Viele Trennungen in letzter Zeit

Seit einem halben Jahr gibt es viele Trennungen in meinem Leben, mehr als sonst. Statt Trennung könnte ich auch sagen, ich habe mich von vielen Dingen losgelöst.

Begonnen hat es letzten Dezember, als ich beschlossen habe, nicht mehr die Google-Suche zu verwenden, um im Internet etwas zu finden. Schon das ganze letzte Jahr drang es immer stärker in mein Bewusstsein, dass die großen amerikanischen Firmen nur deshalb so viele gute und schöne Dienste anbieten, damit sie möglichst alle Gewohnheiten und Aktivitäten der Menschen ausspionieren können. Ebenso war mir aufgefallen, dass beim Firefox Browser, den ich nur selten verwendete, DuckDuckGo als Standradsuchmaschine eingetragen war. Also probierte ich sie ein paarmal aus und schaute sie mir genauer an. Dabei stellte ich fest, dass DuckDuckGo die Suchanfragen nicht speichert, dass man hier also wirklich anonym sucht. Außerdem entdeckte ich einen Artikel mit dem Titel Life without Google, der mich faszinierte und in dem für jeden Google-Dienst Alternativen vorgestellt wurden.

Nun, das ist ein anderes Thema, über das ich schreiben kann, wenn es mehrere Menschen interessiert. Ich habe mich also von der Google-Suche gelöst. In Ausnahmefällen verwende ich sie noch, weil es nach wie vor die beste Suchmaschine ist. Das sind hauptsächlich technische Suchen, die ich für meine Webseite brauche. Aber für mehr als 95% aller Suchen verwende ich etwas anderes, weil es niemand etwas angeht, wonach ich suche.

Ich bleibe gleich beim Thema. Bei der Lektüre des besagten Artikels war mir auch klar, dass ich mich von Google Analytics und von Google reCaptcha trennen würde. (Anm.: reCaptcha dient dem Schutz vor Spam-Attacken. Das ist dieses Ding, wo du „Ich bin kein Roboter" ankreuzen musst, um dich wo anzumelden, ein Kontaktformular zu nutzen oder einen Kommentar zu schreiben.) Analytics ist natürlich das beste Analysewerkzeug am Markt, und es ist natürlich gratis. Und es zeigt natürlich, dass es alle Daten der Menschen kennt, die eine Webseite besuchen. Durch die Verwendung von Analytics findet Google immer mehr Gewohnheiten der Menschen im Internet heraus. reCaptcha ist natürlich auch sehr gut, und hat natürlich schon wieder die Besucher einer Webseite am Sack.

Mit der Einführung meiner neuen Webseite Anfang April habe ich mich auch von diesen beiden Diensten gelöst.

Zwei Dienste von Google verwende ich nach wie vor. Books bzw. Play für meine Bücher und Search Console. Mich interessiert zwar nicht mehr, welche Suchanfragen dazu führen, dass jemand auf meine Seite kommt, aber Search Console macht mich auf Fehler aufmerksam, wie zB falsche Links, schlechte Lesbarkeit, schlechte Geschwindigkeit und ähnliches. Ich trage also nicht mehr dazu bei, dass irgendjemand meine Webseite dazu benutzt, um Daten über meine Besucher zu sammeln.

Anfang Mai habe ich mich von den letzten Resten der alten Welt gelöst. Nachdem ich bemerkt hatte, dass ich mit einem Teil von mir nach wie vor an ihr gehangen hatte, und nachdem mir bewusst geworden war, dass die alte und die neue Welt nicht zusammenkommen würden. Die neue Welt hat wirklich überhaupt nichts von der alten Welt. Ausgenommen der Tatsache, dass wir alle (auch) Menschen auf diesem Planeten sind. Ich habe darüber geschrieben und brauche das hier nicht weiter ausführen.

Kurz darauf habe ich mich auf Facebook von zwei Dritteln meiner dortigen Freunde getrennt. Mit vielen von ihnen konnte ich deshalb nichts anfangen, weil sie mir nur deshalb irgendwann eine Freundschaftsanfrage geschickt hatten, um selbst mehr Freunde zu haben. Um eine größere Reichweite zu erzielen. Was soll ich mit Menschen, die nur auf Reichweite achten? Was für ein schönes Zeichen von Unbewusstheit! Bewusstsein braucht keine Reichweite in sozialen Medien, um zu expandieren und jeden zu erreichen, der bereit dazu ist.

Aber ich habe mich auch von vielen Menschen getrennt, die ich persönlich kannte und die einmal meine Freunde waren. Das hieß natürlich nicht, dass ich sie irgendwie abwerten wollte, aber sie passten einfach nicht mehr zu mir. Ich konnte nichts mehr mit ihnen anfangen. Freundeskreise wechseln normalerweise ständig, das ist der natürliche Fluss. Die einen gehen, andere kommen.

Mein Facebook sah danach wirklich viel besser aus. Wenige Freunde, die ich aus irgendeinem Grund mochte und noch mag. Menschen, mit denen ich was anfangen kann.

Dennoch nervt mich Facebook schon die längste Zeit immer mehr. Nicht meine Freunde dort, sondern Facebook an sich. Die widerliche Zensur und die widerliche Manipulation sind nur ein Teil. Am widerlichsten finde ich die Supercookies. Supercookies sind keine Cookies im herkömmlichen Sinn, sie sind nicht bei den Cookies gespeichert. Sie werden irgendwo im Browser abgelegt, an Stellen, von denen der Browser keine Ahnung hat. Zum Beispiel im Flash Player, den man zum Anschauen von Videos braucht. Man findet sie nicht und kann sie nicht löschen. Sie sind immer aktiv und spionieren alles aus, was ein Mensch auf seinem Gerät macht. Auch dann, wenn du beispielsweise dein Facebook-Konto löschst. Jede Aktivität wird an Facebook geschickt. Das ist natürlich illegal, aber was kümmert die Großen Mächtigen schon Legalität? Facebook wird deshalb immer wieder zu sehr hohen Geldstrafen verurteilt, was es dann aus der Portokassa bezahlt. Die Anwälte von Facebook geben das auch einfach zu vor Gericht.

Jedenfalls habe ich vor ca. zwei Wochen Facebook zunächst auf Eis gelegt. Es ist eine Fast-Trennung. Nach einigen weiteren Wochen werde ich wissen, ob ich es weiterhin in irgendeiner Form nutzen will, oder ob ich mein Konto dort lösche. Natürlich weiß ich, dass ich die Supercookies erst dann los bin, wenn ich die Festplatte formatiere und ein neues System ohne FB installiere, oder wenn ich mir einen neuen Laptop kaufe.

Während der letzten paar Monate habe ich mich davon gelöst, in Billig-Supermärkten einzukaufen. Jahrelang habe ich sie immer wieder frequentiert, in Zeiten großen Mangels sogar ausschließlich. In den letzten Monaten wurde es mir unerträglich, für meine Einkäufe zwei oder drei Supermärkte aufzusuchen. Und mir wurden diese Supermärkte unerträglich, obwohl die Qualität der Produkte weit besser ist als ihr Ruf. Aber die wirklich guten Dinge kriege ich bei Billa. Die sind natürlich teurer als ähnliche Produkte zB bei Lidl. Dafür aber wesentlich besser. Und natürlich kaufe ich gleich die teuersten Produkte, nicht die mittleren. Statt Iglo Cremespinat nehme ich Ja! Cremespinat. Der Gemüseaufstrich von Ja! ist mehr als doppelt so gut als der teuerste Bio-Aufstrick vom Lidl. Ich will einfach wirklich gute Nahrung haben. (Für Nicht-Österreicher: Billa ist eine ursprünglich österreichische Supermarkt-Kette, die seit 25 Jahren zum deutschen REWE-Konzern gehört. In den 1980er-Jahren hat Billa die Bio-Linie Ja! Natürlich eingeführt, deren Produkte ausschließlich aus biologischer Landwirtschaft stammen.)

Ich habe das gemacht trotz rückläufiger Einnahmen. Ich habe auf sinkende Einnahmen mit einer Erhöhung meines Lebensstandards geantwortet. Das ist die einzig vernünftige Antwort auf Einnahmenrückgang. (Hinweis für Menschen mit Mangel-Thema!) Natürlich habe ich in früheren Zeiten das Gegenteil davon gemacht, wie alle anderen Menschen. Aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich mein Einkommen meinem Lebensstandard anpasst. Wenn ich hingegen umgekehrt tätig werde, also spare und mich einschränke, werden meine Einnahmen auch immer weniger, und immer weniger und immer weniger.


Keine der Trennungen basierte auf einer rationalen Entscheidung. In allen Fällen kam ein Impuls von tief innen, dem ich einfach folgen musste. Aus diesem Impuls heraus folgten dann die rationalen Entscheidungen, die aber mit Überlegungen nicht mehr umkehrbar waren.

Bei jeder Trennung, bei jedem Loslösen, entstand zunächst ein Gefühl, das ich vor langer Zeit einmal mulmig genannte hätte. Heute kann ich es nicht mehr so nennen, weil es sich nicht mulmig anfühlt. Ich fühle einfach, dass etwas weg ist, was kurz zuvor noch da war. Mitunter sehr lange Zeit. Wie wenn ein Chirurg etwas aus dem Körper entfernt, das lange da war. Ein Geschwür, ein Knoten, etwas in der Art. Du spürst dann eine kurze Zeit lang, dass etwas fehlt. Aber der Körper schließt die Lücke schnell und lebt mit dem neuen Zustand. Wahrschelich besser als vorher.

Ich habe mich während meines Erwachens und danach von so Vielem getrennt, dass ich so etwas einfach gewöhnt bin. Von der Familie, von allen Freunden, von meinem gesamten materiellen Besitz, von meinen alten Einnahmequellen, von unzähligen Glaubenssystemen und mehrmals von meiner Identität. Also von allem, was mich einmal ausmachte. Da kann bei weiteren Trennungen kein Gefühl mehr aufkommen, das irgendetwas mit Ängstlichkeit zu tun hat.

Nach jeder Trennung blieb mehr von MIR und weniger von etwas anderem.

Jedes Loslösen brachte natürlich eine innere Veränderung mit sich. Gewohnte Zugänge veränderten sich. Das deutlichste, hier beschriebene Beispiel ist das mit dem Lebensstandard. Ich antwortete auf eine Situation anders, als ich es früher getan hatte. Das ist letztlich auch der Sinn des ganzen. Von innen kommt ein Impuls, der führt zu einer Handlung mit Außenwirkung, und das bewirkt eine Veränderung im Innen. Da ist ja auch das Leben.


Vielleicht kommen dir viele Beispiele zu techniklastig vor. Aber wir leben ja mit Technologie, sie ist ein fixer Bestandteil unseres Lebens, der auch schnell immer größer wird. Wie hast du meine Webseite gefunden? Mit der Google-Suche? Mit DuckDuckGo hättest du sie auch gefunden, unter Wahrung deiner Privatsphäre.

Wie würdest du dich fühlen, wenn du auf die genannten Dinge verzichten würdest? Kannst du dir ein Leben ohne soziale Netzwerke überhaupt noch vorstellen? Viele Menschen müssen das heute mit Nein beantworten. Sie nähren sich davon, es ist energetische Nahrung für sie, die einen Teil ihres Bewusstseins ausmacht. Bei manchen Menschen einen ziemlich großen Teil.

Teilbereiche der Technologie bestehen hauptsächlich oder sogar ausschließlich aus alter Energie. Und damit meine ich die unbalancierte alte Energie, in der es nur um Macht und Kontrolle geht. Siehe Supercookies. Menschen werden geködert, verführt, und zeitgleich wird versucht, ihnen den Strick um den Hals zu legen. Da stellt sich für mich und für alle bewussten Menschen die Frage: Was nährt mich, und was will ich nähren? Was bringt es mir, wenn ich weiterhin an alten Dingen hänge? Und will ich das überhaupt? Für mich ist klar, dass ich es nicht will.

Kommentare

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Hallo Reiner,

beim Lesen deines Artikels "Viele Trennungen in letzter Zeit" musste ich mehrmals schmunzeln, weil es bei mir sehr ähnlich lief. Schon mit Beginn der "Corona-Krise" wuchs mein ungutes Gefühl, weiterhin die Google-Suche zu nutzen und ich schwenkte zuerst auf Duckduckgo und dann auf Ecosia (da pflanzt du bei jeder Suchanfrage noch einen Baum und tust unserem Planeten etwas gutes) um. Google meide ich, wo immer möglich. Ich entdeckte auch einen neuen Browser: BRAVE - er verhindert Tracking weitestgehend und blockt einiges ab. FB habe ich schon vor ca. 3 Jahren gelöscht, wobei ich nicht wusste, dass die möglicherweise durch die Supercookies weiterhin Daten abgreifen können.
Auch änderte ich mein Einkaufsverhalten von jetzt auf gleich. Kaufte ich früher regelmäßig in den großen Supermärkten, bin ich heute Kundin in Bioläden, zum einen wegen der besseren Qualität, zum anderen aber auch wegen der "fair gehandelten" Lebensmittel (Was nährt mich und was will ich nähren?).

Deine Beschreibung "Nach jeder Trennung blieb mehr von MIR und weniger von etwas anderem" trifft es ganz genau, wobei ich schon manchmal denke, dass es doch jetzt auch mal gut sein könnte damit :-) und es gibt durchaus Phasen der Traurigkeit, denn nicht alles was ich loslasse ist zwangsläufig "nur schlecht" gewesen.
Doch dann kommt wieder Energie aus einer neuen Richtung, trägt Neues in mein Leben - und zuvor war es dann wohl nötig, dass Altes losgelassen wurde, damit sich das Neue ausbreiten kann.

An dieser Stelle mal wieder ein herzliches Dankeschön für deine vielfältigen Texte. Beim Lesen gehe ich häufig in Resonanz und kann gut mitschwingen.

Herzliche Grüße, Sabine

Hallo Sabine,

du hast schon recht, nicht alles, wovon du dich trennst, ist automatisch schlecht. Aber es passt nicht mehr zu dir, es bremst dich irgendwie. Du hast das ja selbst schön beschrieben mit der neuen Energie, die dann kommt, und dir mehr eröffnet.

Ich verwende übrigens auch Brave, hauptsächlich. Außerdem Firefox und seit kurzem Vivaldi. Firefox hat sich mächtig gewandelt in den letzten Jahren, ist schneller geworden und setzt auf Privatsphäre. Er ist der erste Browser, der sogar Supercokies erkennt und blockiert. Brave kann das mittlerweile auch. Bei beiden Browsern funktioniert das zumindest unter Linux sehr gut. Vivaldi schreibt ebenfalls Privatsphäre extragroß und bietet darüber hinaus enorm viele nützliche Funktionen. Fürs Handy ist DuckDuckGo Privacy Browser unschlagbar. Außerdem schneller als alle anderen.

Zu Ecosia. Da gibt es das Ding mit den Bäumen. Aber Privatsphäre? Diese Suchmaschine verwendet sowohl für die Suche als auch für die Anzeige der Ergebnisse Bing, also Microsoft. Da kannst du dir ja ausrechnen, wie privat das ist. wink Willst du wirklich Microsoft nähren?

Vielleicht interessiert dich dieser Artikel. (Es geht nicht um Ecosia.)

Liebe Grüße

Reiner

Hallo Reiner,

Vivaldi kenne ich noch nicht. Werde ich demnächst vielleicht auch mal ausprobieren.

Danke für deinen Hinweis zu Ecosia. Die Seite https://info.ecosia.org/privacy fand ich beruhigend und war sicher, dass da nichts über Microsoft läuft. Natürlich will ich Microsoft nicht nähren. Du kennst dich mit diesen technischen Hintergründen offensichtlich gut aus, was bei mir nicht der Fall ist. Also werde ich künftig lieber ein paar Bäume weniger pflanzen und ganz bei duckduckgo bleiben :-)
Gut, dass du mir den Tipp gegeben hast, danke sehr!

Liebe Grüße

Sabine

Hallo Sabine,

sieh mal hier. Du brauchst nur den ersten Satz lesen. ;-) Ich habe ein Gespür für so was. Ich setzte genau eine Suchanfrage ab und habe auf Anhieb das, was ich sehen wollte. Abgesehen davon habe ich Ecosia natürlich kurz ausprobiert und festgestellt, dass die Suchergebnisse eher schwach sind im Vergleich zu anderen Suchmaschinen. Wie bei Bing eben.

Vivaldi hat zB auch einen eigenen Übersetzer, der nicht Google ist. Da kannst du Webseiten aus anderen Sprachen übersetzen lassen. Das hat sonst nur Google. Außerdem finde ich den Namen des Browsers gut. :-)

LG, Reiner