Seit mindestens einer Woche – eher länger – steht in mir die Liebe im Vordergrund. Und zwar die menschliche Liebe, nicht die göttliche. Allerdings die menschliche Liebe ohne die Anhaftungen, die Menschen an sie machen, hängen, knüpfen usw. Die bereinigte menschliche Liebe sozusagen. Liebe ohne Erwartungen und ohne Agenda. Diese menschliche Liebe, die das Urbewusstsein gar nicht kannte, die sich erst auf der Erde entwickelt hat, ist wunderwunderschön, und sie hat sich in mir während der letzten ein bis zwei Wochen in den Vordergrund gedrängt. Aber total.
Ich glaube, es hat damit begonnen, dass ich mir vorletzte Woche den TV-Dreiteiler Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe angeschaut habe. Den gibt es schon seit ein paar Jahren, aber er hat mich nie interessiert, weil ich im Untertitel primär die Macht wahrgenommen habe. Doch vorletzte Woche hat er mich plötzlich interessiert, ich habe mir den ersten Teil angeschaut, war angenehm berührt, sodass ich mir auch den zweiten und dritten Teil angeschaut habe.
Die Handlung in aller Kürze: Die Geschichte beginnt in den 1470er Jahren und endet 1482. Maximilian ist der Sohn von Friedrich III., Kaiser des HRR. In Burgund stirbt Herzog Karl der Kühne im Krieg und hinterlässt keinen männlichen Erben, also wird seine Tochter Maria Herzogin. Sie gerät im Lauf der Jahre massiv unter Druck von innen und außen, der französische König Ludwig XI. will Burgund unbedingt haben und Maria mit seinem Sohn, der noch ein Kind ist, verheiraten. Damit wäre das reiche Burgund in französischer Hand. Die Franzosen brandschatzen Zug um Zug immer mehr von Burgund, um Maria zu unterwerfen, die aber bis zuletzt standhaft bleibt. (Burgund erstreckt sich zu jener Zeit ca. über die heutigen Benelux-Länder und liegt somit zwischen Frankreich und Österreich.) Kaiser Friedrich drängt seinen Sohn Maximilian dazu, Maria von Burgund zu heiraten, vor allem wegen Burgunds Reichtum. Anders als Frankreich hat das Haus Habsburg keinen rechtlichen Anspruch auf Burgund, das ursprünglich einmal ein französisches Lehen war. Maximilian zeigt aber lange keine Lust, dem Wunsch seines Vaters nachzukommen.
Maria ist schon so stark in Bedrängnis, dass sie im Zweifel lieber den Mann Maximilian als das Kind Ludwig heiraten würde, zumal Frankreich der Erzfeind ihres Vaters gewesen war. Also schickt sie Ihre Zofe als Kundschafterin an den Hof Friedrichs um festzustellen, ob die Habsburger wirklich so primitiv und schmutzig waren, wie sie immer wieder gehört hatte. Die Zofe lernt Maximilian kennen, stellt fest, dass er weder stinkt noch primitiv ist, ist ganz angetan von ihm und berichtet Maria von ihm. Ab da ist es beschlossene Sache, Maximilian will Maria heiraten. Zur großen Freude seines Vaters. Damals war ja das Motto der Habsburger schon längst: „Andere Länder mögen Krieg führen. Du, glückliches Österreich, heirate.“
Maximilian begibt sich auf die Reise nach Burgund. Nach vielen widrigen Zwischenfällen kommt er endlich bei Maria an. Sowohl in Österreich als auch in Burgund gab es mehrere Mordanschläge auf Maximilian, die er alle überlebte.
Zum großen Erstaunen aller, inklusive der Beteiligten selbst, verleiben sich Maria und Maximilian ineinander, und zwar ziemlich schnell. Maximilian besiegt die Franzosen trotz großer militärischer Unterlegenheit und zwingt die Bürgerschaft Burgunds in die Knie, die schon seit Jahren mit den Franzosen paktiert hatte und Maria unter ihre Herrschaft stellen wollte. Wohlgemerkt, Maximilian ist in dieser Zeit nicht Österreicher, sondern Burgunder. Er tritt alleine für die Sache Burgunds ein.
Ich habe das gesehen und wurde förmlich liebeskrank. Seit dem dritten Teil dieser Erzählung spielt in mir die Liebe die erste Geige. Als Maria 1482 bei einem Reitunfall gestorben ist, war ich traurig wie nur was, obwohl ich es vorher gewusst habe. Ab da gehörte zwar Burgund zu den habsburgischen Erbländern, und Maximilian wurde etliche Jahre später auch Kaiser des HRR, doch er hat nie wieder Liebe gefunden.
Anmerkung am Rande: Ich habe natürlich etwas recherchiert und festgestellt, dass die erzählte Geschichte den historischen Tatsachen entspricht, soweit sie bei Filmdreh bekannt waren. Insbesondere über Kaiser Friedrich ist nach Filmdreh noch viel bekannt geworden, was ihn in einem besseren Licht erscheinen lässt, aber um den ging es ja nicht. Es ging um Maximilian und Maria.
Nachdem ich diesen Dreiteiler gesehen hatte, ging es für mich nur um Liebe, die Macht spielte keine Rolle mehr. Ich war tief berührt und ergriffen von dieser Liebesgeschichte. Natürlich auch deshalb, weil all das, was Liebesgeschichten so unleidlich macht, in diesem Film keinen Platz hatte. Die Protagonisten hatten ja überwiegend andere Sachen zu tun, und ihre Ehe dauerte nur etwas über vier Jahre. Und ich weiß, dass man diesen Film auch mit ganz anderen Augen sehen kann, ich habe ihn mit den Augen der Liebe gesehen.
Und seitdem gibt es für mich kaum etwas anderes. Seitdem habe ich natürlich mehrere Liebesgeschichten gesehen. Ständig kreisen einschlägige Lieder in meinem Kopf herum. Jeden Tag, fast den ganzen Tag lang. Auch jetzt natürlich, wo ich gerade diesen Blogeintrag schreibe.
Du bist ein Lied
geschrieben von den Händen Gottes
Bei diesen Zeilen läuft es mir kalt über den Rücken. Und sie scheinen sich in mir festgekrallt zu haben. (Dieses Lied folgt unten noch.)
Kurze Zeit später ist mir plötzlich Your Eyes eingefallen und damit natürlich auch Dreams Are My Reality. (Übrigens ein gutes Motto für erwachende Menschen.) Das sind die Lieder aus La Boum, von dem es ja zwei Teile gegeben hat, ganz am Anfang der 1980er Jahre. Das waren Riesenschlager an den Kinokassen, Sophie Marceau, damals selbst noch Teenager, wurde zum Weltstar. Nachdem sie nach diesen Riesenhits recht lange ernste Rollen gespielt hat mit mäßigem Erfolg, spielt sie nun schon seit langem wieder Liebesfilme. Und jedes Mal verliebe ich mich wieder in sie. Das heißt, nicht in sie, sondern in die Figuren, die sie darin verkörpert. (Hinweis: Auf ServusTV werden relativ häufig Filme mit ihr gezeigt, wie überhaupt französische Filme, die man auf anderen Sendern nur mehr selten sieht. In der Mediathek von ServusTV gibt es kein Geoblocking für den deutschsprachigen Raum und auch keine Werbung.)
Wenn ich die Videos von diesen Liedern sehe, spüre ich automatisch meine Teenagerzeit, die mit diesen Filmen viel Ähnlichkeit hatte. Auch wir haben damals viele Partys gefeiert und zu langsamer, romantischer Musik getanzt. Ganz wie in La Boum. Und verliebt waren wir! Diese Teenagerliebe hat ihren ganz eigenen Reiz, es sind die ersten Erfahrungen mit Liebe. Und sie sind so besonders. Und auch schnell vergänglich. Im nächsten Jahr gibt es schon wieder die nächste Liebe.
Bei mir haben diese Partys und Lieben pünktlich mit 13 begonnen – und mit 17 wieder aufgehört. Mit 17 hatte ich meine erste feste Freundin, und das war schon so ähnlich wie die Liebesbeziehungen von Erwachsenen. Die schönen Teenagerromazen hat es nicht mehr gegeben.
Wenn ich in diese Zeit versinke, erlebe ich das ganz anders als damals. Ich fühle nur die Schönheit der Liebe, nichts drum herum. Ich sehne mich nicht nach dieser Zeit oder nach konkreten Personen, ich bedaure nicht, dass die Zeit vorbei ist. Ich genieße nur die Schönheit der Liebe.
In einem Supermarkt, in den ich öfter gehe, gibt es seit einiger Zeit eine Kassierin, die mich total verzückt. Und seit ein bis zwei Wochen bin ich verliebt in sie. Sie ist wahrscheinlich durchschnittlich hübsch, nehme ich an. So genau weiß ich das nicht. Es ist ihr Wesen, das mich bezaubert und in das ich verliebt bin. Das geht nur jetzt in der Zeit, da die Liebe in mir eine so große Rolle spielt. In anderen Zeiten fällt sie mir nicht besonders auf, weil sie nämlich eher unauffällig ist.
Eines kann ich sagen: Seit diesem TV-Dreiteiler bin ich verleibt in die Liebe. Den ganzen Tag lang nehme ich überall Liebe wahr. Oder anders formuliert, alles Mögliche ruft meine Liebe hervor. Lieder, Filme, Personen und Begebenheiten im täglichen Leben … Ich begegne den Menschen auch viel freundlicher als vorher. Außer den Trotteln natürlich, die stoßen nach wie vor nur auf meine erleuchtete Intoleranz.
Und wie gesagt, es ist menschliche Liebe, die ich empfinde. Dennoch eine andere Liebe, als sie die meisten Menschen kennen. Die meisten Menschen quetschen ja die Liebe aus der Liebe heraus, wie sie das Leben aus dem Leben rausquetschen. Mit ihrer ständigen Agenda, ihren ständigen Erwartungen und ihrem ständigen Erreichenwollen. Ich habe früher einmal die göttliche Liebe gekannt und sie deutlich von der menschlichen Liebe unterscheiden können. Jedoch erlebe ich die einstmals göttliche Liebe seit geraumer Zeit nicht mehr. Irgendwann in meinem Leben in verkörperter Erleuchtung hat die Seele, also das Göttliche, die menschliche Liebe entdeckt und kennengelernt. Und die menschliche Liebe aus göttlicher Sicht erlebt ist viel tiefer und reicher als die rein göttliche Liebe. Um das zu erfahren muss man halt auf die Erde kommen. Und als Mensch erlauben, dass die Liebe, die der Mensch lange Zeit gekannt – und auch verteufelt – hat, ersetzt wird – durch etwas viel Besseres.
Ich befinde mich also seit ein bis zwei Wochen in einem Zustand des ständigen Verliebtseins. Und das möchte ich doch unbedingt teilen! Und der letzte Absatz leitet mich über zu dem, was ich noch erzählen möchte.
Irgendwann letzte Woche ist mir aufgefallen, dass sich mein Leben während der letzten Monate gründlich verändert hat. Ich spreche vom Leben in mir, nicht von den äußeren Umständen, obwohl auch die sich verändert haben. Aber das, was in mir ist, ist so substanziell, dass kommende Veränderungen im Außen wohl bald folgen werden.
Ich bin ruhig geworden, wirklich sehr ruhig. Das beruht vor allem darauf, dass sich das Wünschen in mir zum größten Teil verabschiedet hat. Das Wünschen ist doch immer ein großer Antrieb, der Antrieb etwas zu tun. Und da beginnt in der Regel das Übel für erwachende und erleuchtete Menschen. Ich habe mich ja immer wieder in widrige Umstände geführt. Und die sind der Nährboden für Wünsche. Überhaupt hat sich alles Alte, das noch in mir war, größtenteils verabschiedet. Kein Wünschen, kein Anschieben, kein Hoffen, kein Streben.
Ich habe ja in meinen letzten Beiträgen schon über diese Sachen geschrieben, aus einem tiefen Wissen heraus. Und ich habe das ganze Jahr schon bemerkt, wie sehr mich das Wünschen und Streben nervt, nämlich so richtig. Nicht die Nichterfüllung der Wünsche hat mich genervt, sondern das Wünschen selbst. Doch lange Zeit habe ich es ganz automatisch immer wieder getan. Und nun habe ich es fallen lassen.
Es ist schon witzig. Da habe ich seit einiger Zeit Gefallen daran gefunden, die Prozesse, die durch meine Wahlen in Gang gesetzt wurden, zu erleben und mich nicht einzumischen. Ich habe auch darüber geschrieben. Und erst letzte Woche ist mir aufgefallen, dass sich dadurch mein Innenleben grundlegend verändert hat. Ich habe wieder einmal bemerkt, dass ich ein ganz anderer geworden bin.
Und natürlich hat das alles auch mit der Liebe zu tun, die gerade so präsent ist. Und es ist November. Traditioneller Weise beginnen bei mir immer im November die Dinge, die im nächsten Jahr wichtig werden und sich manifestieren. Wie oft habe ich das schon erlebt. Also bin ich, außer dass ich das alles jetzt sehr genieße, sehr gespannt auf nächstes Jahr. Dabei gefällt mir doch dieses Jahr schon so gut.
Und nun wieder zur Liebe.
Du bist ein Lied
Geschrieben von den Händen Gottes
[…]
Dir gehört der Ort
Wo all meine Gedanken sich verstecken
Gleich unter deiner Kleidung
Habe ich sie gefunden
Unterhalb deiner Kleidung
Ist eine endlose Geschichte
Da ist ein Mann, den ich gewählt habe
Da ist mein Territorium
[…]
Wegen dir
Habe ich all meine klugen Arten zu lügen vergessen
Wegen dir
Gehen mir die Gründe zum weinen aus
[…]
Für mich ein umwerfendes Liebeslied von der stimmgewaltigen Shakira (in die ich natürlich auch verliebt bin ).