Die Schöpfung ging weiter, das tut sie immer. Es gibt keinen Stillstand, und es gibt kein Zurück. Bewusstsein, nämlich das des Königs und der Königin und das von jedem von uns, ging einen großen Schritt vorwärts. Erstmals in der Schöpfung sollten wir das vorhandene Bewusstsein verlassen, über die Grenzen des bestehenden Bewusstseins hinaus gehen. Anders ausgedrückt: wir verließen Zuhause.
Als wir Zuhause verließen, empfanden wir das als nicht gewollt, als unfreiwillig. Wir fühlten uns wie der kleine Vogel, der aus dem Nest gestoßen wird, gegen seinen Willen. Was der Vogel nicht weiß, und was wir nicht wussten, war, dass es einfach an der Zeit war, wirklich das selbständige Wesen zu sein, als das wir geboren wurden, und unser eigenes Leben zu leben.
Nun, in Wahrheit erlitten wir Höllenqualen, und das ist noch untertrieben. Wir glaubten, der König und die Königin wollten uns bestrafen, wir hätten etwas falsch gemacht. Wir fühlten uns schuldig und schämten uns fürchterlich, und wir leisteten Tausende Schwüre, dass wir alles tun würden, wenn wir nur wieder nachhause zurück dürften. – Diese Gefühle und dieses Verhalten kennen wir bis heute bestens. Nicht wahr?
Was wir nicht wussten, was wir einfach nicht mitkriegten und ausblendeten, war, dass wir alle, Kinder und Eltern, einfach nur den nächsten Schritt gegangen waren, die nächste Stufe erklommen hatten. Wir alle wollten immer weitere Antworten auf die Frage der Fragen: Wer bin ich? Wir wollten immer weiter gehen in der Erforschung unseres Bewusstseins.
Aber wir empfanden es nur schrecklich und katastrophal. Wir hatten eine übergroße Sehnsucht nach Zuhause, denn jetzt waren wir nicht nur nicht zuhause, sondern total alleine. Jeder war für sich im Nirgendwo, wir hatten keine Spielkameraden mehr. Diese Sehnsucht erzeugte eine Spannung, eine starke Spannung. Das waren die zwei Pole, auf der einen Seite Zuhause, auf der anderen Seite wir. Diese Spannung war Energie. Wir, die Kinder, nicht das Urbewusstsein, hatten etwas völlig Neues und Unbekanntes erschaffen: Energie! Und wir waren uns dessen nicht einmal bewusst.
Wir erschufen eine unvorstellbar große Menge an Energie, und diese Menge blieb konstant, bis vor kurzer Zeit. Energie, das sind Potentiale. In unserem traumatischen Verlassen von Zuhause erschufen wir alle Potentiale, die wir jemals erfahren und erleben können würden. Und ich garantiere dir, dass wir als Menschen nur einen winzigen Bruchteil der Potentiale beansprucht und erfahren haben. Alle beseelten Wesen der Schöpfung haben noch nicht erträumt, was es alles zu erfahren gibt. Wir alle, ob auf der Erde oder anderswo, haben also nur einen Bruchteil der Energie genutzt, die uns zur Verfügung steht.
Ein Potential ist Energie im „Ruhezustand“. Sie ruht natürlich nicht wirklich, alles ist immer in Bewegung, aber sie ruht insofern, als sie nicht aktiviert und für einen bestimmten Zweck genutzt wurde. Aktiviert wird sie von Bewusstsein, von dir, von mir, von irgendeinem Wesen im Omniversum. Du siehst also, es gibt keinerlei Mangel an Energie, nirgendwo.
In der Schule im Physikunterricht haben wir gelernt, dass man in der Physik zwischen zwei Arten von Energie unterscheidet: potentielle Energie und kinetische Energie. Also ruhende Energie und Bewegungsenergie. Potentiale werden von Bewusstsein aktiviert, also in Bewegung versetzt und in eine beliebige Form gebracht. Wenn das Bewusstsein diese Form nicht mehr wünscht oder braucht, lässt es diese Energie wieder los, sie verwandelt sich augenblicklich zurück in neutrale Energie, also in Potentiale. Und so wird ständig potentielle Energie in kinetische Energie und wieder zurück verwandelt.
Die Energie, die wir damals erschaffen haben, ist duale Energie. Vor einigen Jahren haben einige von uns eine neuartige Energie erschaffen, und einige Wesen haben natürlich begonnen, über diese neue Energie zu sprechen. Aus dieser Position heraus schien die duale Energie alt, es hatte sie schon viel länger gegeben als die soeben neu erschaffene. Deshalb wurde und wird die duale Energie einfach als alte Energie bezeichnet. Zutreffender ist aber die Bezeichnung duale Energie.
Schauen wir an dieser Stelle noch einmal kurz zurück. Am Anfang war das Urbewusstsein. Es existierte einfach und war in sich vollständig und vollkommen. Dabei kam eines Tages die Frage: Wer bin ich eigentlich? Diese Frage erschuf den Spiegel, in dem sich das Urbewusstsein selbst betrachten konnte. Das war die Geburtsstunde der Dualität. Später erschuf das Bewusstsein viele Abbilder seiner selbst. Dies erweiterte die Möglichkeiten der Selbsterforschung. Irgendwann kam der nächste Schritt. Raus mit den Kindern, sie sollen selbständig, frei und autonom weitere Möglichkeiten zur Selbstentdeckung erforschen, außerhalb der Grenzen des bestehenden Bewusstseins. Bei diesem Coup wurde Energie erschaffen, denn mit Energie hat man viel, viel mehr Möglichkeiten zu spielen. Die erste konkrete Form von Energie war Licht. Nun gab es Licht und Schatten, alles erhielt eine Tiefe. Was für eine Erfahrung! Dann kamen Farben, Klänge! Später wurde Energie so weit verdichtet, dass physische Materie entstand. Plötzlich konnte man etwas berühren – eine völlig neue Erfahrung! Und so weiter. Energie dient uns also dazu, uns selbst auf immer weitere Arten kennenzulernen, immer mehr Spiele spielen zu können. Das ist letztlich der Sinn der ganzen Schöpfung, sofern man überhaupt von einem Sinn sprechen kann.
Wir haben also nun duale Energie. Wir kannten ja nichts anderes als Dualität, wir haben sie von unseren Eltern gelernt. Sie benutzen einen Spiegel, um mehr über sich selbst zu erfahren, wir tun bis heute dasselbe. Und dann hatten wir diese riesige Sehnsucht nach Zuhause, die eine starke Spannung darstellte. Voilà, duale Energie.
Die Merkmale dualer Energie sind in etwa folgende:
Sie kann nur existieren, wenn es zwei Pole gibt, sie bewegt sich immer zwischen den Polen hin und her. Es gibt immer Plus und Minus, also eine Spannung. Wir haben im Lauf der Zeit viele Pole erschaffen, um mit dualer Energie zu spielen. Göttlich – menschlich, hell – dunkel, männlich – weiblich, gut – schlecht, oben – unten, elektrischen Strom, Elektromagnetismus, ja sogar die Planeten haben einen Plus- und einen Minuspol. Das gesamte Universum funktioniert nach dem Prinzip der Dualität. Das kann auch nicht anders sein, es wurde mit dualer Energie erschaffen.
In unserem Leben geht es auf und ab, es geht uns mal besser und mal schlechter. Es schwimmt immer alles vor und zurück, wie die Wellen im Meer. Wir sind angespannt, wenn wir etwas erschaffen wollen, wir verwenden Anstrengung, um zu unserer Schöpfung zu kommen. Wenn uns etwas bedrückt, spannen wir uns an.
Im dualen Bewusstsein – und in der Folge in der dualen Energie – brauchen wir immer ein Gegenüber, um uns selbst besser kennenzulernen, wir brauchen die Konfrontation mit etwas anderem im Außen. Im einfachsten Fall ist das ein physischer Spiegel. Nun, der bringt aber nicht lange viel, also benutzen wir andere Menschen. Jeder Andere, dem wir begegnen, reflektiert etwas von uns selbst. Hätten wir uns selbst nicht so tief in unserer menschlichen Identität, auch Ego genannt, verfangen, dann würden wir das auch sehen. Starke Beziehungen, wie die zur Familie und zu Partnern, zeigen uns noch viel mehr von uns selbst.
Eine Diskussion ist Konfrontation. Bloß sind wir in der Regel auch hier viel zu sehr mit unserem Ego beschäftigt. Aber achte einmal darauf. Wenn du diskutierst, fühlst du dich gefordert, deinen eigenen Standpunkt immer deutlicher zu machen, und genau dadurch lernst du dich selbst besser kennen.
Kriege sind die brutalste Art der Konfrontation, doch auch sie dienen dazu, sich selbst besser kennenzulernen. Die Kriegsparteien werden sich selbst der eigenen Glaubenssysteme und der eigenen Werte immer mehr bewusst. Sie erkennen dabei immer besser, wofür ihre Gesellschaften stehen. Das gilt sowohl für die Völker als Ganzes als auch für alle beteiligten Menschen.
Die Dualität bringt es mit sich, dass sich ein Wesen alleine immer unvollständig fühlt, es sucht also immer seine Ergänzung. Der Mensch sucht Gott, Männer suchen Frauen, Frauen suchen Männer, Menschen suchen andere Menschen. Alle suchen immer den Spiegel, in den sie schauen können.
Und schließlich ein sehr wesentliches Element dualer Energie: sie bewegt sich immer in Mustern. Beim Spiel mit dualer Energie entstehen in kurzer Zeit Trampelpfade, entlang derer sich die Energie bewegt. Somit bewegt sich auch das menschliche Leben entlang dieser Pfade. Die meisten Menschen wollen das auch so, diese Muster geben ihnen das Gefühl von Sicherheit. Doch manche Menschen sind der Trampelpfade der dualen Energie schon überdrüssig. Nicht wahr?
Die Schöpfung von und das Spiel mit dualer Energie repräsentiert den zweiten Schöpfungskreis. Es ist das Spiel autonomer, beseelter Wesen außerhalb von Zuhause. Wie es in Star Trek so schön heißt: „Sie brachen auf, um neue Welten und neue Galaxien zu erforschen.“