Als wir alle noch zuhause waren in der Einheit, gab es keine Energie. Wir waren zwar auch damals nicht wirklich eins, aber wir befanden uns in einer Einheit, innerhalb eines großen Bewusstseins. Tobias nannte dies den Ersten Schöpfungskreis. Der Einfachheit halber übernehme ich diesen Ausdruck.
Begonnen hat alles natürlich früher. Am Anfang gab es ein einziges Bewusstsein, das ich Urbewusstsein nenne, und das Menschen seit ein paar Tausend Jahren gerne Gott oder Quelle nennen. Das Urbewusstsein war ganz einfach, es existierte. Und es war sich seiner Existenz bewusst, was das Wesen von Bewusstsein ist. Es war alles, was war. Außerhalb seiner selbst gab es nichts.
Eines Tages wollte das Urbewusstsein mehr über sich wissen und stellte sich die Frage: „Wer bin ich?“ In diesem Moment erschuf es einen Spiegel von sich selbst, in dem es sich betrachten konnte. Dies war der Beginn von Schöpfung und der Beginn der Dualität. Der Spiegel spiegelte andere Qualitäten seiner selbst als sein Schöpfer, beide Qualitäten antworteten aufeinander. Dieses Spiel, dieser Tanz, erweiterte die Möglichkeiten der Selbsterkenntnis enorm!
Die Menschen auf der Erde würden diese zwei Qualitäten weiblich und männlich nennen, oder feminin und maskulin, um die Assoziation mit Menschenwesen nicht allzu sehr in den Vordergrund zu stellen. Aber natürlich gilt für Menschen auf der Erde dasselbe wie für den ersten Schöpfungskreis: Wenn Frauen und Männer füreinander offen wären und ihre Beziehungen nicht ständig mit Wünschen an den anderen überfrachteten, dann hätten sie im jeweiligen Gegenüber einen schönen Spiegel. Die Art, wie Frauen auf Männer und wie Männer auf Frauen reagieren, zeigt dem Gegenüber etwas über sich selbst, das es zu wundervollen Erkenntnissen nutzen könnte.
In vielen spirituellen Strömungen werden diese zwei Qualitäten des Bewusstseins Vater-Mutter-Gott genannt.
Hurra! Mit diesem Spiegel kam Bewegung in die Schöpfung! Zuvor unbekannte Möglichkeiten wurden erschaffen. Dieses neue Spiel war so bereichernd und erweiternd, dass die beiden Qualitäten (Tobias nannte sie den König und die Königin) eines Tages noch weiter gehen wollten. Also erschufen sie weitere Bewusstseinsfunken, nämlich uns.
Das Urbewusstsein konnte natürlich nur Abbilder seiner selbst erschaffen, es kannte ja nichts anderes. Nachdem dem Urbewusstsein Abhängigkeit unbekannt war, konnte es keine abhängigen Wesen erschaffen. Wir sind also genauso unabhängig wie das Urbewusstsein, wir haben alle Qualitäten und Fähigkeiten, die das Urbewusstsein hat. Jeder von uns ist ein eigenständiges Bewusstsein, das sich selbst erforscht und dabei völlig unabhängig seine eigenen Wege geht. Wenn ein Mann und eine Frau ein Kind zeugen, ist dieses Kind nicht ein Teil der Eltern, sondern ein eigenständiges Menschenwesen, das tun und lassen kann, was es will. Wir sind also sogenannte beseelte Wesen. Die Seele, das ist dieses eigene, singuläre und autonome Bewusstsein.
Im ersten Schöpfungskreis reisten wir im gesamten Bewusstsein umher und sammelten Erfahrungen, um sie später mit unseren Eltern zu teilen. Das Urbewusstsein und wir alle wurden immer reicher, reicher an Erfahrungen und Erkenntnissen. Wir spielten alle in unserem wunderschönen und riesengroßen Garten, tagein tagaus.
Im ersten Kreis gab es keine Energie. Es ist wichtig, das festzuhalten, denn Bewusstsein ist nicht Energie. Das Leben ist Bewusstsein, nicht Energie. Ich bin Leben, du bist Leben, jeder Mensch und jedes beseelte Wesen in der gesamten Schöpfung ist Leben.
Die Erschaffung der Kinder erzeugte noch einmal ein Vielfaches an Möglichkeiten, sich selbst immer weiter zu erforschen. Es ist aber auch klar, dass es irgendwann einmal weitergehen musste, denn es gibt keinen Stillstand in der Schöpfung.