Wünschen, sehnen, streben

Sowohl im Kapitel Neue Energie als auch hier im Kapitel Schöpfung bin ich an mehreren Stellen auf das Sehnen und das Streben eingegangen. In diesem Unterkapitel bringe ich es auf den Punkt und befasse mich eingehend mit dem Wüschen. Alle drei Dinge haben unmittelbar mit Schöpfung zu tun bzw. beeinflussen direkt die Schöpfungen des Menschen. Ebenso fallen in diese Gruppe das Hoffen und das Erwarten, also gehe ich auch darauf kurz ein.

Wünschen, sehnen, streben, hoffen und erwarten sind tief im Menschen verankert, sie sind ein fester Bestandteil seines (Menschen-)Bewusstseins. Das sind die Dinge, die den Menschen zum Menschen machen und nicht zu dem Gott, der er ist. Wünschen, sehnen und streben führen oder halten den Menschen in Trennung, in Trennung von sich selbst. Ich möchte das hier einmal ganz klar aussprechen, denn dieselben Menschen, die sich ein erleuchtetes, göttliches Leben erträumen ohne Ballast und ohne Altlasten, hören nicht auf zu wünschen, sich nach etwas zu sehnen, etwas anzustreben, zu hoffen und sich etwas zu erwarten. Und genau damit sabotieren sie das erträumte Leben.

Ich beginne gleich mit dem Wünschen, denn das ist wirklich eine fatale Krux. Ich bin bis jetzt keinem einzigen Menschen begegnet, egal ob schlafend, erwachend oder erleuchtet, der nicht voll von Wünschen ist. Vor vielen Jahren habe ich gerne gesagt: „Was der Wunscherfüllung im Weg steht, ist der Wunsch.“ Viele Menschen haben sofort zustimmend genickt – und haben weiter ihre Wünsche gehegt.

Das Wünschen und das Beharren auf einem Wunsch macht den Menschen erstens unfrei und entfernt ihn zweitens immer mehr von dem, was er sich wünscht. Probiere es selbst aus. Besinne dich auf deinen größten Wunsch. Und nimm hier jetzt wirklich nur einen Wunsch, nicht gleich die ganze Palette. Und nun fühle, wie viel Raum dieser Wunsch in dir einnimmt. Ziemlich viel, nicht wahr? Unzählige Gedanken kreisen um diesen Wunsch, den ganzen Tag über, und das fast jeden Tag. Dazu kommen dann noch Emotionen (Bauchgefühle).

Und nun stell dir vor, du hättest diesen Wunsch nicht. Stell es dir einfach nur vor für ein paar Momente. Fühlst du, dass dahinter plötzlich alles frei wird? Wie jenseits dieses Wunsches die Freiheit liegt, in der du tun und lassen kannst, was immer du willst? Du bist dann nicht mehr an deinen Wunsch gebunden. Und du kannst fühlen, wie viel Energie dein Wunsch gebunden hat. Das ist deine Energie!

Das war der Aspekt der Freiheit, deine Wünsche machen dich unfrei. Und nun zum Aspekt der Schöpfung. Das Beharren auf deinem Wunsch entfernt dich immer weiter von dessen Erfüllung. Du hast ja soeben selbst gefühlt, dass sehr viel von deiner Energie in diesen Wunsch fließt. Er bringt dir also nicht die gewünschte Energie, sondern er kostest dich deine Energie. Darüber hinaus sendest du beim Wünschen ständig den Mangel dessen aus, was du dir wünschst. Du wünschst dir zB eine neue Wohnung und sendest aus: „Ich habe diese schöne, neue Wohnung nicht. Ich habe sie nicht, ich habe sie nicht …“ Und genau das kriegst du. Immer mehr dessen, was deine jetzige Wohnung nicht hat und die neue haben soll.

Ein souveräner Meister wünscht nichts, sehnt sich nach nichts, strebt nach nichts, hofft nichts und erwartet nichts. Er weiß erstens, dass bereits alles da ist und er nur auszuwählen braucht. Und zweitens, dass er es der Energie überlassen muss, auf welche Weise sie die Dinge zu ihm bringt. Also keine Erwartungen.

Das alles heißt jetzt nicht, dass du nichts wollen darfst oder sollst. Ganz Im Gegenteil, du kannst wollen, was du willst, und sollst es auch. Du willst ja nicht, dass ständig andere dein Leben gestalten, du willst und sollst dein Leben selbst gestalten, bewusst. Es ist daher unerlässlich, deine Wünsche loszulassen. Nur dann kannst du frei wählen. Frei, nicht gedrängt von Wünschen. Und nach deiner Wahl lässt du das Gewählte los, sonst füllt es sich gleich wieder mit Wünschen an.

Loslassen, das heißt in diesem Zusammenhang, dass es dir völlig egal ist, ob das Gewünschte / das Gewählte in dein Leben kommt oder nicht.

Das geht. Es ist möglich, so loszulassen. Und das funktioniert. An deinen Wunsch / deine Wahl sind nun keinerlei Erwartungen geknüpft. Und du wirst staunen, wie schnell deine Wahl Realität wird. Das ist das, worüber sich der bewusste Schöpfer keinerlei Gedanken macht.


Aus dem Wüschen entsteht das Sehnen – und umgekehrt. Entweder wünscht ein Mensch etwas so stark, dass daraus eine Sehnsucht wird, oder er sehnt sich – mitunter schon seit langem – so sehr nach etwas, dass daraus viele Wünsche entstehen. So oder so, beides gehört zusammen. Das Unangenehme an der Sehnsucht ist, dass sie latent, wenn nicht gar permanent, vorhanden ist. Während Wünsche zwischenzeitlich auch in Vergessenheit geraten können.

Die latente Sehnsucht bindet natürlich immer und auf Dauer einen Teil deiner Energie. Bis du das Sehnen loslässt, wie beim Wünschen beschrieben. Wenn die Sehnsucht latent und nicht permanent ist, ist dir überhaupt nicht bewusst, wie viel deiner Energie in das Sehnen fließt. Du wunderst dich vielleicht nur, dass du weniger Energie hast als früher einmal.

Und beachte: im Wort Sehnsucht steckt nicht zufällig das Wort Sucht. Das Sehnen und Wünschen ist eine Sucht. Und wohin führt Sucht immer? Zu noch mehr Sucht, und nie zur Befriedigung.

Ebenso eine Sucht ist das Streben. Vor allem in der heutigen Zeit ist es ein menschliches Programm. Zu früheren Zeiten gab es noch mehr Menschen, die zufrieden waren mit dem, was war. Heute ist das stark verpönt. Jeder muss nach etwas streben. Und erwachende Menschen streben sowieso. Nach Erleuchtung, nach einem leichteren Leben, nach dem Ende von Leid … Hast du schon einmal wahrgenommen, wie anstrengend es sich anfühlt, nach etwas zu streben? Und da haben wir es wieder: Wie soll denn mit Anstrengung ein leichtes Leben erreicht werden? Anstrengung ist ja das Gegenteil von leicht. Also siehst du hier wieder dasselbe Prinzip. Das Streben führt dich weg von dem, was du anstrebst.

Das Streben bindet noch mehr Energie als das Wünschen und Sehnen. Allein, wenn ich daran denke, fühle ich die Anstrengung. Das Streben drückt noch stärker aus, dass der Mensch woanders hin will, woanders sein will. Dass das Hier und Jetzt nicht gut genug ist. Und weil der Mensch ein Mensch ist, greift er beim Streben gleich zu allen Mitteln, die er kennt: arbeiten, anstrengen, anschubsen, Druck machen usw. usf. Das ist alles alte Energie und wirkt bei Menschen im Neuen Bewusstsein gar nicht mehr.

Nun denn, mein Kontext in diesem Kapitel ist die Schöpfung. Ich habe in den letzten Absätzen deutlich ausgeführt, dass das Wünschen, das Sehnen und das Streben das genaue Gegenteil dessen bringt, was du dir wünschst, wonach du dich sehnst und was du anstrebst. Es ist nicht so, dass wünschen usw. deinen Schöpfungen nicht schadet, dass es indifferent ist. Nein, es bringt das genaue Gegenteil. Sieh auf dein Leben, und du wirst es bestätigt finden. Und jetzt siehst du, wie schädlich die besagten Haltungen sind.

Hoffen ist ein Ausdruck von Ohnmacht und Unwissen, also auf keinen Fall ein Werkzeug für einen bewussten Schöpfer. Unwissen über die Gesetze von Schöpfung. Und wenn der Mensch glaubt, dass er sowieso nichts tun kann, um sein Leben nach seinem Geschmack zu gestalten, dann hofft er halt. Wann immer er sich ohnmächtig fühlt, hofft er. Und wie alles andere, was ich beschrieben habe, sendet der Mensch mit Hoffen aus, dass das, worauf er hofft, nicht da ist. Und was sieht er in seinem Leben? Richtig, das Fehlen dessen, worauf er hofft.

Erwartungen sind eigentlich ein Kapitel für sich und ein ewiger Quell von alten Zugängen und Enttäuschungen. Eine Erwartung drückt aus, dass ein bestimmtes Ergebnis in der Zukunft angenommen wird. Damit schließt sie alle Ergebnisse, die besser sein könnten, aus. Und nicht nur das. Sie drückt auch aus, auf welchem Weg, auf welche Art etwas Realität werden soll. Und damit ist sie unweigerlich verknüpft mit Zielen und Plänen, mit einer Agenda. Und der Mensch handelt danach. Alte, alte Energie. Total einschränkend und begrenzt. Und nichts davon funktioniert bei Menschen im Neuen Bewusstsein.


Wünschen, sehnen und streben können identitätsstiftend sein. Das heißt, bei mehreren starken Wünschen und Sehnsüchten sind sie identitätsstiftend. Der Mensch definiert seine Identität über das, was er wünscht und anstrebt. „Ich bin der, der ohne Agenda leben will.“ „Ich bin der, der erreichen will, dass alles zu mir kommt, was ich brauche und wünsche.“ Usw. Ist das nicht bemerkenswert? Der Mensch identifiziert sich nicht als göttliches Wesen, als Seele, die auf der Erde Erfahrungen macht (mittels ihres Menschen), als Gott unter Göttern. Nein, er identifiziert sich mit dem, wonach er strebt. Also halten ihn seine Wünsche konsequent getrennt von sich selbst. Getrennt von dem, wer er wirklich ist.

Mach wieder den Selbsttest. Stell dir vor, alle deine Wünsche und Sehnsüchte sind weg. Und wenn du es schaffst, diese Vorstellung wirklich für einige Momente zu fühlen, kriegst du wahrscheinlich ein Gefühl von Panik. „Wer bin ich denn noch ohne meine Wünsche und Sehnsüchte?!“ Wenn diese Frage in dir auftaucht, dann siehst du, dass du dich mit deinen Wünschen identifiziert hast. Ja, wer bist du dann noch? Etwa Gott? Etwa eine wunderschöne, unendliche Seele? Etwa ein Mensch, der über einen sagenhaften Erfahrungsschatz verfügt? Etwa irgendwas, das du dir frei aussuchen kannst?

Wie ich schon sagte, die Dinge in diesem Kapitel sind das, was den Mensch zum Menschen macht. Und daher sind sie sehr verständlich. Doch erwachende Menschen übersehen ständig, dass sich im Zuge des Erwachens alles ändert, dass sie zu einem göttlichen Menschen werden. Im Leben eines Schmetterlings gelten andere Gesetzte als im Leben einer Raupe. Und daher funktioniert alles Alte nicht mehr.

Warum macht ein Mensch so etwas? Warum wünscht und hofft er? Warum sehnt er sich nach etwas, warum strebt er etwas an? Warum erwartet er etwas? Er macht es aus Angst. Er hat Angst davor, etwas nicht hinzukriegen. Er hat Angst davor, loszulassen. Er hat Angst, die Dinge nicht steuern zu können. – Oh, wie menschlich!

Angst ist aber der denkbar schlechteste Ratgeber. Wenn du deine Angst spürst, die letztlich immer Angst vor dem Unbekannten ist, dann denk daran, dass du als kleines Kind keine Angst hattest. Du hättest sonst gar nicht aufwachsen können. Als kleines Kind war alles neu und unbekannt für dich. Und ganz selbstverständlich hast du die Welt entdeckt und erforscht, völlig frei von Angst. Du kennst also aus deinem eigenen Leben, wie es ist, keine Angst vor dem Unbekannten zu haben und es so zu erforschen. Kleine Kinder sind dem Göttlichen viel näher als erwachsene Menschen.
Und denk daran, was du in diesem Kapitel gelernt hast. Die Fortsetzung des Weges mit Wünschen usw. trägst dich immer weiter weg von dem, was du wirklich sein und haben willst.

Ein souveräner Meister wünscht nichts, sehnt sich nach nichts, strebt nach nichts, hofft nichts und erwartet nichts.