Meine Göttlichkeit ist kein Weichspüler
Ich kann nicht sagen, wann es begonnen hat, doch irgendwann trat ich meine Reise zu mir selbst an. Was dann folgte, kennt ihr aus eigener Erfahrung bestens. Ich hinterfragte alles, auch das, was ich lange Zeit für fix gegeben gehalten hatte.
Ich löste mich vom Massenbewusstsein, ich löste mich von Menschen und Beziehungen, ich löste mich von meiner Familie, ich löste mich von meinem Arbeitsplatz. Ich hinterfragte mich. Das war wohl das Schlimmste von allem, denn das fragmentiete meine Energie und mein Bewusstsein, es zerstückelte und zerbröselte sie, die Feuerwand in diesem Leben. Ich fragte mich: Wer bin ich? Ich löste mich von Glaubenssystemen, nahm neue an und löste mich auch von denen wieder. Ich suchte, suchte und suchte. In der unangenehmen Erfahrung des Fragmentierens lag aber auch ein Vorteil: Ich wurde mir tatsächlich meiner selbst immer mehr bewusst, indem ich immer mehr Teile von mir wahrnahm. Das beendete freilich meine Suche nicht, im Gegenteil, es intensivierte sie. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass meine Suche nirgendwohin führt, außer zu noch mehr Suche. Also versuchte ich, aufzuhören zu suchen. Was oft nicht gelang.
Vor knapp einem halben Jahr hatte ich ein einschneidendes Erlebnis: das wirkliche Ende der Suche. Meine Göttlichkeit war nicht länger etwas, das ich irgendwo in mir glaubte, aber letztlich doch nicht wirklich gut kannte, sondern ich erlebte mich als Gott, als Seele. (Anm.: Ich verwende die Begriffe Gott, Seele, Göttlichkeit, Selbst, Essenz usw. synonym.) Ich erfuhr mich als Einheit, es gab keinen Unterschied zwischen Körper, Seele und Wachbewusstsein, keinen Unterschied zwischen Mensch und Gott. Was ich fühlte, war nicht die Wiedervereinigung von Mensch und Gott, sondern das Empfinden, dass ich, Mensch, Gott bin und immer war. Ich erlebte mich als das, was Adamus ein paar Monate später als Bewusstseinskörper bezeichnete. Er drückte genau das aus, was ich empfunden hatte.
In diesem Moment spürte ich Neue Energie. Das ist ein berauschendes Gefühl! Davor hatte ich versucht, mir eine ungefähre Vorstellung von Neuer Energie zu machen, aber wie ihr vielleicht selbst wisst, gelingt das nicht so gut. Neue Energie ist wirklich anders, fundamental anders. Und in diesem Moment spürte ich meine Liebe zu mir. Da war nicht der Versuch, mich selbst zu lieben, sondern ich nahm plötzlich wahr, wie sehr ich mich selbst liebte.
Diese Wahrnehmung, dieses Gefühl von mir selbst habe ich nicht permanent. Es kommt und geht. Im Lauf der Zeit kam es immer öfter, speziell in den letzten paar Wochen. Und ich kann immer besser bewusst und vorsätzlich in diese Wahrnehmung hinein gehen. Ich brauche dazu keine stundenlangen Atemübungen. Auch keine minutenlangen.
Gut, und was kommt danach? Was kommt, wenn die Reise zu mir abgeschlossen ist und ich mich selbst gefunden habe? Die Göttlichkeit muss raus! Sie will gelebt werden. Einfach nur ruhig dazusitzen oder weiter zu leben, wie bisher, und die Göttlichkeit strahlen zu lassen, funktioniert nicht. Gott will leben! Das bedeutet, mich selbst auszudrücken, und zwar bedingungslos, zu erfahren, was immer es zu erfahren gibt, und zu erschaffen, was auch immer. An diesem Punkt ist es endgültig vorbei mit jeder Art der Zurückhaltung, der Selbstunterdrückung, der Selbstverleugnung, des Kompromisses und der vermeintlichen Rücksichtnahme auf die Befindlichkeit anderer. Und wenn damit nicht Schluss ist, weil ich die klare Wahl „Ja zu mir selbst“ noch nicht getroffen habe, dann wird das Leben wirklich richtig schmerzhaft. Es geht nicht, ab und zu dieses schöne Gefühl der Einheit zu genießen und alles andere unverändert zu lassen. Die Göttlichkeit muss raus.
Und jetzt wird es erst wirklich herausfordernd. Rückblickend erscheint mir mein Weg zu mir, in mich hinein, wie ein Kinderspaziergang im Vergleich zu dem Weg aus mir heraus. Warum? Weil ich anecke. Es gibt eine Unzahl von Menschen, denen meine Göttlichkeit ein Dorn im Auge ist. Sie fühlen sich von ihr belästigt, erdrückt, beleidigt oder was auch immer. Mein strahlendes Licht blendet Viele. Wurde ich früher nur für verrückt erklärt und als Spinner abgetan, werde ich jetzt beschimpft und angefeindet. Natürlich nicht nur, das ist bei weitem nicht meine vorwiegende Erfahrung, aber diese Dinge gibt es eben jetzt. Jetzt kann ich mich aber nicht mehr zurückziehen, wie früher auf meinem Weg zu mir, im Gegenteil, ich muss noch mehr aus mir heraus. Das kann weh tun.
Das Bild vom Schmetterling ist wirklich sehr treffend. Früher, als unbewusste Menschen im Massenbewusstsein, waren wir Raupen. Dann begannen wir die Reise zu uns selbst. Wir haben uns zurück gezogen und uns eingepuppt, wir haben unseren Kokon erschaffen. Und nun ist es schon längst an der Zeit, diesen Kokon zu verlassen. Ich bin gerade dabei, immer konsequenter. Doch unsere Schmetterling-Schönheit will nicht jeder sehen. Nicht einmal alle Menschen, die sich als Shaumbra bezeichnen, wollen das. Sie wollen lieber in ihrem Kokon bleiben und wollen, dass auch die anderen dort bleiben. An diesem Punkt sehe ich für mich immer häufiger das Bild der Schnecke. Ich wage mich aus meinem Schneckenhaus heraus, in dem ich in den letzten paar Jahren gelebt habe. Zunächst zaghaft, dann immer forscher. Ich strecke meine Fühler aus. Schon stoße ich mit meinen Fühlern irgendwo an und bin geneigt, sie wieder einzuziehen. Nur, wie ich schon sagte, geht das jetzt nicht mehr, weil ich Ja zu mir selbst gesagt habe, Ja zu meiner Göttlichkeit, Ja zu allem, was ich bin.
Bei jeder Berührung, bei jedem Anecken, bei jeder Zurechtweisung von der Außenwelt kommen alte Schmerzen hoch. Wir kennen das alle aus unserer Kindheit. Wie oft wurden wir bestraft, einfach nur, weil wir wir selbst waren? Ich erinnere mich gut an manche Ohrfeige. Ich habe nicht sehr viele davon bekommen, aber sie taten höllisch weh. Und damit meine ich nicht den körperlichen Schmerz. Ich habe herum gespielt, ich war einfach nur ICH, und plötzlich BUMM! Dafür wurde ich bestraft, dass ich ICH war. Selbstverständlich ging das im ganzen Leben so weiter. In der Arbeit, in Beziehungen usw. Sobald zu viel von mir da war, das irgendwem nicht passte, gab es eine Bestrafung in irgendeiner Form.
Ein aktuelles Beispiel, das ihr als Besucher von Shaumbra Österreich nachvollziehen könnt, ist, dass Marion die Plattform verlassen hat. Ich habe besonders in letzter Zeit immer stärker meine Göttlichkeit betont, mein Selbstausdruck wurde immer kompromissloser. Ich habe sehr deutlich gesagt, was ich von bestimmten Dingen halte. Darauf folgte eine Zurechtweisung: Ich bin ego-zentriert, ich drücke alles platt, ich nehme ihr die Luft zum Atmen, Shaumbra Österreich ist alles andere als Shaumbra, und ich bin jemand, vor dem man warnt oder warnen muss. – Ganz schön deftig. Und ich kann mir vorstellen, dass mehr Menschen so oder so ähnlich empfinden. Zu diesen Ausführungen sind mir einige Dinge eingefallen.
Ich hatte selbst bereits in den ersten paar Wochen von Shaumbra Österreich das Gefühl, dass ich vielleicht andere erdrücken könnte, ohne dass mir das jemand gesagt hatte. Mein Gefühl entstand dadurch, dass ich hier sehr viel von mir und über mich schreibe, andere sehr viel weniger. Ich stellte mir vor, dass dieses Viele von mir jemand abschrecken könnte, wenig von sich zu erzählen. – Vielleicht war das gar nie so, ich weiß es nicht. Mein Gefühl entstand aus meinen Erfahrungen. An einigen früheren Arbeitsplätzen war es so, dass ich als Energiebombe oder Energielawine wahrgenommen wurde. Irgendwann nach Monaten kam dann ein Kollege zu mir und sagte: „Reiner, du erdrückst die Leute mit deiner Energie.“ Dazu muss ich sagen, dass die, die sich erdrückt gefühlt hatten, immer eine Minderheit waren. Die Mehrheit nahm meine Energie als wohltuenden Aufwind. Aber dennoch, wie reagierte ich? Ich wollte nur ja niemand auf die Zehen steigen, nirgends anecken. Da gab es eine tief sitzende Angst vor Strafe, dem Entzug von Anerkennung, also Liebe. Also zog ich mich zurück, ich nahm mich zurück. Mein Selbst durfte nicht mehr heraus. Und da begann das Leid. Ich erdrückte dann zwar niemand mehr, litt aber immer stärker.
Das ist aber jetzt vorbei, kein Leid mehr. Wenn ich mich zurücknehme und mein Selbst nicht raus lasse, aus „Rücksichtnahme“, was bedeuten dann all die Dinge: Ich zuerst, keine Kompromisse mehr, mich an die erste Stelle setzen, Ja zu mir selbst zu sagen usw. usf.? Sie bedeuten nichts mehr, und ich kann wieder in meine frühere Welt zurück gehen und fortfahren, nicht mich selbst zu lieben, sondern Liebe von anderen zu erhoffen. Wer ist denn für wen und was verantwortlich? Ich erzeuge nicht das Gefühl des erdrückt Werdens. Das tut der, der es empfindet. So wie meine Gefühle niemand anderer erzeugt, sondern ich.
Dann die Sache mit dem Egoismus oder der Egozentrik. Eine wunderbare Keule, mit der „spirituelle“ Menschen andere zu erschlagen versuchen. Ich musste lächeln, als ich es las, denn ca. eine Woche zuvor sagte eine andere Shaumbra zu mir, nachdem ich ihr etwas gesagt hatte: „Jetzt spricht aber dein Ego aus dir.“ Freilich in einem ganz anderen Tonfall.
Wenn ich sage „Ich bin das größte, strahlendste, weiseste, vollkommenste Wesen im Universum“ und „Ich habe immer recht“ und ähnliche Dinge, dann ist das das genaue Gegenteil von Ego. Zunächst einmal, es kommt von ganzem Herzen. Ich sage mir das nicht vor, sondern ich spreche es aus meinem tiefsten Inneren aus, weil ich es wirklich empfinde. Ego – ich konnte mit diesem Wort nie besonders viel anfangen, und mag es auch heute nicht so besonders – Ego ist eine Identität, oder die Summe der Identitäten, je nachdem, wie man es definieren will. Meine Identität, das war: Ich bin ein netter, umgänglicher, liebenswerter, hilfsbereiter Mensch. (Unter anderem, es gab auch andere. Aber dieser Grundtenor war überall vorhanden.) Diese Identität, dieses Ego will sich schützen und nähren. Wenn ich kritisiert oder angegriffen werde, sagt mein Ego: „Stopp, zurück! Ich werde verletzt. Reiner, sei lieb, damit du wieder geliebt wirst und ich wachsen kann.“ Das Ego hat viel mit dem Verstand zu tun. Es will recht haben, es rechtfertigt sich, wenn es auf Widerspruch stößt, es tritt hervor durch Argumentation. – Aber was passiert, wenn ich sage „Ich bin der Größte“? Es geht flöten. Ich setze mich der totalen Kritik aus, mein Ego „ich bin nett und lieb …“ schmilzt wie Butter in der Sonne, falls es noch da ist. Als ego-zentrierter Mensch hätte ich solche Sätze nie gesagt! Viel zu groß war die Angst vor Verletzung und Zurückweisung. Jetzt, ohne dieses Ego, kann ich so etwas sagen. Auch wenn mich Manche dafür verachten.
Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn Jeshua heute als Mensch auf der Erde leben würde. Es wäre nicht viel anders als damals. Jeshua hat wahrlich keine Faserschmeichler im Volk verteilt! Er hat ganz klar Stellung bezogen, er hat ganz klar seine Göttlichkeit ganz nach vorne gestellt und viele Dinge gesagt, die die Massen aufgebracht haben. Bereits als Zwölfjähriger hat er die Rabbis zurechtgewiesen. Heute würden ihm die Menschen genauso Größenwahn und Ego-Zentriertheit vorwerfen. Und zwar auch Shaumbra!
Es ist schon interessant. Wenn zB Adamus sagt „Ich Bin der Ich Bin, der große unvergleichliche Adamus, großer Meister …“ etc., dann wird das als wunderbar authentisch aufgefasst. Wenn ich als lebender Mensch so etwas sage, werde ich als überheblich, egoistisch u. dgl. aufgefasst. Warum? Weil ich einen physischen Körper habe und jeder weiß, dass ich ein Mensch bin?
Wie geht es dir? Kannst du sagen „Ich bin wahrhaftig das größte, strahlendste, weiseste, vollkommenste Wesen im Universum“, weil du es wirklich glaubst und meinst? Aus ganzem Herzen? Wenn nicht, wie geht es dann weiter? Möchtest du es sagen können, oder reagierst du so, dass du zB mich als überheblich o. ä. einstufst? Doch genau das ist es, was alle Shaumbra noch in diesem Leben anstreben. Dies und mehr zu sagen, weil sie empfinden, dass es so ist.
Und wir alle werden heftig kritisiert dafür – und für vieles andere. Aber es lohnt sich. Ich habe einiges über die Herausforderungen geschrieben, denen ich am Weg aus mir heraus begegne. Doch die andere Seite ist nicht nur unbezahlbar, sie ist unverzichtbar. Mich selbst als Gott zu erkennen beschert mir Gefühle, die ich im Moment gar nicht beschreiben kann. Nur eines vielleicht, es beschert mir das Gefühl des Wiedererlangens meiner ganzen Macht über mich selbst. Alleine das ist schon Grund genug, diese ganze Reise zu unternehmen. Mich selbst als Gott zu leben, bedeutet das Ende des Leides der Selbstunterdrückung. Es gibt mir das Gefühl wahrer Freiheit. Die Kritik und die Anfeindung werden mir immer mehr egal, immer schneller strecke ich die Fühler wieder aus, nachdem ich sie kurz eingezogen habe. Und, nicht zu vergessen, ich ernte ja nicht nur Kritik. Manchmal fliegen mir völlig unerwartet die Herzen zu.
Es fühlt sich für mich so großartig und befreiend an, mich immer deutlicher und kompromissloser selbst auszudrücken. Ohne Rücksicht darauf, wie andere auf meinen Selbstausdruck reagieren könnten. Denn das ist ihre Verantwortung, nicht meine. Dieser göttliche Ausdruck ist nichts, das anderen schmeicheln will. Sonst wäre ja schon wieder eine Absicht dahinter verbunden mit einem Bremsen dieses Ausdrucks. Meine Göttlichkeit ist kein Weichspüler! Ich verteile keine Blümchen und sage: „Seien wir alle lieb zu einander!“ Das wäre falsch verstandene Liebe, das wäre süßer Schleim.
Durch das Erkennen meiner Göttlichkeit und meinen Selbstausdruck in der Begegnung mit Shaumbra habe ich in letzter Zeit verstärkt den Eindruck gewonnen, dass viele Shaumbra sich selbst noch nicht als Gott erkannt haben. Lange Zeit dachte ich, ich sei einer der letzten, die ihrer Göttlichkeit begegnen. Ich hörte andere von Begegnungen mit ihrer Essenz reden und dachte mir: „Uh, die sind mir weit voraus.“ Heute weiß ich, dass es so eine Begegnung nicht gibt, weshalb die Suche nach ihr auch völlig zwecklos ist. Es gibt nur Erkennen und Bewusstsein, oder in diesem Fall besser Gewahrsein. Es ist viel einfacher, als die meisten glauben. Viel, viel einfacher. Und ich glaube nicht mehr, dass ich einer der letzten bin.
Je öfter und länger ich mich selbst als Gott erlebe, desto unerträglicher wird mir das Gerede von „eine Beziehung mit meiner Seele herstellen“. Die Aussage „Ich bin, der ich bin“ bleibt hohl und bedeutungslos, solange ich glaube, dass es neben/außer/in mir eine Seele gibt, zu der ich eine Beziehung herstellen muss. Wer ist dann? Ich oder meine Seele? Was weiß ich denn eigentlich über meine Seele, die irgendwie ich sein soll? Die zwei einfachen Wörter ICH BIN beinhalten die ganze Wahrheit, die es zu erfahren gilt.
Gestern ließ ich diese ganze Thematik durch mich gehen, und heraus kam ein Buch. Ich habe beschlossen, ein Buch speziell für Shaumbra zu schreiben (für Anfänger eher nicht zu gebrauchen), die noch immer auf der Suche nach ihrer Göttlichkeit sind. Es wird einfach, klar und deutlich, ohne Faserschmeichler.