Ich habe Angst vor mir

Ich bin wahrlich ein Goldgräber. Bloß grabe ich nicht nach Gold, es kommt einfach von selbst hoch aus den Tiefen meiner selbst. Und wie ich schon vor einem Monat geschrieben habe, ist es pures Gold für mich, obwohl es auf den ersten Blick wie Kohle aussieht.

Letzte Nacht, kurz nachdem ich ins Bett gegangen war, so zwischen halbzwei und zwei, habe ich plötzlich bemerkt: „Ich habe Angst vor mir!“ Ich habe Angst davor, dass ich irgendeinen Schwachsinn mache und ihn nachher ausbaden muss. Der Schwachsinn ist zB eine „falsche“ Entscheidung, eine „falsche“ Wahl oder ein „falsches“ Verhalten. Die Konsequenzen, die ich ausbaden muss, sind dann körperliches Leid und finanzielles Leid. Und ganz automatisch habe ich den Schwachsinn dem menschlichen Selbst zugeschrieben.

All das lässt tief blicken.

Ich habe wirklich die Angst gespürt, die ich vor mir habe / hatte. Es war ganz klar Angst, eine, die tief drinnen / unten sitzt. Interessanterweise habe ich mir in der Nacht keine Kopfzerbrechen darüber gemacht und bin schnell eingeschlafen. Ich hatte einen guten, langen Schlaf. Heute beim Aufstehen waren da auch keine Sorgen, ich habe mich bloß sofort wieder daran erinnert, dass ich in der Nacht entdeckt hatte, dass ich Angst vor mir habe. Wie vor einem Monat bin ich bei und nach dem Frühstück der Sache weiter auf den Grund gegangen. Und tue das viel lockerer jetzt noch immer. Ich habe gefühlt, gedacht und Bilder in mir aufsteigen lassen, die mit dieser Angst und ihrem ganzen Drumherum assoziiert sind.

Vielleicht denkst du dir jetzt: „Ach, das weiß ich ja schon lange, dass der Mensch die größte Angst vor sich selbst hat.“ Ja, da bin ich auch schon vor gut und gerne 15 Jahren draufgekommen. Die Angst, die ich letzte Nacht gesehen habe, ist aber eine andere als die, die ich vor 15 Jahren erkannt habe. Erstens ist sie auf einer viel tieferen Ebene als die alte Angst, und zweitens hat sie eine andere Qualität. Die Angst von vor 15 Jahren habe ich schon seit mindestens 13 Jahren nicht mehr. Aber lass mich weiter erzählen.

Heute ist das, wie gesagt, viel klarer geworden. Die jetzige Angst vor mir selbst ist nicht emotional. Das finde ich schon einmal sehr interessant. Da sind keine Bauchgefühle, die mich hektisch oder panisch werden lassen könnten. Nichts dergleichen, es ist alles ruhig.

Es ist, wie gesagt, eine Angst davor, dass ich irgendeinen Schwachsinn machen könnte. Und diese Angst ist latent. Das heißt, sie ist unterschwellig immer da. Aber sie war eben latent und nicht präsent. Präsent wäre sie ja, wenn ich mir dieser Angst bewusst gewesen wäre. Und weil sie latent war, habe ich empfunden, dass ich schlichtweg Angst vor mir habe, nicht Angst davor, einen Blödsinn zu machen.

Gut, soweit zur Angst selbst. Nun zum Drumherum. Wie ein Stein, den man ins Wasser wirft, zieht diese Angst weite Kreise, sehr weite. Das erste, was mir aufgefallen ist, war, dass ich kein Vertrauen in mich habe, wenn ich Angst vor mir habe. Und da kam auch gleich das nächste. Ich habe bemerkt, dass mir diese Angst vor mir nicht gänzlich neu ist. Ich habe sie schon öfter erlebt, allerdings viel unklarer. Letzte Nacht war sie klar, tief, eindeutig, nicht misszuverstehen, deutlich sichtbar.

Also, Angst vor mir bedeutet kein Vertrauen in mich. Und siehe da, darüber habe ich vor dreieinhalb Jahren schon geschrieben. Das Thema hat mich also beschäftigt. Soeben habe ich den betreffenden Blogeintrag gelesen, er betrifft klar das Thema, aber von Angst vor mir steht da nichts. Die war mir einfach nicht wirklich bewusst.

Dann ist mir aufgefallen, dass ich bisher auf diese Angst immer mit Wohlverhalten reagiert hatte. Jawohl, reagiert, nicht geantwortet. Wie hätte ich auch antworten können? Mir war ja diese Angst nicht bewusst. Wohlverhalten, das bedeutet, ich habe nach Regeln gesucht, denen gemäß ich mich verhalten sollte, wenn ich nicht die Konsequenzen meines möglichen Schwachsinns ausbaden wollte. Das ist beispielsweise Zerstreuung, wenn ich Geldgedanken hege, von denen ich weiß, dass sie mir Mangel erschaffen; oder etwas tun, was ich gerne mache, um mehr Freude zu erleben bzw. endlich wieder einmal die Freude der Seele zu erleben, die ich vor mehreren Monaten zum letzten Mal erlebt habe.

Und so wurde die Zerstreuung zum Zerstreuen-Müssen und machte keinen Spaß mehr. Und so wurde das Tun zum Tun-Müssen, wogegen ich sofort Widerstand leistete und dadurch viele Dinge ungetan blieben, die ich gerne getan hätte. Also ab in die Zerstreuung, die aber keinen Spaß mehr machte. Alles zusammen ein riesen Murks.

An den Dingen, die ich mir gesucht habe, um ungewünschten Konsequenzen aus dem Weg zu gehen, war und ist an sich gar nichts verkehrt. Das verkehrte war, dass ich Regeln daraus gemacht habe, die ich befolgen musste. Und das noch Verkehrtere war, dass ich damit etwas vermeiden wollte. Durch Wohlverhalten will man immer etwas vermeiden, nämlich Strafe. (Die ungewünschten Konsequenzen.) Angst führt zu einem Vermeidungsverhalten, und das ist das Gegenteil von Leben.

Und siehe da, auch über das Wohlverhalten habe ich vor drei Jahren schon geschrieben. (Ein Absatz in Was bedeutet Aufgeben?) Ich spüre also schon seit Jahren, dass da etwas im Busch ist. Das war mir auch immer bewusst, seit Mitte 2017. Ich habe nur nie gewusst, was es genau ist. Ich konnte oft einzelne Elemente fassen, aber nie das Ganze.

Gestern war ich wieder in so einer Situation, in der Zerstreuung keinen Spaß mehr machte und ich nicht tun konnte, was ich wollte, weil es zum Tun-Müssen geworden war. Also habe ich mich am Abend selbst gefragt. „Reiner. Ich frage mich: Was ist da los? Was ist dieser ewige Kram mit nicht tun können aber tun wollen, mit diesen Ablenkungen, was ist das?! Ich erwarte mir baldigst eine Antwort, denn das blockiert mich.“ Diese Technik der Selbstbefragung verwende ich öfter, aber selten. Sie funktionierte bisher immer seit 2007, als ich damit begonnen habe. In der Nacht habe ich dann gesehen, dass ich Angst vor mir selbst habe. Heute, als ich mir das näher angeschaut habe, habe ich dann auch gefragt, ob da ein Zusammenhang mit dem Nicht-tun-können-Dilemma ist. Und wenn ja, dann wo. Ich habe keinen Zusammenhang gesehen. Und jetzt beim Schreiben dieses Blogeintrags ist er einfach aus mir heraus geflossen. Tja, Selbstausdruck und Neue Energie … wink

Nun aber weiter zur nächsten Welle, zum nächsten Kreis, den der Stein verursacht. Es liegt auf der Hand, demgemäß habe ich es auch gleich gesehen. Die Angst vor mir macht mich unfrei, aber total. Solange oder sooft ich Angst davor habe, einen Schwachsinn zu machen, den ich dann ausbaden muss, bin ich stark eingeschränkt in meinem Handlungsspielraum. Dann das Wohlverhalten bzw. Vermeidungsverhalten, das aus der Angst resultiert, das schränkt mich noch mehr ein. Dieses Vermeidungsverhalten ist nicht gerade ständig da, aber doch recht stark. Es fällt mir im Alltag gar nicht mehr auf, wenn ich nicht gelegentlich innehalte und durchatme. Und das ist für mich das Äußerste, das Schlimmste: Unfreiheit.

Nächster Kreis. Der hat zwar nichts mehr mit der Angst zu tun, wurde aber durch sie sichtbar. Ich habe ja eingangs geschrieben, dass ich den möglichen Schwachsinn, den ich tun könnte, meinem menschlichen Selbst zugeschrieben habe. Wie könnte mein göttliches Selbst Schwachsinn machen?! Und da ist mir aufgefallen, dass sich im Lauf der letzten paar Jahre wieder so eine duale Vorstellung eingeschlichen hat, die da lautet: göttlich ist gut, menschlich ist scheiße. Das ist natürlich der größte Blödsinn, den man sich nur vorstellen kann, aber er ist im Massenbewusstsein vorhanden. Besonders im Massenbewusstsein spiritueller Menschen. Und so hat sich dieser Blödsinn wieder bei mir eingeschlichen.

Darüber hinaus habe ich meinen Teil dazu beigetragen. Ich sehe ja die Qualitäten des Göttlichen und des Menschlichen, ich rede und schreibe darüber. Im Göttlichen ist halt alles viel einfacher als im Menschlichen. Aber nur, wenn ich als Mensch die Dinge schwer nehme, das habe ich gelegentlich übersehen.

Jedenfalls habe ich mich heute wieder rückbesonnen. Ich habe mich erneut darauf besonnen, dass ich beides bin, das Göttliche und das Menschliche, und dass in mir beide eins sind. ReinerMaria.ONE. Lange Zeit war das für mich selbstverständlich. Und irgendwann habe ich still und heimlich begonnen mich wieder zu teilen. Ich bin aber nicht zwei, ich bin eins. Und ich habe göttliche und menschliche Qualitäten. Und ich brauche beide für ein gutes Leben auf der Erde. Ich kann also getrost sagen: ICH habe Angst vor mir. Davor, dass ICH einen Schwachsinn mache / entscheide / wähle. Ich brauche das nicht zu teilen in das göttliche und das menschliche Selbst. Was für eine Erleichterung! smiley


Gut. Nun habe ich also letzte Nacht und heute Vormittag die Angst vor mir und ihre Auswirkungen entdeckt. „Was tun damit?“, hat eine leise Stimme recht schnell gefragt. Ebenso schnell habe ich aber gesehen, dass das alles völlig absurd ist, und ich habe gespürt, dass ich die Angst durch Vertrauen ersetzen kann. Ich habe gespürt, dass das wirklich geht, dass ich das tatsächlich kann. Oder durch Wurschtigkeit, das ist genauso gut. Nur steckt hinter der Wurschtigkeit letztlich auch Vertrauen. Und zwar Vertrauen in MICH als ganzes Wesen, nicht bloß in die göttliche Qualität von mir. Mein Erkennen der vollzogenen Teilung der letzten paar Jahre hat mir dabei geholfen.

Am Nachmittag hat dann ein Teil von mir weiter gebohrt. Ich habe doch gute Gründe für meine Angst vor mir, hat er gemeint. Ich bräuchte mir ja nur das letzte Jahr ansehen, wo ich durch „falsche“ Entscheidungen ganz enormes Leid über mich gebracht habe. Und heuer musste ich sogar kurzzeitig wieder auf die Straße deswegen.

Ich habe mir das dann näher angeschaut, obwohl mich der Einwand etwas gestört hatte, aber ich wollte Klarheit. Dann hat sich recht schnell gezeigt, was da genau war und worin mein Schwachsinn bestand. Dem Leid zuvor gegangen war meine Wahl des göttlichen Lebens, die augenblicklich einen riesigen Prozess in Gang gesetzt hatte. Diese Wahl war einmal goldrichtig. ICH habe dann zwei Kardinalfehler begangen, von denen ich immer wusste, dass sie Kardinalfehler sind. Ich habe also wider besseres Wissen gehandelt, und davor schützt mich keine Angst. Der erste Fehler war, dass ich mir Vorstellungen von diesem Prozess gemacht habe. Dann habe ich gleich den zweiten Fehler hinten nachgeschoben und Druck auf mich gemäß diesen Vorstellungen gemacht. Hätte ich beides weggelassen, wäre alles anmutig und zügig über die Bühne gegangen, ohne jedes Leid. Doch meine Fehler, mein Schwachsinn, haben zu enormem Leid geführt, körperlich und finanziell.

Und schließlich ist zu sagen, dass ich die zwei Fehler eben deshalb gemacht habe, weil ich nicht vertraut habe. Ich wollte den Prozess selbst in die Hand nehmen. Zum Glück habe ich wenigstens daraus gelernt. Ich habe die Kontrolle losgelassen und wieder die ganz normalen Wunder erlebt. Der Prozess der Entfaltung des göttlichen Lebens vollzieht sich noch immer, diesmal ohne meine Steuerung und ohne meinen Druck. Vielleicht etwas langsam, ich bin nach meinen Erfahrungen des letzten Jahres etwas auf die Bremse gestiegen. Meine Goldgräbergeschichten und alles, was ich in den letzten paar Monaten geschrieben habe, sind Ausdruck bzw. Manifestationen dieses Prozesses. Ich schreibe über Dinge, die nicht ins göttliche Leben gehören.

Wie vor einem Monat bin ich heute wieder froh, dass das Gold, das auf den ersten Blick wie Kohle aussieht, nach oben geschwommen ist. Wie soll ich denn ein göttliches Leben haben, wenn ich Angst vor mir selbst habe? Eben, und deshalb ist das Gold für mich. smiley

Am Ende möchte noch noch einen Satz anmerken. Ich hatte in den letzten Jahren natürlich nicht ständig Angst vor mir, auch nicht überwiegend. Aber ich habe heute gesehen, dass diese Angst, die ich gestern noch nicht kannte, doch ziemlich große Auswirkungen hatte, auch wenn ich gerade keine Angst hatte.

Kommentare

Permalink

Hallo lieber Reiner Maria!!

Ich gebe zu...ich habe nicht den ganzen Text gelesen... Es sind sehr viele Gedanken, die du dir machst... No na
Fühl mal rein... Dein Ego kämpft gegen das Göttliche das du bist!! Ja. Da ist riesen Angst. Panik manchmal. ....weil der Großteil wie Menschen denkt...das Ziel ist aber ...NEU denken zu lernen. Wie Allen so schön schrieb... Dont think like a human!

Das Göttliche will dass wir vertrauen!!

Hab dir auch mal Mail geschrieben 😉😏
Tut sich grad viel im Moment.

Alles Liebe. Dir. Und allen anderen. Wir packen das ❤

Also Lindi, wenn ich nicht wüsste, von wem's kommt, würde ich diesen Kommentar löschen. Was schreibst du da?! Es wäre schon gut, wenn du den ganzen Beitrag lesen würdest, bevor du etwas dazu sagst und dann noch mit Ratschlägen um dich wirfst.

Und was heißt da, ich mache mir viele Gedanken? Ich habe wahrgenommen, ich habe gespürt! Nichts von dem, was ich geschrieben habe, ist durch denken entstanden. Also echt jetzt!

Und überhaupt bin ich mit allen Dingen heuer ganz am Kern, wie ich auch immer wieder betone. Ganz unten (oder innen), ganz tief. Zum ersten Mal spüre ich, dass es tiefer nicht mehr geht, dass da keine Schicht mehr ist. Bist du schon so weit vorgedrungen?

Und dein Mail vom 17. 8. habe ich natürlich beantwortet, am 18. 8.

Schönen guten Morgen!!

Du hast vollkommen Recht. Ich kann deinen Stand nicht einschätzen. Das kannst du selbst am besten. Ich kann mich einfach noch gut an die Panik erinnern... Deshalb wollte ich unterstützende Worte da lassen. Auf die Füße wollte ich dir nicht treten. Deshalb: Es tut mir Leid.

Habe keine Mail bekommen?!

Schönen Tag und schönes Wochenende. LG

Was mir doch immer wieder passiert, wenn ich von Dir lese hier im Blog und in Mails, dass ich etwas innerlich abhebe, grösser werde, die Wahrheit physisch spüre (egal, ob es stimmt oder nicht, richtig oder falsch - spielt keine Rolle) und ich ab Zeile 5 so berührt bin, dass ich lache und weine. Also nicht immer real, aber in der Regung ist etwas dahingehend. Die neue Energie hebt mich hoch, haut mich um, durchfährt mich ganz. Also ich hebe, haue, fahre. mir ist das (noch) unglaublich. Ich freue mich jedenfalls enorm, mit Dir zu sabinieren.

Ich feiere deinen ersten Kommentar cool und freue mich darüber.
Ich würde es nicht der Neuen Energie zuschreiben. Ich spreche etwas Echtes aus, und das berührt die Leser auf einer tiefen Ebene. Von Herz zu Herz, von Seele zu Seele. heart Das ist eben etwas anderes als das flache Zeugs im Kopf.

mit Dir zu sabinieren

Das ist jetzt deine erste Wortkreation, die ich nicht verstehe, glaube ich,

Es war tatsächlich einiges an Widerstand, sich kommentierend zu exponieren. Das jetzige war so spontan, dass die Hürden nicht hinterher kamen. Es ist mir ja erstaunlich und unbegreiflich (Wurscht), wie Deine Texte zu meinen Realwahritäten passen. Über echt oder neu oder einfach zauberhaft.