachen Weite. Das Gleichnis des Eisberges ist hier sehr schon, dessen sichtbare Spitze nur einen Bruchteil seiner gesamten Größe ausmacht. Der größte Teil des Eisberges liegt in der Tiefe unter Wasser.

Ich merke das sehr schön und deutlich jeden Tag nach dem Aufstehen. Wenn ich munter werde, fühle ich mich, als Ganzes. Dann kommt der Tag mit den menschlichen Aktivitäten und vor allem mit den menschlichen Gedanken und Sorgen, und schon ist die Tiefe weg. Ich merke, wie mir etwas fehlt. Kaum gehe ich die üblichen, menschlichen Verstandeswege, wird mein Leben flach, und ich frage mich: „Wo bin ich?“ Damit meine ich, wo sind meine restlichen 90%, die ich vor kurzem noch spürte? Und ich merke, wie ich mit der menschlichen Flachheit nicht viel ausrichten kann, mir fehlt das Wesentliche, oder das Meiste.

Das Flache der üblichen Menschlichkeit wird massiv unterstützt und getragen vom Verstand. Dieser einzige Teil von uns, der sich in der linearen Zeit bewegt. Vergangenheit – Zukunft zeichnet eine horizontale Linie. Auf der bewegt sich traditionelle Menschlichkeit, auf der ist wenig zu erreichen. In der Horizontalen, in der flachen Weite fühle ich die Trennung. Das ist eindeutig nicht die Trennung von Gott oder zu Hause im herkömmlich verstanden Sinn, sondern die Trennung von mir selbst, von meiner Tiefe.

Ich habe über das Fallenlassen geschrieben und über den Ozean. Da ging es um Tiefe, um meine Tiefe. Ich ließ mich hinein fallen, ich schwamm darin, ich bin der Ozean. In meiner Tiefe finde und erlebe ich dieses große Bewusstsein, meine Größe und meine Macht. Wenn ich in die Tiefe gehe, bin ich in der vertikalen Bewegungsrichtung. Dort gibt es keine lineare Zeit und alle Potentiale. Auf dieser Achse kann ich auch in die Höhe gehen und mir von dort aus mich, die Menschen, die Erde, das Universum von oben anschauen. Aus der Horizontalen Bewegungsrichtung geht das alles nicht.

Nun bin ich Gott und Mensch, vertikal und horizontal, tief und weit. Und das ist etwas Grandioses! Es geht nämlich nicht darum, was in der Esoterik oft gefordert wird, das Flache, Weite aufzugeben und in das Tiefe zu gehen. Es geht darum, die horizontale menschliche Bewegung mit meiner Tiefe, mit meinem gesamten Sein und aus meiner Tiefe heraus zu machen. Und das ist die großartige Erfahrung, die wir – zumindest in einer größeren Gruppe oder als Kollektiv – noch nie gemacht haben.

Wann immer ich das erlebe, ist es unbeschreiblich. Mich mit meiner Tiefe auch horizontal zu bewegen. Einfach geil. cool Denn dann ist die Ebene nicht mühsam, dann liegt in jedem Moment der Ebene die Tiefe, dann erlebe ich voll und bewusst, wie es ist, Zeuge meiner Schöpfungsprozesse zu werden. Dann sehe ich, wie in der Tiefe und aus der Tiefe heraus alles möglich ist. An dem Flachen und Weiten ist per se nichts Schlechtes. Das Ungemütliche an der Flachheit ist nur, in der Horizontalen zu verweilen und die Tiefe nicht wahrzunehmen, die aber da ist. Aus dieser Perspektive entstehen die Gefühle von Trennung, Ohnmacht und Anstrengung.

Nachdem ich für mich klar gefühlt hatte, dass das, was Menschen als Seele usw. bezeichnen, meine Tiefe ist, und ich so schön deutlich flach und tief wahrnehmen konnte, sah ich augenblicklich wieder dieses schöne Symbol des Kreuzes. Die waagrechte Linie der traditionellen, menschlichen Bewegung, das Flache, das Weite. Durch die Erweiterung meiner Wahrnehmung, durch die Erweiterung meines Bewusstseins wird die waagrechte von der senkrechten Linie geschnitten. Ich erlebe die Tiefe und die Höhe, mein ganzes Wesen. Violà, das Kreuz.

Nun mag es für manche Menschen verwirrend klingen, dass sie so oft hören, sie sollten ihre Seele, ihre Essenz einladen, zu ihnen zu kommen. Nun, diese Einladung ist eine Metapher, ein Gleichnis. Wenn du dich in der Haltung einer Einladung befindest, bist du offen und bereit für eine neue Erfahrung. Du bist dann bereit, deine Tiefe wahrzunehmen. Eingeladen hast du in Wahrheit freilich niemand, es gibt keine Seele. Du hast einen Trick benutzt, um dein Bewusstsein und deine Wahrnehmung zu erweitern. Ebenso, wie die Seele an sich ein Konzept ist, ist auch die Einladung ein Konzept. Viele erwachende Menschen haben über die Zeit (oft nicht gerade freudvoll) festgestellt, dass sie mit dem Festhalten an Konzepten eben nicht erwachen. (Siehe dazu wieder einmal mein viel zitiertes Buch. wink)

Es bist alles nur du. Deine Tiefe, deine Weite. Es geht nie um andere Wesen, immer nur um dich. Lade dich einfach selbst dazu ein, dich in deine Tiefe fallen zu lassen. Dort erlebst du dann deine Wunder. blush

Kommentare

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Schön geschrieben. Ich hatte vor etwa 30 Jahren eine intensive Zeit, in der ich viel geschrieben habe. Sog gesehen ein Dialog von Mensch zu Gott, mit Einsichten, die ich immer wieder in anderen Berichten finde...so auch in deinen. Hier stimmt das Zitat von mir:
Frage dich nicht warum du lebst, sondern erlebe dass du lebst.
Und: Wenn wir erkannt haben, dass wir Sein sind, wollen wir auch noch tun, und das nennen wir Gott.
LG Brigitte

PS: Facebook-Name Bebe Bol, unter Bilder/Album findest du meine Texte zum Sein.