Mein Erwachensprozess

Ich habe gerade Lust, über meinen Erwachensprozess zu schreiben, weil mir das letzte Nacht eingefallen ist. Das ist schon ein bisschen seltsam, weil die Zeit meines Erwachens normalerweise in meinem Gedächtnis nicht vorhanden ist. Diese Zeit ist ein paar Jahre nach meiner Erleuchtung mangels Bedeutung aus meinem Gedächtnis verschwunden. Aber dann ist mir eingefallen, dass das Erwachen unter anderem eine große Transformation ist, und ich befinde mich heuer schon das ganze Jahr wieder in einem Transformationsprozess, womit ich übrigens nicht der einzige bin. Und mir ist auch eingefallen, dass es ja für einige Menschen hilfreich sein kann, denn es gibt so viele, die irgendwann in ihrem Erwachsenenalter den Ruf zu erwachen vernommen haben und sich dann durch den Prozess des Erwachens durchquälen.

Ich beschreibe meinen Erwachensprozess in aller Kürze, denn ausführlich beschrieben könnte leicht ein Buch daraus werden, das zu schreiben ich aber keine Lust habe. Ich hebe hervor, was dabei wichtig war, worauf es wirklich ankam, denn der Weg ist ja individuell und somit bei jedem anders. Aber das, worauf es ankam, ist für jeden gleich wichtig.

Wenn ich von meinem Erwachensprozess rede, meine ich meinen bewussten Erwachensprozess, denn der gesamte Prozess hat schon vor meiner Geburt begonnen, wie mir in meinem bewussten Prozess dann klar wurde. Aber das war mir eben nicht bewusst. Erst, als mir bewusst war, dass ich am Erwachen war, habe ich es gemerkt und bin dann eben bewusst den Weg des Erwachens gegangen. Entlang des bewussten Weges konnte ich dann eben auch bewusste Entscheidungen und Wahlen treffen.

Mein Erwachensprozess war ausgesprochen kurz, er begann Anfang September 2006, also vor ziemlich genau 17 Jahren, und endete am 12. Dezember 2009 mit meiner Erleuchtung, also vor nicht ganz 14 Jahren. Er dauerte also nur drei Jahre und drei Monate. Ich kenne sonst niemanden, der drei Jahre nach dem Beginn seines bewussten Erwachens seine Erleuchtung erfahren hat. Außer den neuen Kindern natürlich, aber bei denen ist so manches anders.

Es ist natürlich plakativ, wenn ich so einteile und abgrenze. Man kann genauso gut sagen, dass das ganze Leben ein einziges Erwachen ist. Aber am vorderen Ende war es bei mir so, dass mir mein Erwachen bis August 2006 nicht bewusst war, und was mir nicht bewusst ist, zählt nicht. Und obwohl auch nach der Erleuchtung meine Augen immer offener wurden, mein Gesichtsfeld größer, ist die Erleuchtung eine Zäsur. Ein Ereignis, das alles verändert. Vor der Erleuchtung wusste ich nicht, wer ich bin, ab der Erleuchtung schon. Ab da war ich ein bewusster göttlicher Mensch, der sich selbst und seine Möglichkeiten kennt. Ab der Erleuchtung war Schluss mit Vermuten, Glauben-Wollen und Spekulieren, ab da gab es Gewissheit, unumstößlich. Die Erleuchtung ist das Ende der Suche, das Ende der endlosen Fragen.

Gut, genug der Einleitungen und Vorbemerkungen. Begonnen hat es damit, dass ich im Mai 2006 meinen Job kündigte und mir keinen anderen mehr suchen wollte. Damals stellte ich mir vor, eine Auszeit von ca. sechs Monaten zu nehmen, um einerseits eine Pause zu machen und mir andererseits klar darüber zu werden, was ich nach der Auszeit tun wollte. Und dabei war ich völlig offen! Ich hatte keineswegs die Vorstellung, meinen bisherigen Job weiter zu machen, den ich sehr gut konnte und mit dem ich viel Geld verdiente.

Leider wurde ich nicht dienstfrei gestellt, also musste ich eine dreimonatige Kündigungsfrist abarbeiten – oder absitzen. Mein Weltbild war zu jener Zeit, wie mein ganzes Leben lang, rein materialistisch. Mit Spiritualität konnte ich nichts anfangen. Es gab für mich nur ein Leben, das mit dem Tod endete, und aus. Dieses eine Leben sollte man sich so gut wie möglich gestalten, denn es gab ja nur dieses eine. Ein Mensch war für mich ein hochentwickeltes Tier, fertig.

Eine Woche vor dem 31. August 2006 war es dann so weit, endlich frei! Ich hatte noch genau eine Urlaubswoche offen, also endete meine Arbeit eine Woche vor dem letzten August. An jenem Tag gab es eine große, große Feier, die mich für gut zwei Tage betrunken machte. Überhaupt war ich die letzte Augustwoche nur am Feiern und Saufen. Mit Beginn des Septembers beendete ich das Feiern und Saufen und begann mein neues Leben.

Ich erinnere mich natürlich nicht an den genauen Tag, aber es war einer der ersten Septembertage, als ich in die nächste Buchhandlung ging und mich wie ferngesteuert zu den esoterischen Regalen begab. So etwas war vor jedem Tag definitiv nicht möglich gewesen. Ich schaute mir viele Bücher an und kaufte dann eines über Chakren. Das war auch einigermaßen dick, sodass ich viel Lesestoff hatte. In der Folge habe ich es verschlungen. Ich hatte damals noch nicht lange gewusst, was Chakren überhaupt sind, hatte das Wort noch nicht lange gekannt. Und das führt mich doch noch einmal zu ein bisschen Vorgeschichte.

Bereits ab Sommer 2003 hatte ein Vorbote von Spiritualität Einzug in mein Leben gehalten. Ich hatte über die Jahre immer wieder etwas von Feng Shui gehört aber nicht wirklich gewusst, worum es da ging. Ich glaubte damals, es ginge lediglich darum, sich seine Wohnung / sein Haus so gemütlich wie möglich zu gestalten, damit man sich darin so richtig wohlfühlt. Genau das wollte ich, und deshalb habe ich mir damals zwei Bücher über Feng Shui als Urlaubslektüre gekauft. Doch dann ging es um Energien, die im gesamten Universum wirken und um das ganze Leben überhaupt, alles betrachtet von einer feinstofflichen, energetischen Ebene. Das passte so gar nicht zu meinem materialistischen Weltbild, gleichzeitig habe ich mich diesem Thema aber nicht ganz verschlossen. Ich habe durchgeatmet und zu mir gesagt: „Hui, das ist aber ganz schön viel! Eine starke Sache! Gut, ich nehme für mich, was ich jetzt nehmen kann und lasse den Rest einstweilen liegen.“

Bereits im Dezember 2003 baute ich meine Wohnung komplett um. Nicht nur neue Möbel, auch einen neuen Boden, eine neue Heizung, natürlich neue Vorhänge usw. Nach dem Umbau war in meiner Wohnung nichts wie davor. Das Ergebnis war prächtig, ich habe mich wohlgefühlt wie nur was. Auch alle Besuche, die zu mir kamen, haben sich sauwohl gefühlt. Mein Feng-Shui-Projekt war ein voller Erfolg. Und es hatte sich auch einiges in meinem Leben zum Besseren geändert.

Obwohl das vor meinem bewussten Erwachen war, liegt darin etwas Wichtiges und Wesentliches für den gesamten Erwachensprozess. Ich habe mich nie damit aufgehalten, zu lernen und zu erkennen, sondern ich habe sofort alles, was ich gelernt und erkannt hatte, in meinem Leben angewandt und umgesetzt. So war mein ganzes Erwachen nicht bloß eine spirituelle Erfahrung, sondern immer auch eine praktische. Das hat alles handfester und begreiflicher gemacht. Und ich habe dabei schnell zu unterscheiden gelernt, was bloß Gelaber ist und was man wirklich leben kann. Denn wenn man sie nicht leben kann, ist die ganze Spiritualität nichts wert.

Feng Shui war aber nicht das einzige Spirituelle ab 2003. Es gab da eine Arbeitskollegin, die gerade eine Coaching-Ausbildung machte und deutlich spirituell ausgerichtet war. Ich war immer sehr neugierig auf Neuigkeiten von ihrer Ausbildung, da ging es ja viel um Soft Skills und nicht um Hard Facts. Sie erzählte mir von einem Kurs „Reise ins Ich“, der mich sehr neugierig machte. Ihre Tätigkeit in der Firma war Leiterin der Investment-Abteilung, also etwas ganz anderes. Im Lauf der Zeit habe ich von fünf bis zehn Menschen in der Firma mitgekriegt, dass sie daneben ein spirituelles Leben hatten. Im Dezember 2003 suchte ich wieder einmal eine Tanzpartnerin für einen Salsa-Bachata-Merengue-Kurs und fand auf Anhieb die perfekte Partnerin dafür. Sie studierte die mündlich überlieferte Kabbala und war auch sonst sehr spirituell ausgerichtet. Bei unserem ersten Treffen erklärte sie mir mein gesamtes Leben. Mir blieb der Mund offen stehen, sie hatte mit allem voll ins Schwarze getroffen. Von ihr hörte ich dann auch zum ersten Mal das Wort Chakra.

Meine Arbeitskollegen betrachteten aber Spiritualität als alternative Freizeitgestaltung, sie brachten sie nie wirklich in ihr Leben. Meine Tanzpartnerin war ein bisschen ernsthafter, aber letztlich auch nicht so wirklich. In meiner damaligen Firma gab es einen Unternehmensberater, von dem viel erzählt wurde. Er coachte ein paar Manager aus der obersten Führungsetage und war gelegentlich Berater bei manchen Projekten. Ich glaube, es war 2005, als ich ihn als Berater für eines meiner Projekte engagierte. Er machte einen wirklich guten Job, aber das Wesentliche war, dass auch er spirituell ausgerichtet war, und zwar deutlich mehr als alle meine Kollegen. Eines Abends gingen wir was trinken und unterhielten uns dabei weniger über das Projekt und mehr über Spirituelles. Und dann sagte er mir, ich sei ein Meister. Das glaubte ich ihm natürlich nicht.

Trotz all dieser Erfahrungen mit spirituellen Menschen war mein Weltbild immer noch materialistisch, und damit komme ich wieder zurück zum Herbst 2006. Wie gesagt, das Buch über Chakren habe ich verschlungen. Darin waren auch Übungen für Chakra-Yoga, die ich natürlich gemacht habe. Ich machte auch die sieben Tibeter. Ich kaufte mir T-Shirts in den Farben der Chakren für das Chakra-Yoga, Kristalle zur Aktivierung einzelner Chakren und jede Menge Bachblüten. Du siehst, ich war so richtig in der Phase 2 des Erwachens und voll am Esoterik-Trip. Mein Weltbild hat sich binnen kürzester Zeit total verändert, ich habe alles geglaubt, was ich gelesen hatte. Ich surfte auf esoterischen Webseiten, kaufte mehr Bücher und vertiefte meine Feng Shui Kenntnisse.

Im Nachhinein betrachtet hatte die Befassung mit Feng Shui eine gute Sache für mich: ich habe gelernt, Energie mit meinen Händen zu fühlen. Somit war Energie nichts Feinstoffliches mehr für mich, ich konnte sie ja angreifen! Also war ich wieder bei meinen handfesten Sachen. Ich habe gefühlt, wo sie leicht und in Bewegung war und wo sie schwer war und schon lange stand. Die stehende Energie konnte ich mit meinen Händen wieder in Bewegung setzten. Ich habe sie an vielen Menschen gefühlt, da war sie am stärksten und selbst aus zehn Metern Entfernung noch gut zu spüren. Ich habe sie an Tieren gefühlt, dann an Pflanzen und schließlich an sogenannten toten Gegenständen wie Steinen und Wänden. Ich habe meine Chakren mit meinen Händen gefühlt. Sie waren deutlich unterschiedlich stark. Ich habe gefühlt, wie die Chakren atmeten. Jedes Chakra atmete in einem anderen Tempo.

Gleichzeitig hatte ich viel Kontakt mit vormaligen Arbeitskollegen aus der letzten Firma, ich wurde zu vielen Festen und Feiern eingeladen. Interessanter Weise hatte ich auch wieder mehr Kontakt zu den Kolleginnen meiner vorletzten Firma, sie kontaktierten mich wieder öfter für gemeinsame Unternehmungen. Ja, Kolleginnen, denn da waren ausschließlich Frauen. Und erst da offenbarte mir die jüngste von ihnen, wie spirituell sie war und was sie alles machte. Daraufhin trafen wir uns etwas öfter. Sie verhalf mir zu einer Erfahrung von sehr großem Wert.

Eines Abends besuchte sie mich in meiner Wohnung, in der sie sich auf Anhieb wohlfühlte. (Meine Feng Shui Maßnahmen.) Sie erzählte mir von einer Frau, mit der sie schon öfter zu tun gehabt hatte und die darauf spezialisiert war, die Seele ihrer Klienten zu channeln. An jenem Abend hörte ich zum ersten Mal etwas von Channeling. Ich war neugierig wie nur was und bat um die E-Mail-Adresse dieser Frau, denn Homepage hatte sie keine. Gleich am nächsten Tag schrieb ich sie an und erhielt auch einen zeitnahen Termin. Damals hielt ich ja all diese Menschen, die im spirituellen Bereich tätig waren, für große Meister und dachte, die wären alle auf Wochen oder Monate ausgebucht. Erst viel später lernte ich, dass praktisch alle um Klienten kämpfen, auch die großen, bekannten Namen, die auch du kennst. Da gibt es nur ganz, ganz wenige Ausnahmen.

Ich glaube, es war Dezember 2006, als ich zu meinem Seelenchanneling ging. Mit größter Ehrfurcht bin ich dagesessen, habe zugehört, was mir meine Seele zu sagen hatte und habe meine Fragen gestellt. Dieses Channeling war deshalb so bedeutend für mich, weil es wieder ein Beweis war, dass das ganze spirituelle Zeug kein Fake war, kein Fake gewesen sein konnte. Meine Seele wusste alles über mich. Sie erzählte mir von meiner Herkunft, meiner Familie, in der ich ca. 30 Mal inkarniert war, von meinem Werdegang und von meinen Freunden. Fragen zu konkreten Personen beantwortete sie mühelos und zutreffend. Allerdings habe ich auch bemerkt, dass meine Seele nicht wusste, wie viel ich schon wusste über manche Themen in meinem Leben. ZB wie bewusst mir das Thema Macht schon war und meine Muster dazu. Wenn ich mich recht erinnere, sagte sie bereits im ersten Satz, ich sei ein Meister. Das habe ich glatt ignoriert, ich habe es einfach überhört. Mittendrin sagte sie einmal, ich solle das Leben genießen und kein schlechtes Gewissen dabei haben. Und am Ende sagte sie mir, ich wüsste schon alles und bräuchte kein weiteres Channeling mehr.

Das Channeling dauerte ca. eine Stunde, danach fühlte ich mich erhoben und erhaben. Ich kann es gerade nicht in Worte fassen, wie tief ich beeindruckt war, ich hatte fast wackelige Beine. Sandra hatte das Channeling auf Tonbandkassette aufgenommen, die sie mir gab, damit ich es später noch einmal anhören konnte. Das war zwar damals schon technisch veraltet, aber praktisch und einfach. Nach dem Channeling ging ich sofort in eines meiner damaligen Lieblingslokale und feierte. Das mit dem Leben genießen blieb mir in Erinnerung.

Die sechs Monate nach Beendigung meiner Arbeit, also die Zeit von September 06 bis Februar 07, waren eine extrem gute Zeit. Der Hauptgrund dafür, warum diese Zeit so gut war, war, dass ich keine Sekunde lang darüber nachgedacht habe, was ich nach meiner Auszeit tun wollte. Ich war völlig unbeschwert. Ich bin jeden Tag, nämlich wirklich jeden, auf die Donauinsel gefahren und habe ausgedehnte Spaziergänge gemacht. (Für alle, die Wien nicht kennen: Die Donauinsel ist an die 25km lang, da kann man wirklich lange spazieren gehen.) Dabei habe ich mit mir geredet. Nicht ununterbrochen, aber wirklich viel. Dabei habe ich erkannt und erkannt, ich habe spielerisch immer besser herausgefunden, was ich denn will in meinem Leben. Was ich wirklich will. Natürlich habe ich auch die Dinge hin und her gewälzt, die ich in den Büchern gelernt hatte.

Es war auch deshalb eine gute Zeit, weil ich noch Geld gehabt hatte. Ich hatte früher im Großen und Ganzen das viele Geld, das ich verdient hatte, auch ausgegeben und keine Rücklagen gebildet. Aber am Ende meiner Arbeit war halt doch noch was übrig, es kamen auch ein paar Abschlusszahlungen zusammen. Also konnte ich einmal sechs Monate gut leben, ohne mich einzuschränken. Während dieser Zeit haben mich auch ein paar Leute angerufen und mir Jobs angeboten, die ich allesamt ablehnte.

Der Gipfel war am Ende der sechs Monate. Ich hatte ein Angebot, ein sehr großes Projekt zu leiten, das ca. ein Jahr lang dauern sollte. Ich hätte dabei so enorm gut verdient, dass ich auf Jahre ausgesorgt gehabt hätte. Es hat keine Gehaltsverhandlungen gegeben. Der Firmenchef fragte nur am Telefon: „Was sind Ihre Konditionen?“ Er hätte jeden Preis bezahlt. Aufgrund dieses vielen Geldes sagte ich im ersten Moment zu. Doch dann spürte ich meine Leidenschaft, die etwas anderes sagte. Ich war verunsichert. Am Abend traf ich mich mit einer Freundin, mit der ich in jener Zeit viel Kontakt hatte. Ich wollte sie um Rat fragen und erzählte ihr alles über diese Arbeit und über mein Innenleben und meine Leidenschaft. Ihr Rat war kein Rat, und das war der beste Rat, den sie mir geben konnte. Sie sagte: „Es ist doch so klar, was du wirklich willst. Also warum fragst du mich dann?“ Nun war die Sache klar. Am nächsten Tag schrieb ich dem Firmenchef, dass ich leider absagen musste.

Ich habe ja gesagt, dass ich mich in diesem halben Jahr auch intensiver mit Feng Shui befasst hatte. Ich beschloss also, Feng-Shui-Berater zu sein. Im folgenden Monat verfasste ich Prospekte und bereitete mein erstes Feng Shui Seminar vor. Es kamen nicht viele Leute, aber daraus entstanden gleich zwei Aufträge. Weitere Aufträge folgten, weil Menschen meinen Folder in einschlägigen Geschäften gesehen hatten Das ging alles unheimlich schnell, ich hatte auf Anhieb Erfolg, vom dem ich leben konnte. Erst später fing ich an, Konzepte für mein kleines Unternehmen zu schmieden, und ab da ging es bergab. Konzepte und Pläne sind der Tod eines erwachenden Menschen, der seine Leidenschaft lebt. Punkt. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Überhaupt war ich im Jahr 2007 im Zwiespalt. Feng Shui ist zwar nicht frei von Spiritualität, aber es ist doch etwas anderes. Ich spürte aber, dass mich der spirituelle Weg deutlich mehr anzog als Feng Shui. Mit meinen Finanzen sah es mittlerweile düster aus. Ich versuchte, Feng Shui als Broterwerb zu etablieren, während mein wirkliches Interesse woanders lag. Ich habe das auch an meinen Klienten gemerkt. Bei Beratungen und Vorträgen fragten sie mich immer mehr nach anderen Sachen als Feng Shui. Nach wirklich spirituellen Sachen. Sie offenbarten mir ihre Leben und fragten mich um Rat.

Weiters vollzog sich im Lauf von 2007 langsam der Übergang von Phase 2 auf Phase 3 des Ewachens. Da verschwand der Enthusiasmus, der für Hochstimmung gesorgt hatte, und machte der mühsamen Transformation Platz. Das Problem dabei war nur, dass ich von all dem nichts wusste. Hätte ich damals mein heutiges Ich als Begleiter gehabt, wäre sehr vieles unendlich leichter gewesen.

Im Jahr 2007 bin ich durch viele spirituelle Strömungen gegangen. Ich bin überall wirklich eingetaucht, ich habe sie nicht bloß berührt. Ich habe jeweils die aktuelle Strömung, in der ich gerade war, für richtig und wahr gehalten. Ich habe mit heiligen Geometrien gearbeitet, an mir und an anderen. Puh, das hat gewirkt! Und zwar sofort, nicht irgendwann später. Meine eigene Schwingung war so hoch, dass die Esoteriker, von denen ich das hatte, meinten, das sei unmöglich. Mein Körper fühlte sich superleicht und ausgedehnt an. So ausgedehnt, dass ich manchmal glaubte, meine physische Existenz würde bald verschwinden, ich würde bald nur mehr ein feinstoffliches Wesen sein. Ich habe an die blöden Engelhierarchien und an Gott geglaubt. Ich habe mit der Aura gearbeitet und gechannelt. Ich habe Lichtnahrung gelebt und weiß der Kuckuck was alles noch. Ich habe wahrlich nicht viel ausgelassen. Überhaupt habe ich viel mit Energien gearbeitet. Es hat ja alles auch irgendwie gewirkt. Ich konnte nie behaupten, dass irgendetwas nur wirkungsloser Unsinn gewesen wäre.

Und doch war da etwas in mir, das immer wieder sagte: Das ist es nicht. Das ist alles viel zu kompliziert, in Wahrheit ist alles viel einfacher. Und es ist alles irgendwie larifari, es ist zu wenig echt. Also habe ich alle Übungen, die ich gemacht hatte, wieder abgesetzt. Was für eine Erleichterung! Die Kristalle, Bachblüten, Pendel und T-Shirts habe ich wieder eingemottet. Immerhin war das alles auch zu einem Stück meiner Identität geworden! Du siehst, ich habe schon einige Übung darin, alte Identitäten abzulegen.

2008 ging dann noch ein bisschen so ähnlich weiter wie 2007, nur ohne das ganze Lametta drum herum. Ich war auf der Suche nach Wahrheit und nach mir. Und dann habe ich auf einer Website, die zu meinem damaligen Repertoire gehörte, einen Hinweis auf Kryon entdeckt, weil der gesagt hatte, dass es Luzifer nicht gäbe. Kryon wurde schnell zu meinem Liebling, ich las alle Channelings, die ich kriegen konnte. Das war schon ein gutes Stück echter als das Esoterik-Zeugs davor. Außerdem habe ich in diesem Jahr Bärbel Mohr für mich entdeckt. Abgesehen davon, dass ich fasziniert war von der Idee, alles, was ich wollte, einfach beim Universum zu bestellen, war ich angetan von der unbekümmerten Leichtigkeit und dem Humor, mit dem sie alles erzählte. Natürlich kaufte ich alle Bücher von ihr, die ich kriegen konnte. Und ich habe bestellt wie ein Wilder. Und es hat funktioniert. Und ich hatte den erhellenden Gedanken: „Das Universum, das bin ja ich!“ Also habe ich in der Folge bei mir bestellt, nicht mehr beim Universum. Und siehe da, das hat genauso gut funktioniert.

Durch eine Anregung von Kryon habe ich 2008 erkannt, dass ich Gott bin. Da war dann aber endgültig Schluss mit irgendeinem Gott irgendwo da oben in den ganz hohen Dimensionen. Es war aber auch bald Schluss mit Kryon, denn ich hatte auch bei ihm immer mehr das Gefühl, dass er etwas verheimlicht oder um etwas herum redet, dass er nicht klar ist. Am Ende habe ich zu mir gesagt: „Kryon redet nur Scheiße.“ Das stimmt so natürlich nicht, aber sein Gerede hat immer weniger meiner Wahrheit entsprochen. Auch bei ihm war zu viel Larifari, auch er war zu wenig echt und hat zu viel herumgeeiert. Ich war also 2008 schon deutlich weiter fortgeschritten als 2007. Ich hatte schon viel mehr Vertrauen in mein Gespür, mein Gefühl, meine Wahrheit. Und alles, was dem nicht entsprach, wurde auf den Mist geworfen.

Kryon erwies mir einen letzten Dienst, und zwar durch den/die Menschen, der/die die damalige Website kryon.de betrieben hat/haben. Dort wurden die amerikanischen Kryon-Channelings durch Lee Carroll fachmännisch ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. (Übersetzen will gekonnt sein!) Aus irgendeinem Grund landete dort eines Tages im August 2008 der Auszug eines Channelings von Tobias, gechannelt von Geoffrey Hoppe. Ansonsten gab es auf dieser Seite nur Kryon. Es war Tobias’ legendärer „Brief an erwachende Menschen“. Ich habe diesen Brief gelesen und war begeistert. Dadurch bin ich auf den Crimson Circle gestoßen.

Das war jetzt wirklich echt. Kein Larifari, kein altes Zeug aus Indien, nur Tacheles und Echtes. Mit Tonnen an Verständnis für die erwachenden Menschen. Es wurden damals dort drei Wesen gechannelt: Tobias, der der Hauptredner war und den Crimson Circle ins Leben gerufen hatte, Adamus Saint Germain und Kuthumi. Ich liebte sie alle. Endlich hörte/las ich meine Wahrheit. Alles, was in mir war, ich aber sonst nirgends bestätigt fand, wurde dort gesagt. Ich wurde bestätigt, bestätigt und bestätigt. Das tat sooo gut! Ich habe fast alle Channelings verschlungen. Das waren Berge, und sie waren lang. Dort wurde nicht herumgeeiert, dort wurden keine Blümchen verteilt, es war einfach nur Klartext. Ich fühlte mich angekommen, obwohl ich noch nicht erwacht war. Und ich habe schnell eine neue Identität angenommen: Shaumbra. Ein Kunstwort, das Tobias eingeführt hatte, und das so viel bedeutet wie „Menschen auf der Reise nachhause“ bzw. „Menschen auf der Reise zuhause“.

Eine Sache beim Crimson Circle war mir neu, nämlich die Sache mit der Neuen Energie. Tobias hat viel darüber gesprochen, viel mehr als später Adamus. Tobias erklärte sie nur bruchstückhaft, und zwar aus zwei Gründen. Der eine war, dass Neue Energie, die tatsächlich neu zu der bereits bestehenden Energie dazu gekommen ist, mit dem Verstand nicht erfassbar ist. Also kann man sie auch nicht erklären. Der andere Grund war, dass er selbst und alle anderen aufgestiegenen Meister auch noch nicht allzu viel über sie wussten. Sie war eben sehr neu. Tobias sagte sinngemäß: „Wir wissen auch noch nicht viel darüber. Ihr seid diejenigen, die sie als erstes anwenden und Erfahrungen damit machen. Ihr lehrt dann uns.“ Er hat nur ein paar Grundelemente immer wieder gesagt. Die Neue Energie ist eben neu, es hat sie davor nie gegeben. Sie ist völlig anders als alte Energie. Sie schwingt nicht, sondern expandiert, und zwar in alle Richtungen gleichzeitig.

Aufgrund meines Feng-Shui-Wissens konnte ich mir das mit der Expansion gut vorstellen. Das ist wie Holzenergie und Metallenergie gleichzeitig, was im Feng Shui natürlich nicht möglich ist. Es ist auch wie Feuer- und Wasserenergie gleichzeitig. Jedenfalls hat es mir die Neue Energie auf Anhieb angetan, obwohl ich sie lange nicht verstand. Ich war ganz sicher nicht der einzige, der trotz unmissverständlicher Hinweise von Tobias versuchte, Neue Energie mit dem Verstand zu begreifen. Ich scheiterte und scheiterte und scheiterte. Unbelehrbar, typisch Mensch halt.

Ein Erlebnis ist mir besonders in Erinnerung. Ich war wie fast jeden Tag in meinem Stammcafé. Ich hatte mich zuerst mit Feng Shui befasst und dann sie Sache lustlos beiseite gelegt. Ich ging an die Bar und dachte über Neue Energie nach. Wieder einmal. Die diensthabende Kellnerin mochte ich gern, aber wir hatten kein Naheverhältnis. Scheinbar war gerade nicht viel los, denn sie stand viel hinter der Bar. Es war auch gar nicht ihre Art, mich über die Bar anzuquatschen, sie betrachtete sich nicht als die Unterhalterin der Kunden. Ich dachte also über Neue Energie nach und kam an einen Punkt, wo ich der Lösung des Rätsels ganz nahe war. In dem Moment sprach mich die Kellnerin an und verwickelte mich in ein kurzes Gespräch. Ich war nicht erfreut. Nach kurzer Zeit war das Gespräch zu Ende, ich widmete mich wieder der Neuen Energie. Und kam wieder an den Punkt wie zuvor, kurz vor des Rätsels Lösung. Da sprach sie mich wieder an und zeigte mir irgendetwas in irgendeiner Zeitschrift. Ich war natürlich noch mehr unerfreut. Das Spiel ging dann noch zweimal so. Am Ende musste ich dann schon lachen. Neue Energie mit Verstand geht eben nicht, und die Kellnerin hat mir unbewusst dabei geholfen, das endlich einzusehen.

2008 gab es auch noch zwei bemerkenswerte Ereignisse mit Feng Shui. 2007 gingen ja die Aufträge auf Null zurück, nachdem ich Konzepte geschmiedet hatte. Ich hatte mich daran gewöhnt und ließ die Sache liegen. Und dann, in den ersten Monaten 2008, rief mich ein Mann an und erteilte mir einen Großauftrag. Ich sollte einen neu errichteten Gewerbepark südlich von Wien gemäß Feng Shui gestalten. Der Mann war mir fremd, ich weiß auch nicht mehr, woher er meinen Namen und meine Telefonnummer hatte. Ich erwähne dieses Ereignis, weil das die Art ist, auf die die Dinge für erwachende und erwachte Menschen ablaufen. Pläne, Ziele, Konzepte usw. sind alter Schrott und funktionieren für wache Menschen nicht mehr. Alles, was man braucht und wünscht, kommt ganz von selbst – wenn man nicht ständig daran denkt.

Das zweite Ereignis war, dass ich zu Jahresende Feng Shui auf den Müll geworfen habe. Ich habe einfach immer deutlicher gespürt, dass das in dieser Zeit nicht mehr meine Leidenschaft war. Für mich gab es nur noch Erwachen und Neue Energie. Die Trennung vom Feng Shui war durchaus eine menschliche Leistung, denn so menschliche Leidenschaften werden ja schnell identitätsstiftend. Ich habe es durchaus oft gesehen, dass Menschen etwas taten, was sie gar nicht mehr wollten. Sie erhielten ihre ehemaligen Leidenschaften künstlich am Leben, was dann nur noch ein Herummurksen war. Wenn ich aber nach meiner Leidenschaft lebe, dann nach der, die jetzt da ist, nicht nach der, die vor Jahren da war. Es ist wichtig, sich von Leidenschaften zu verabschieden, wenn das Feuer nicht mehr brennt.

Das Jahr 2009 plätscherte ein bisschen dahin. Ich fühlte mich fertig, durch mit dem Erwachen, war aber noch nicht erwacht. In mir tauchte etwas auf, was über viele Jahre immer wieder aufgetaucht war, nämlich das Schreiben eines Buches. In früheren Jahren hatte ich immer wieder den Wunsch gehegt, ein paarmal auch damit begonnen, es letztlich aber doch wieder liegen lassen. Anfang 2009 war es mir aber ernst damit. Es muss Februar gewesen sein, als ich eine Liste von Büchern erstellte, die ich mir vorstellen konnte zu schreiben. Die Liste umfasste nicht weniger als 14 Bücher. Ich begann nicht gleich zu schreiben, sondern wartete noch ein paar Tage. Und da kam die zündende Idee: Ich schreibe über das Leben, das Leben versus Überleben, was schlafende Menschen tun. Ich sah klar und deutlich den Unterschied zwischen Überleben und Leben. Dieses Thema stand nicht einmal auf meiner Liste. Ich ging dann gleich mit dem Laptop in mein Stammcafé und legte los.

Da war sie, meine neue Leidenschaft. Und die war tiefer als meine vorige. Innerhalb von ca. vier Monaten sind über 400 Buchseiten nur so aus mir heraus geflossen. War das eine schöne Zeit! Am Ende druckte ich das ganze Buch aus und las zum ersten Mal das Gesamtwerk. Als ich fertig war, war ich so tief beeindruckt wie noch nie und sagte zu mir: „Das ist das Beste, was ich je gelesen habe!“

Das war eine neue Qualität. Ich hatte ja in Studium und Beruf schon viel geschrieben, und mein Eindruck war immer: „Ja, es ist ganz okay. Nicht besonders, aber es geht so.“ Und diesmal war ich zum ersten Mal total begeistert und tief beeindruckt von meinem Werk. Da habe ich mich erstmals als Schöpfer erlebt, der gar nicht anders kann, als seine Schöpfung zu lieben. Egal, was andere dazu sagen. Dieses Buch war meine erste Schöpfung als bewusster Schöpfer, meine erste tiefe Leidenschaft, die eine göttliche Leidenschaft war. Diese Qualität besteht bis heute, ohne Ausnahme.

Dann kam der mühsame Teil, die Suche nach einem Verlag. Self-Publishing steckte damals noch in den Kinderschuhen, es war für mich keine ernstzunehmende Alternative. Ich suchte nicht wirklich viel oder intensiv, und entschied mich dann für vier Verlage, die ich anschreiben wollte. Drei kleine und ein mittelgroßer. Bei großen Verlagen hat man von vorn herein keine Chance als neuer Autor. Wie ich staunte und mich freute, dass alle vier Verlage erstens geantwortet haben, zweitens ein Exposé wollten, drittens dann das ganze Manuskript wollten und viertens dann zugesagt haben, das Buch zu veröffentlichen. Davon träumen zigtausend Autoren allein im deutschsprachigen Raum, die es nie bis zu einer Veröffentlichung schaffen. Und ich konnte nun unter vier Verlagen auswählen. Ich habe zwar mit allen Verlagen gesprochen, aber ich hatte von vornherein einen Favoriten, nämlich den Omega Verlag, der die Bücher von Bärbel Mohr herausgebracht hatte. Also entschied ich mich für den und sagte den anderen ab.

Wir tauschten viele und lange E-Mails aus über spirituelle Themen, es wurde schnell persönlich vonseiten der Verlegerin. Wir waren auch bald per Du, ich fühlte mich wohl. Obwohl schon drei Lektoren dem Buch zugestimmt hatten, machte die Verlegerin ein Probelektorat um zu sehen, wie es mit der Zusammenarbeit klappt. Sie nahm also ein, zwei Kapitel und tat so, als ob sie es jetzt wirklich lektorieren würde. Sie machte Korrekturen und Änderungsvorschläge, alles funktionierte gut. Schon nach kurzer Zeit beendete sie das Probelektorat und wollte mir den Vertrag zuschicken. Wir hatten ein langes Telefongespräch, an dessen Ende sie meinte, sie wolle sich doch noch einmal das ganze Buch durchlesen, bevor sie mir den Vertrag zuschicken würde. Nach ein paar Tagen sagte sie mir, dass sie das Buch doch nicht nahm.

Die Verlegerin stand unter starkem Einfluss des Nondualisten Werner Ablass, den sie auch verlegte. Aufgrund ihres mittlerweile nondualistischen Weltbilds konnte sie mein Buch nicht verlegen. Meine Welt ist zusammengebrochen. Ich brauchte Monate, um mich von diesem Schock zu erholen. Dann wurde es schon Dezember, ich erlebte meine Erleuchtung, in der ich auch plötzlich Neue Energie verstand. Es war total einfach.

Mein Buch gibt es übrigens heute noch als dreiteilige Serie Überlebst du noch, oder lebst du schon?, und es wird nach wie vor gekauft. Mein Jahr 2009 bestand im Wesentlichen aus meinem Buch und dem Crimson Circle, der für mich ein ewiger Quell der Erkenntnis und der Freude war. Und es gipfelte in meiner Erleuchtung, endlich.


Dein Erwachensprozess sieht oder sah mit Sicherheit ganz anders aus. Ich habe hier die (verkürzte) Chronologie meines bewussten Erwachens erzählt, weil darin einige Dinge zu finden sind, auf die es ankommt und die ich nun zusammenfasse.

Während meines Erwachens sind alle Beziehungen verloren gegangen. Davor hatte ich viele, danach gar keine alten mehr und wenige neue. Diese Trennungen geschahen im beiderseitigen Einvernehmen. Zum einen wandten sich Freunde immer mehr ab, weil sie mich für einen Spinner hielten, zum anderen habe ich den Kontakt nicht mehr gesucht, weil sie mich nicht verstanden. Im Prozess selbst hat sich meine Beziehungswelt öfter geändert, immer passend zu der Phase, in der ich gerade war. Von meiner Familie hatte ich mich zum Glück schon vorher getrennt, ich habe mir oft dafür gedankt. Sie hätte mich gebremst, es hätte viele Komplikationen gegeben. Ich habe nie einer Beziehung auch nur eine Träne nachgeweint.

Während meines ganzen Erwachens habe ich Tagebuch geschrieben, viel mit mir geredet und immer öfter beides kombiniert. Das war ein authentisches Bedürfnis. Erst später habe ich mitgekriegt, dass dieser Selbstausdruck angewandte Neue Energie war, in der ich mich selbst sehr viel schneller und leichter finden konnte als Menschen, die das nicht tun.

Während meines Erwachens habe ich immer mehr und immer deutlicher die Perfektion meines ganzen Lebens gesehen. Der Ort meiner Geburt, die Umstände meines Aufwachsens, meine Familie, meine Freunde, jede Entscheidung und jede Fehlentscheidung, alles war so perfekt, dass ich nur noch staunen konnte. Das ist es bei jedem Menschen, man muss es nur sehen wollen.

Das beste überhaupt war, dass ich vor meinem Erwachen aufgehört habe zu arbeiten. Im Erwachen braucht jeder Mensch unendlich viel Zeit für sich selbst, und die hatte ich. Ich hatte die meiste Zeit viel zu wenig Geld, dafür aber Zeit. Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass die Zeit für mich wichtiger war als das Geld.

Ich habe viele Entscheidungen getroffen, die meinem Verstand – und den meisten Menschen – völlig verrückt vorkamen. Du siehst ja in meiner Erzählung, auf welche Einkunftsquellen ich verzichtet habe. Diese Quellen waren eben nicht kompatibel mit meinem Gefühl. Nicht kompatibel mit dem, von dem ich spürte, dass ich es mehr wollte als alles andere, nämlich erwachen. Ich bereue keine einzige Entscheidung.

Während meines Erwachens habe ich mich von Anfang an nur auf mein Gefühl verlassen. Ich meine echtes Gefühl, Herzgefühl, nicht Emotionen vom Bauch. Am Anfang noch zaghaft, doch schnell immer konsequenter und bewusster. Ich war zu keinen Kompromissen bereit. Was nicht meiner aktuellen Wahrheit entsprach, wurde entsorgt. Sogar beim Crimson Circle, den ich wirklich liebte. Oft habe ich zu mir gesagt: „Tobias redet Scheiße.“ Vor allem das war der wichtigste Faktor für mein schnelles und alles in allem leichtes Voranschreiten.

Ich war von Anfang an klar ausgerichtet. Was nicht zum Erwachen und meinem Gefühl passte, wurde aus meinem Leben entsorgt.

Es war mir immer wichtig, dass das, was ich spürte, hörte und las, praktisch anwendbar und lebbar war. Wenn es das nicht war, war es nichts wert. Es wäre sonst nur wie das Gerede eines Pfarrers gewesen, der seinen Gott nicht kennt und noch weniger, was dieser Gott will. Oder das entsetzlich blöde Geschwafel der Nondualisten, die sagen, sie existieren gar nicht. Wie willst du denn so etwas leben? Neues Bewusstsein ist lebbar. Es ist nur ganz anders als das alte, da braucht man eben ein bisschen Mut. Aber wie willst du ohne Mut dein Leben verändern?

Und ich habe tatsächlich immer alles in mein Leben gebracht. Auf diese Weise bin ich schnell draufgekommen, was etwas wert war und was nicht. Da kann mir niemand etwas vormachen.

Und schließlich: Natürlich hatte ich Zweifel und Unmengen von Ängsten. Natürlich hat mir mein Verstand immer wieder erzählt, dass ich dieses und jenes keinesfalls keinesfalls tun dürfte und stattdessen etwas ganz anderes tun müsste, dringend. Natürlich, ich bin ja auch ein Mensch. Aber ich habe von meinem Recht zu wählen Gebrauch gemacht und mich anders entschieden. Letztlich hatte das Alte nie eine Chance, ich wollte das Neue.