Dies ist eine Geschichte von Scheu und Mut, Überschreitung von Grenzen, Freude, Loslassen, Erkenntnis, Wut und Trauer, von Hingabe und natürlich von Erleuchtung. Vor allem aber ist es eine Geschichte von Liebe.
Edith und ich hatten nicht ein Monat zu zweit, sondern gleich fünf.
Am 12. 12. letzen Jahres schrieb mir Edith (Name geändert) zum ersten Mal über das Kontaktformular meiner Website.
Hallo Reiner Maria. Es ist das erste Mal, dass ich einen Kommentar oder so was schreibe. Es ist mir ein Bedürfnis, mich von Herzen bei dir zu bedanken. Ich war mir bis heute morgen nicht bewusst, dass mein Wachsein nicht das Problem ist. Sondern mit Schlafenden kommunizieren zu wollen. Was habe ich probiert, auch einzuschlafen und wusste einfach nicht, wie das geht und was mit mir falsch ist. Und wenn es mir kurz gelungen ist, wurde ich unsanft geweckt. Ich danke dir. Deine Worte helfen mir sehr.
Herzliche Grüsse!
Ich habe natürlich geantwortet und erhielt tags darauf wieder eine Antwort.
Lieber Reiner,
Ich danke dir sehr für deine wegweisende - und schnelle - Antwort. Das, was ich hier grad tue - dir schreiben - kenne ich wirklich so ganz und gar und überhaupt nicht, und ich bin ziemlich verunsichert dabei, merke ich.
Aber: ich fühle mich so befreit und erleichtert und spüre das schon lange nicht mehr gespürte innere Jubeln, dass ich selbst diese Hemmung überwinde 🙂 und deine freundliche, klare Antwort hat natürlich auch geholfen 🙂
Ich werde weiter in deinen Schriften stöbern.
Diese ersten zwei Mails von Edith zeigen schon zwei wesentliche Eigenschaften von ihr, die im Lauf unseres Austauschs immer deutlicher hervortraten. Erstens, sie war bereits erleuchtet, bevor sie mir schrieb, war sich dessen aber ganz und gar nicht bewusst. Zweitens, es kostete sie einige Überwindung, mit mir Kontakt aufzunehmen. Das war so gar nicht ihre Sache, weil die Kommunikation mit Menschen an sich nicht ihre Sache war.
In den ersten Mails sprachen wir über Kommunikation mit Schlafenden, über Schein, über Selbstausdruck und über das Überschreiten von Schamgrenzen. Wie ich etwas später bemerkte, forderte ich sie bezüglich letzterem doch ziemlich.
Edith war wirklich stark verunsichert. Sie mutmaßte, ich könnte ein Betrüger oder gar ein Massenmörder sein, der seine Opfer mit schönen Worten anzog, um sie dann abzuzocken oder gar umzubringen. Zumindest aber könnte ich auch jemand sein, der es sehr gut versteht, etwas vorzugeben, was nicht ist. Dennoch hatte sie mich kontaktiert, und dennoch folgte auf jedes Mail von mir eins von ihr. Obwohl sie dazu ein paar Schamgrenzen überschreiten musste. Ihr Gespür gebot ihr das alles. Dieses Gespür, das sie gar nicht so wirklich wahrnahm, dem sie aber immer folgte.
Später einmal erzählte sie mir, wie sie mich gefunden hatte und was in ihr vorging, als sie begann, aus meiner Seite zu lesen. Sie hatte im Internet nach wache versus schlafende menschen gesucht. Sie muss endlos weit geblättert haben, bis sie auf meine Seite gestoßen ist, denn nach diesem Suchbegriff bin ich fast nicht zu finden. Was für eine Führung der Seele! Dann klickte sie auf meine Seite und las. Sie erzählte mir: „Wenn das wahr ist, was da steht, dann bedeutet das eine neue Welt!" Ja, das bedeutet es in der Tat.
Im vierten oder fünften Mail sagte mir Edith, dass sie mit Erleichterung gelesen hatte, dass ich auch eine Begleitung anböte. Bis dahin, und noch ein einige Tage danach, hatten wir einfach nur Mails ausgetauscht. Normalerweise hätte ich schon früher darauf hingewiesen, dass unser Austausch jetzt bald einmal Geld kostet. Aber in diesem Fall war ich fasziniert und begeistert von dieser Unterhaltung, dass ich das Finanzielle immer wieder hinausschob. Doch einen Tag, bevor ich es ansprechen wollte, war mir Edith zuvorgekommen und kündigte eine erste Zahlung an.
Edith war also erleuchtet und wusste es nicht. Wenn ich es ihr sagte, wies sie das zurück. Sie mochte auch das Wort Erleuchtung nicht, was ich verstehen kann, denn ich mochte es eine Zeit lang auch nicht. Als ich ihr erklärte, warum ich die Wörter Erwachen und Erleuchtung mochte, reduzierte das ihre Abneigung etwas.
Sie konnte mit Menschen nicht wirklich viel anfangen, außer mit ihrem Mann. Er tut ihr gut, aber er ist nicht am Erwachen, und somit ist das gegenseitige Verständnis eingeschränkt. Tiere mochte sie viel lieber als Menschen. Sie hat mir erzählt, dass sie sich einmal im Tierschutz engagieren wollte, es dann aber doch nicht tat. Sie meinte, sie würde dann radikal werden, was radikal gegen Menschen bedeutet hätte. Und darum hat sie diese Idee verworfen.
Jedenfalls schloss ihr schlechtes Menschenbild sie selbst mit ein. Und damit natürlich auch ihren Körper. Das erklärt, warum es ihr so schwer fiel, ihre Erleuchtung zu erkennen und sie sich selbst zu erlauben. Intuitiv suchte sie also einen Menschen wie mich, der ihr erklären konnte, was in ihr vorging. Und das auf eine Art, die für sie annehmbar war.
Ihre Schwierigkeiten mit Menschen gingen so weit, dass sie mit mir nicht persönlich sprechen wollte. Sie telefonierte auch nicht gerne mit Menschen und mied es, soweit sie konnte. Unser Austausch blieb also monatelang auf E-Mails beschränkt. Dazu kam ihr Misstrauen, dass ich nicht real sein könnte. Rund um Weihnachten kaufte sie zwei meiner Bücher. Sie in der Hand zu halten war so etwas Ähnliches wie ein Schock für sie, weil die Bücher für Edith ein Beweis meiner Existenz waren. Darauf hin schickte ich ihr Links zu meinen Videos, die ihr davor noch nicht aufgefallen waren. Ich befand mich in der für mich sehr seltsamen Lage, Edith zu beweisen, dass ich existierte. Und dass ich kein Betrüger war.
Es war wirklich etwas seltsam am Anfang. Edith schrieb jeden Tag einem Menschen, dessen Existenz sie anzweifelte. Eine Zeit lang zweifelte sie überhaupt alles an, natürlich auch alles, was sie selbst betraf. Ich schrieb ihr einmal, dass sie Ihre Zweifel nun einmal beiseite legen sollte, zumindest mir gegenüber. Das war abschnittweise schon unangenehm zu lesen für mich. Ich sah ja ihre Weisheit und ihre Erkenntnisse, doch sie hielt einen großen Abstand zwischen dem Menschen, der sie war, und dem Gott, der sie war.
Edith hatte aber natürlich auch ganz andere Seiten. Sie hatte schon viele verschiedene Dinge gemacht in ihrem Leben. Sie hatte Zeiten voller Lebenslust und Lebensfreude, Abenteuer scheute sie nie. Sie war auch immer die Tonangebende in welcher Gesellschaft auch immer. Das war ihr aber nicht unbedingt bewusst. Es war ihr nie aufgefallen, wie sehr sie strahlte und leuchtete, sie hatte nur die Schwierigkeiten wahrgenommen, die ihr ihr Strahlen und Leuchten manchmal einbrachte.
Eine Aussage von ihr zeigt ihr Verhältnis zu Tieren und Menschen auch sehr schön.
Ich hatte noch nie einen menschlichen Lehrer. Mein letzter Lehrer ist letztes Jahr gestorben - das große schwarze Pferd, das mich in Freiheit tanzen lehrte. Worte sind dabei immer etwas kurz gekommen.
Sie hat mir erzählt, dass sie noch weitere sechs Monate nach dem Tod des schwarzen Hengstes mit ihm gesprochen hatte und er sie viel gelehrt hatte. Da ist dann irgendwie klar, dass es keine so große Rolle spielte, ob ich nun wirklich existierte oder nicht. Doch eigentlich wusste sie, dass ich real war, und so wurde ich zu Ediths zweitem Lehrer.
Wir schrieben uns monatelang jeden Tag, sieben Tage die Woche. Mitunter waren es sehr lange Mails. Ich wünschte mir gelegentlich, mit ihr sprechen zu können, denn ich brauche ziemlich viel Zeit, um solche Mails zu schreiben. Aber ich respektierte Ediths Vorlieben und Abneigungen. Wir redeten über Scheu, Trauer, Liebe, Menschsein, Göttlichkeit, Wut, Integration, Aspekte, Schuld (ein weithin unterschätztes Thema), Scham, Rücksicht, Schöpfung, Verantwortung, Beziehungen, den Körper, Souveränität, Freiheit, Tod, Erwachen, blinde Flecke, Widerstand ... wir redeten einfach über alles. Über alles, was den Menschen ausmacht, und über alles, was die Seele ausmacht. Jeden Tag. Es entstand eine starke Beziehung zwischen Edith und mir.
Manchmal dachte ich, ich müsste eine Pause machen. Für sie, nicht für mich. Ich weiß ja, dass diese Dinge bald zu viel sind und es fast unmöglich ist für meinen Gesprächspartner, das alles zu verdauen und auf den Boden zu bringen. Aber Edith war erstaunlich. Sie verstand alles, was ich sagte, auf Anhieb und war tatsächlich in der Lage, das alles in ihr Leben zu integrieren. Auch wenn ich Dinge sagte, die völlig neu für sie waren, oder die sie bislang aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet hatte. An ein paar wenigen Stellen änderte ich die Art unserer Unterhaltung. Und wenn ich das tat, eröffnete das für Edith wieder neue Horizonte und weitere Ebenen der Erkenntnis.
Auf der anderen Seite war Edith des öfteren erstaunt darüber, dass sie noch immer Lust hatte, mir zu schreiben. Gelegentlich befürchtete sie, dass die Sache für mich langweilig oder mühsam sein könnte. Das war aber nie der Fall, weil Edith verstand und sich nie wiederholte. Ich erlebe ja öfter, dass ein Klient recht schnell immer wieder dasselbe Thema bringt. Da wird es dann mühsam für mich. Aber bei Edith gab es jeden Tag etwas Neues.
Ich begleitete Edith also durch die Phase der Realisierung. Ich half ihr, zu begreifen und zu verstehen, was mit ihr geschah und was in ihr und rund um sie vorging. Vor allem half ich ihr, sich selbst zu erkennen. Ich führte sie immer wieder zu sich, wenn sie dazu neigte, meine Weisheit über ihre eigene zu stellen. Ich zeigte ihr immer wieder ihre Großartigkeit und ihr Leuchten. Edith erkannte wohl recht schnell, dass ich sie immer zu ihr führte, aber manchmal war ihr das zuwider. Was natürlich verständlich ist. Denn, wenn ich nun angenommen dich immer wieder zu dir führe, siehst du nicht nur deine Größe, sondern auch, dass alles an dir liegt und dass du die gesamte, alleinige Verantwortung für dein ganzes Leben hast. Und das nimmst du zunächst nicht so gerne an. Edith tat es, recht schnell sogar.
Ich führte Edith in ihre neue Welt so behutsam, wie ich nur konnte, und war dabei so klar und deutlich, wie ich sein musste. Ich verteile keine Blümchen und Rüschen, aber ich bin immer vorsichtig im Umgang mit Menschen, die sich an mich wenden. Und ich tue das alles mit und aus Liebe. Ich kann das gar nicht anders.
Edith spürte diese Liebe, und sie liebte diese Energie. Umgekehrt schrieb sie mir ihre schönsten Mails, wenn sie gerade ihre eigene Liebe spürte. Und das liebte ich. Es war also fünf Monate lang sehr viel Liebe präsent. Und deshalb kann ich sagen, dass diese Geschichte vor allem eine Geschichte von Liebe ist.
Was mich immer wieder erstaunte, war Ediths Fähigkeit und ihre Entschlossenheit, sich diesem ganzen Prozess hinzugeben. Sie war ja am Anfang sehr misstrauisch, und gleichzeitig öffnete sie sich ganz und gar und gab sich hin. Sie vertraute mir ganz einfach, und damit zeigte sie sich selbst ihr Vertrauen in sich selbst. Das ist ihr sicher nicht leicht gefallen.
Irgendwann im Februar, kurze Zeit nach ihrem großen Klick, wie sie das nannte (= tiefe Erkenntnis), und nachdem wir mit dem Thema Schuld durch waren, erblühte sie. Sie war voller Tatendrang und Abenteuerlust, nachdem sie die Jahre zuvor sehr zurückgezogen gelebt hatte. Sie wollte mich in Wien besuchen und mit mir persönlich reden. Oder mit mir nach Schottland fahren. Und andere Dinge mehr. Das alles war natürlich nicht oder nur mit größten Behinderungen möglich, wegen dieser bescheuerten Lockdown-Maßnahmen, aber ich freute mich zutiefst über Ediths Erblühen.
Am Sonntag, den 11. April, war es so weit. Edith wollte erstmals mit mir persönlich sprechen. Nach vier Monaten des ausschließlich schriftlichen Kontakts. Ein Meilenstein. Wir haben uns also auf Skype getroffen und dann gleich fünf Stunden gequatscht. Mein bislang längstes Gespräch.
Der Wille zu diesem Gespräch war nur eines von vielen, vielen Dingen, die sich bei Edith geändert hatten. Sie hat sich immer mehr selbst erkannt, sie lernte, mit Menschen anders umzugehen und sie anders zu sehen, sie hat jetzt eine bessere Beziehung zu ihrem Körper, sie versteht sich viel besser ... Es fällt mir schwer, das alles zu beschreiben. Die Edith von heute ist nicht mehr die Edith vom 12. 12. 2020. Wir haben Berge versetzt. Oder, wie Edith es einmal formulierte, ganze Gebirgszüge.
Wir haben auch ein paarmal darüber gesprochen, dass diese Begleitung irgendwann enden würde. Ich sagte einmal zu ihr: „Ich mache meine Sache dann gut, wenn mich meine Klienten so kurz wie möglich oder so selten wie möglich brauchen." Edith war natürlich nicht bloß meine Klientin, sie war längst eine Freundin. Dennoch hatten wir die ganze Zeit überwiegend ein Lehrer-Schüler-Verhältnis.
Im April und Mai wurden Ediths Erkenntnisse immer tiefer. Sie hatte wirklich ihren Kern erreicht, und sie war natürlich überwältigt davon. Zu dieser Zeit begannen auch die Pausen. Immer öfter machte Edith eine Pause, ein paar Tage lang. Mir war klar, dass es nun bald so weit sein würde, dass der Vogel bald seine eigenen Flügel gebrauchen würde. Anfang Mai schrieb ich wieder einmal von der Göttlichkeit. Edith antwortete:
Ich kopiere den ganzen Absatz, weil ..Reiner, ich verstehe es jetzt. Wieder.
Auch eine sehr wichtige Frage, die ich in mir trug, in meinem Bauch, hat sich jetzt damit geklärt.
Ich sehe es, im Moment zumindest, ziemlich klar.Ja. Und da verspüre ich große Erleichterung. Und Dankbarkeit. Gleichzeitig Traurigkeit.
Die Traurigkeit habe ich nicht verstanden, bis heute morgen. Nun aber verstehe ich auch sie- und sie hat mir dir zu tun
Weil ich mich ja dann von dir verabschieden muss. Müssen ist wohl nicht das ganz richtige Wort, aber es fällt mir grad kein anderes ein. Kann, darf, wäre ein ganz anderer Blickwinkel.
Aber jetzt fühlt es sich nach müssen an.
Im Mai schrieb Edith ein paarmal, sie wäre bockig. Ich verstand das sehr gut, denn nun war sie wirklich bei sich und sah alles aus ihrer göttlichen Perspektive. Und da fielen ihr immer deutlich und immer unangenehmer die Dinge auf, wo sie nicht ihre Göttlichkeit lebte und faule Kompromisse machte. Wo sie also nicht sie selbst war. Da wird man dann schnell sehr unzufrieden. Am Montag vor Pfingsten schrieb sie wieder, sie wäre bockig. Diesmal kam auch noch Wut dazu. Sie erzählte mir das nicht, sondern sie schickte mir die ganze Ladung dieser grauslichen Energie einfach rüber. Und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich schrieb ihr nur einen Satt: „Ach Edith, ich habe keine Lust auf bockig." Es folgte eine Pause. Die längste bisher, eine ganze Woche. (Ich möchte dazu sagen, dass wir Pausen immer ankündigten, um den anderen nicht einfach im Regen stehen zu lassen.)
Am Pfingstmontag meldete sie sich wieder, wieder mit einer tiefen Erkenntnis.
Ich bin am forschen. Am nachforschen.
Heute Morgen sah, fühlte ich dieses ...angeborene Bewusstsein, sehr klar. Wie immer fand ich, dass es sehr ernst ist. Aber ernst passte nie so richtig, also das Wort.
Heute fand ich das richtige Wort dafür: Es ist „mächtig".
Ja. Und da schoss es mir richtiggehend ins Blut. Meine Hände zittern immer noch etwas hier beim schreiben, merke ich
Abgesehen davon, dass ich mich wieder sehr freute über ihr Wahrnehmen des Bewusstseins, das sie ist, fragte ich Edith, was sie davon hielte, eine längere Pause zu machen, mehrere Wochen lang. Ich sah, dass sie im Grunde fertig war, dass wir fertig waren, und dass es an der Zeit war, dass sie alleine weiterging. Nun hatten wir aber unsere starke Beziehung, wir sind keine Vögel, wir sind Menschen. Ihre Antwort berührte mich aufs Tiefste.
Es war wie ein Fallen gestern, als ich deine Mail gelesen habe. [,,,]
Ich fiel. Und bin noch nicht wieder aufgestanden. Es regnet und stürmt und meine Tränen laufen, auch wenn ich es nicht will. [...]Ich wusste natürlich, dass dieser Moment irgendwann kommt. Ich hatte auch das Gefühl, dass du .. hm.. dich zurück ziehst? Irgendwas war anders. [...]
Trotzdem. Ich weine und es hört nicht auf. Schon die ganze Nacht. Es ist furchtbar und ich schäme mich, es zu schreiben. Ich tue es trotzdem. [...]
Es war alles Neu mit dir. Diese Beziehung, die so vielschichtig ist. Diese Liebe, die ich verspüre. Alles neu. Berührt zu werden! [...]
Das Originalmail ist natürlich länger, aber ich will hier nicht zu persönlich werden. Jedenfalls hat mich dieses Mail richtig getroffen. Augenblicklich fiel ich in eine Trauer. Unsere ganzen fünf Monate zogen an mir vorbei, fünf besondere und wertvolle Monate. Interessanter Weise verstand Edith meine Frage nach einer Pause gleich als Abschied. Sie hat natürlich recht, es ist ein Abschied von dieser Art von Begleitung, denn die braucht sie nicht mehr. Für mich ist es aber nicht der Abschied von der Beziehung zwischen Edith und mir.
Liebe Edith, ich möchte mich hier auch direkt an dich wenden. Es gibt so viel, was ich dir gesagt habe, und gleichzeitig so viel, was ich dir nicht gesagt habe. Aber du hast immer alles gefühlt, das Gesagte und das nicht Gesagte. Heute, da ich diesen Blogeintrag schreibe, bist du sehr präsent. Und ich würde fast darauf wetten, dass du schon den ganzen Tag lang spürst, dass heute dieser Beitrag von mir kommt. Ich spare mir Aussagen wie „es war eine phantastische Zeit für mich", denn das weißt du ja.
Viel spannender finde ich, dass wir uns wieder begegnen werden. Anders als vorher. Wir treffen uns als souveräne Menschen, nicht als Lehrer und Schülerin. Und darauf freue ich mich!
Ich umarme dich!
PS: Ich möchte noch erwähnen, dass ich nicht unverschämt bin, wenn ich aus Ediths Mails wörtlich zitiere. Edith und ich haben eine Vereinbarung. Während unserer gemeinsamen Zeit kam immer wieder das Thema Buch auf. Edith hatte schon öfter begonnen, ein Buch zu schreiben. Ich freute mich natürlich über ihre Ambitionen. Im Lauf der Zeit stellte sich immer mehr heraus, dass unsere Unterhaltung das Buch war. Einfach den gesamten Mailverkehr als Buch veröffentlichen, ohne weiteren Kommentar. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für viele Menschen hilfreich sein kann.
Jedenfalls dachte ich daran, dass es Ediths Buch wäre, und erteilte ihr die Erlaubnis, jedes Wort von mir zu drucken. Sie dachte aber eher daran, dass es mein Buch wäre, und erteilte mir ihrerseits die Erlaubnis, alles zu verwenden. Mit Ausnahme eines Ereignisses mit einer bestimmten Person. Und unter der Auflage, dass ich ihren wirklichen Namen nicht nenne, was ich ja auch nicht getan habe.
Kommentare
Wie immer „zufällig“ lese…
Wie immer „zufällig“ lese ich diesen Eintrag. Wo ich doch dachte (fast) alle schon gelesen zu haben ;o) Ausgelöst durch einen lieben Freund, dem ich ganz „harmlos“ Reiners Blog empfohlen habe, und der mir von seiner großen Berührung schreibt beim Lesen. Also dachte, muss doch auch gleich noch mal reinschauen. Und finde diesen zauberhaften Text. Der mich so erinnert an meine eigenen Begleitungen mit Reiner, die nun mit mehr oder weniger Kontakt 4 Monate dauern und schwingen. Und jetzt (eine untertreibende Beschreibung, langsam merke ich wo die Wellen vorher schon angefangen haben) gerade ist wieder so viel passiert! Die Relays klackern so durch, Sicherungen fliegen raus. Es ist das totale Heimkommen. Reiner ist mein Reisebegleiter und derjenige, der mir von innen breit lachend die Tür aufmacht, wenn ich nach Hause komme. Falsch: Als ich nach Hause kam. Ich wandel voll Freude in meiner Hütte und freue mich auf den nächsten Kaffee im Garten mit dir.
Ach, wie schön es für mich…
Ach, wie schön es für mich ist, diesen Kommentar zu lesen! Du triffst wieder einmal die richtigen Bilder.
Von deiner Begleitung war dein Freund nicht berührt?
Ja, guten Kaffee mit dir. Aber vergiss den guten Wein nicht. Nach dem Kaffee hatten wir doch immer Wein. Dann wieder Kaffee, dann wieder Wein ...
Hab dir heute auch ein Willkommen-zuhause-Mail geschrieben.
Ach übrigens: „Die Reise nach Hause" und „die Reise zuhause" ist exakt die Bedeutung des Wortes Shaumbra. Schahom bara.
Wette
Ebenso, wie ich mir fast sicher war, dass Edith meinen Beitrag schon erwarten würde, weil sie es spürte, wäre ich überrascht gewesen, wenn sie hier einen Kommentar geschrieben hätte.
Edith hat mir geschrieben und gesagt, dass ich die Wette gewonnen hätte. Sie schaute am Sonntag mehrmals auf ihr Handy, weil sie mit mit meinem Beitrag gerechnet hatte. Ich finde das immer wieder faszinierend.
Wette
Ich habe deinen Kommentar gelesen und möchte die Gelegenheit nutzen, um zur Abwechslung mal DICH überraschen zu können :) Dein Beitrag hat mich überwältigt und tut es immer noch. Es ist mir nicht möglich, unsere gemeinsame Zeit hier in einigen wenigen Worten zu beschreiben. Da stosse ich wirklich an die Begrenzung der Sprache.
Ich vermisse deine Musik. Deine enorme Weisheit, deine unglaublich behutsame und gleichzeitig so klare Führung, deinen köstlichen Humor. Du hast gesehen, was ich nicht sah, und es mir Stück für Stück gezeigt. Und es ist tatsächlich eine Neue Welt.
Ich freue mich von Herzen für jeden Menschen, der die Gelegenheit hat, etwas Zeit mir dir zu verbringen. Du wirst ihn stets zurück führen, zurück zu sich. Und genau dort geschieht dann die Magie.
Ja, du hinterlässt Spuren. Wunderschöne Spuren.
Lieber Reiner.
Liebe. Und Grüsse. :)
Überraschung geglückt
Liebe Edith,
die Überraschung ist dir gelungen, ganz und gar. Und dieses Feedback macht mich fast sprachlos. Meine Weisheit ist nicht mehr so wichtig, denn du hast ein großes Stück deiner eigenen Weisheit entdeckt.
Alles Liebe! - Reiner