Sobald du ins wirkliche Erwachen kommst, also in Phase 3, brauchst du plötzlich ziemlich viel Zeit für dich selbst und mit dir selbst. Je länger du im Übergang bist, desto mehr Zeit mit dir selbst brauchst du.
Hier sieht man deutlich den Unterschied zur Phase 2. Da ist der Mensch begeistert von dem ganzen spirituellen „Wissen“, das er ansammelt und das es noch anzusammeln gibt. Dieses Wissen will er dann sofort teilen und anwenden. Alles in allem spielt sich Spiritualität im Kopf ab, der Mensch befindet sich nicht wirklich in seinem Erwachen. Er braucht nicht mehr Zeit für sich selbst als vorher auch.
Aber in Phase 3 geht’s ans Eingemachte, da geschieht wirklich die Transformation. Du wirst immer mehr anders als alle anderen, weil du immer mehr siehst und immer mehr du selbst wirst. Alle deine Aspekte kommen zu dir zurück. Das sind ziemlich viele, und die müssen erst verdaut werden. Im Körper transformiert sich viel. Du bist total verwirrt, weil sich ständig alles ändert. Es ändert sich ständig alles, weil DU dich ständig veränderst. Du erlebst nie gekannte Ängste.
Und die anderen wirken andauernd auf dich ein. Du sollst die Welt so sehen, wie sie sie sehen; du sollst glauben, was sie glauben; du sollst dich wieder integrieren in ihr System; du sollst (wieder) so sein wie sie – bzw. so bleiben wie sie.
Von innen und von außen schiebt und zerrt alles an dir in alle möglichen Richtungen. Und du weißt eigentlich gar nicht, was mit dir passiert.
Und für das alles brauchst du unendlich viel Zeit für dich und mir dir.
Du musst dich immer wieder zurückziehen, mit dir sein, mit dir alleine, ohne dass andere Menschen um dich sind. Es ist auch nicht gut, wenn du dich sonst irgendwie ablenkst, mit irgendwelchen Tätigkeiten oder Fernsehen. Du brauchst die Zeit mit dir, um alles zu verdauen, was da passiert, und um deinen Verstand etwas zur Ruhe kommen zu lassen. Er erzählt dir immer so viel von dem, was andere sagen, so viel vom Massenbewusstsein.
Hier ist wieder die Analogie mit der Raupe sehr zutreffend, die sich in einen Kokon hüllt, um die Transformation bewältigen zu können. Der Unterschied zur Raupe ist nur der, dass deine Transformation viel länger dauert. Dafür ist der Kokon auf der anderen Seite wirklich zu 100% mit sich, es gibt absolut nichts anderes, keine Störung. – Mit anderen Worten, du brauchst sehr lange sehr viel Zeit für dich selbst.
Wenn du dir diese Zeit nicht schenkst, oder anders ausgedrückt, wenn du dir diese Zeit nicht erlaubst, nicht zugestehst, wirkt sich das sehr nachteilig auf deinen Prozess des Erwachens aus. Dadurch, dass du zu wenig verdaust, deinen Verstand, deinen Körper und deine Emotionen sich nicht ausbalancieren lässt, kriegst du keinen richtigen Draht zu deiner Göttlichkeit. Die ist leise und ganz anders als dein gewohntes Menschsein, wirklich ganz anders. Du brauchst die Ruhe und Stille für dich, um dich auf deinen göttlichen Aspekt einlassen zu können und ihn verstehen zu können. Ohne die Ruhe und Stille verstehst du nicht, was passiert und wer du bist.
Wohlgemerkt, ich spreche von Ruhe und Stille, nicht von Meditation oder irgendwelchen anderen Praktiken. Am besten ist es, gar nichts zu tun in den Phasen des Rückzugs. In dieser Stille entwickelst du – ganz automatisch, ganz von selbst – dieses Gespür, diese andere Wahrnehmung, diesen Draht zu dir. Mit diesem Gespür triffst du dann ganz andere Entscheidungen, und du entwickelst mehr Selbstvertrauen. Das ist der viel zitierte sechste Sinn. Am schönsten und einfachsten drück es Eckhart Tolle aus: Stille spricht. In der Zeit mit dir gibst du der Stille die Gelegenheit zu sprechen.
Hier können Partner, Familie und Freunde zu einer echten Belastung werden, wenn sie zu viel Zeit von dir haben wollen. Denn der Zeitbedarf für dich selbst ist wirklich erheblich. Denke an den werdenden Schmetterling im Kokon, der 24/7 ausschließlich mit sich selbst verbringt. Alle Arten von Ablenkungen können belastend werden. Ja sogar die eigene Kreativität. Verstehe mich nicht falsch, Kreativität ist nicht nur absolut großartig, sondern sogar notwendig, weil du ein Schöpferwesen bist. Aber wenn du in deinem kreativen Drang darauf vergisst, Zeit mit dir selbst zu verbringen, ohne etwas zu tun, ist das auf die Dauer nicht gut für dein Erwachen.
Natürlich ist dein Bedürfnis nach Zeit mit dir phasenweise unterschiedlich und unterliegt starken Schwankungen. Es gibt Phasen, wo du nur raus und unter Menschen sein willst. Dein Gespür verrät dir immer den richtigen und passenden Zeitbedarf. Aber im Großen und Ganzen brauchst du wirklich sehr viel Zeit für dich, in Ruhe und in Stille.
Und wenn du dann einmal fertig bist, wenn du erwacht/erleuchtet bist, dann verbringst du erst recht viel Zeit mit dir. Denn dann kannst du mit den meisten Menschen und den meisten gängigen Zerstreuungen nichts mehr anfangen. Und Erwachte gibt es noch nicht in so großer Zahl, dass du sie schnell einmal anrufen und mit ihnen etwas unternehmen kannst. Aber das ist eine andere Geschichte.