Im Kontext meines Erwachens gibt es zwei markante Zeitpunkte: den Dezember 2009 und den Mai 2012. Im Dezember 2009 hatte ich mein Erwachen (Erleuchtung oder wie auch immer), wobei ich im Lauf kurzer Zeit wusste, dass noch etwas folgen würde. Noch eine fundamentale Erkenntnis, ein Gefühl, eine ultimative Klarheit, einen Punkt, nach dem es wirklich keine Fragen und keine Unklarheiten mehr geben würde, einen Quantensprung auf eine Bewusstseinsebene, von der aus ich dann wirklich sagen können würde: Ich habe nichts mehr zu lernen, es gibt keine Mysterien mehr. Ich nannte das für mich die zweite Ebene des Erwachens. Dieser Punkt kam im Mai 2012 (nach einer mehrwöchigen Phase, die für das menschliche Selbst in mir schwer nach einer tiefen Krise aussah).
Vor zwei Tagen bemerkte ich etwas, das mir zuvor nicht aufgefallen und somit nicht bewusst war. Ich ging in meinem Gedächtnis von jetzt weg jeweils ein Jahr zurück. Ich ging in den Herbst 2011, dann Herbst 2010 – und dann versuchte ich in den Herbst 2009 zu gehen. Doch da kam irgendwie nichts. Ich hatte keine Erinnerung daran. Ich versuchte mir die Zeit meines Erwachens – also ca. von Herbst 2006 bis Herbst 2009 – in Erinnerung zu rufen, und es gelang nicht. Ich bemerkte also, dass ich an die Zeit vor meinem Erwachen keine Erinnerung mehr hatte – und habe.
Ich weiß nicht mehr, wie mein Leben ausgeschaut hat, was ich empfunden habe, wie es mir gegangen ist, was ich gefühlt habe. Mit viel Mühe gelingt es mir rein verstandesmäßig, mich an einzelne Ereignisse aus jener Zeit zu erinnern. Da kommen aber auf den ersten Schub auch nur sehr wenige. Und vor allem habe ich keine Erinnerung daran, wie ich diese Ereignisse wahrgenommen und empfunden habe. Mit anderen Worten, ich kann mich an mein altes Leben gar nicht mehr erinnern.
Dann ging ich in die Zeit zwischen erstem und zweiten Erwachen. Und ich stellte fest, dass die Erinnerung daran auch schon ziemlich blass ist. Deutlich besser als an die Zeit vor dem Erwachen, aber eben schon am verblassen.
Und das hat mich echt verblüfft. Andererseits aber auch gefreut. Ich wurde seit 2009 zumindest zwei Mal neu geboren (eher öfter), und es fühlt sich wirklich genauso an. Die Erinnerung an die früheren Jahre ist wie die Erinnerung an frühere Leben, sehr blass in den Details.
Ich weiß natürlich, dass alles da ist, in einer anderen Form und auf einer anderen Ebene. Ich merke es, wenn ich Texte für meine Website Neue Energie Lehren schreibe, wenn ich über die Herausforderungen des Erwachens schreibe. Da ist alles präsent. Das muss es auch sein, denn sonst könnte ich es nicht lehren. Ich lehre ja nur, was ich aus eigenem Erleben erfahren habe. Aber es ist anders präsent, es ist nicht so an einzelne Ereignisse geknüpft. Und natürlich merke ich, dass alles da ist, wenn ich persönliche Gespräche führe. Wenn mir jemand etwas erzählt über seine Herausforderungen, dann setzt sofort mein Mitgefühl = mein tiefes Verständnis ein. Ich weiß, was mein Gesprächspartner meint, denn ich habe es selbst erlebt.
Es ist also alles da, nur nicht in der Form gewohnter, menschlicher Erinnerung. Die ist blass oder ganz weg. Wenn ich für mich alleine dasitze und im Gedächtnis zurück gehe, stoße ich recht bald in eine Leere. Und das ist wirklich gut so, denn es zeigt mir, dass ich kein altes Zeug mehr mit mir herum schleppe, ich befinde mich zu 100% in meinem jetzigen Leben.
Dafür ist mir aufgefallen, dass andere Erinnerungen immer deutlicher und stärker werden. Und zwar die Erinnerungen an die Kindheit und Jugend. Nicht generell, muss ich gleich dazu sagen, sondern spezielle. Nein, nicht Erinnerungen an schmerzvolle Erlebnisse, sondern etwas ganz anderes. Es sind Erinnerungen an Situationen, in denen mir etwas einprogrammiert wurde. Elemente des Lebens in der dualen Welt. An einzelne Elemente kann ich mich deshalb so gut erinnern, weil ich nie vergessen habe, dass es gegen alles ging, was ich fühlte. Ich lernte, was jeder lernte: zu gehorchen, wie und wodurch sich mein Selbstwert zu bemessen hat, was man tun muss, um zu überleben, dass und wen man zu respektieren hat usw. usf. Wie „man“ halt in der dualen Welt leben muss. Dass das Leben kein Kinderspiel und kein Wunschkonzert ist, dass es mit Anstrengung verbunden ist und Vergnügen nur dann stattfinden darf, wenn es erlaubt ist – von irgendwem.
Es sind weniger die erlebten Situationen selbst, die deutlicher werden, sondern die Mechanismen der Programmierung. Sie entfalten sich mir völlig. Das müssen keine Anweisungen sein, vieles geschieht durch Vorbildwirkung. Der göttliche Mensch will – ganz natürlich – erfahren und lernen. Das ist ein Grundbedürfnis. Ja, und beigebracht wird ihm ein riesiger Haufen Dreck.
Indem ich diese Mechanismen bei mir so deutlich sehe, sehe ich sie auch bei allen anderen Menschen, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Ich sehe die Programmierung, die da abläuft. Und ich finde sie fies und gemein, weil sie ausschließlich lebensfeindliches Zeug enthält. Da möchte ich manchmal gerne aufstehen und schreien. Tue ich natürlich nicht, weil ich die Wahl jedes Menschen respektiere, aber manchmal ekelt es mich.
Die Welt meiner Erinnerungen hat mich also überrascht, und ich finde sie ausgesprochen interessant. Deshalb teile ich sie hier.