Ich habe über die Illusion des Erwachens geschrieben. Das Thema Schöpfung unterliegt ebenfalls dieser Illusion, ist aber ein so zentrales Thema, dass ich ihm einen eigenen Text widme. Die Illusionen des Erwachens und des Erwacht Seins, also die falschen Vorstellungen, die sich der Erwachende vom Zustand des Erwacht Seins und dem Prozess des Erwachens macht, sorgen oft für viel Frust. Die Art und Weise, wie Schöpfung passiert, und die Instanz im Menschen, die Schöpfungen auslöst, ändern sich. Diese Änderungen sind dafür verantwortlich, dass der Erwachende oft glaubt, überhaupt nicht mehr das erschaffen zu können, was er möchte. Das kann ihn leicht zu dem Glauben bringen, ein Opfer zu sein, es kommt ihm vor, als ob irgendwer oder irgendetwas anderes seine Realität erschafft, nur nicht er selbst. Das wiederum führt oft zu totalem Frust und großer Verzweiflung.
Zu den Illusionen des Erwachens gehört, dass der Erwachende glaubt, dass er im Zuge des Erwachens immer besser und präziser in der Lage wäre, sich das zu erschaffen, was er haben möchte. So glaubt ein Mensch zB, dass er ein neues Auto haben will. In der alten Energie hätte er nur den einen Weg gesehen, mit Anstrengung dafür zu sorgen, das Geld für ein neues Auto aufzutreiben und das Auto dann zu kaufen. In der Neuen Energie hingegen bräuchte er nur das neue Auto zu wählen, und dann würde es irgendwie in seinem Leben auftauchen. Was für eine Illusion! Obwohl auch ein wahrer Kern darin steckt. Jeder Erwachende kennt bis zum Erbrechen den Umstand, dass das neue Auto nicht kommt. Er fühlt sich dann unfähig und/oder unwissend und als Opfer, nicht als Schöpfer. Mitunter hält er dann Ausschau nach neuen Manifestationstechniken, er will also schon wieder irgendwas tun. Nicht wissend, dass er genau damit dafür sorgt, sein Auto auch weiterhin nicht zu bekommen und noch mehr Frust zu erleben. In Wahrheit ist er natürlich ein Schöpfer, kein Opfer, er erschafft permanent den Umstand, kein neues Auto zu haben.
Viele erwachende Menschen erleben in den verschiedenen Stadien ihres Erwachens in etwa folgende Entwicklung:
Früher haben sie gearbeitet, gewünscht und angestrebt. Die Vorstellungen dessen, was sie sich wünschten, bewegten sich innerhalb der engen Grenzen ihres Verstandes, innerhalb ihrer alten Glaubenssysteme, die ihnen ein Leben lang eingeimpft wurden. Dazu gehörte zB, dass sie sich nie mehr kaufen könnten, als sie Geld verdienten bzw. ansparen konnten. Sie wagten also gar nicht, etwas Größeres zu wünschen und anzustreben. Im Erwachensprozess hörten sie dann, dass viel mehr, ja alles möglich wäre. Und sie entdeckten Manifestationstechniken und das Gesetz der Anziehung. Total beflügelt machten sie ihre ersten Gehversuche, bestellten beim Universum und versuchten, sich glauben zu machen, dass sie wirklich wollten, was sie wollten. Und sie hatten ihre Erfolge damit. Tatsächlich traten die angestrebten Dinge in ihr Leben, zum Teil zumindest. Also versuchten sie, ihre Techniken zu verfeinern, zu verbessern und stärker an der Qualität ihrer Wünsche zu arbeiten. Und das hatte dann in der Regel wenig Wirkung. Im Gegenteil, es gelang ihnen immer schlechter, sich bewusst etwas zu erschaffen. Sie versuchten es dann mit Kryon, der lehrt, dass die reine, klare, innere Absicht genügt, um das zu erschaffen, was man möchte. Das funktionierte in verschiedenen Beispielen auch gut, in anderen gar nicht. Und oft kommen die Erwachenden in der Phase 3 an den Punkt, wo gar nichts mehr funktioniert. Klare Absichten bewirken nichts, alle möglichen Techniken zur Manifestation ebenso wenig. Spätestens an diesem Punkt kommt der totale Frust.
Was ist da los? Was passiert da? Sehen wir uns die Sache einmal genauer an.
Die Art des Erschaffens
In der alten Energie funktioniert Schöpfung so, dass man Anstrengungen unternimmt, man investiert Aufwand irgendeiner Art. Sei es Arbeit, Geld, das Einsetzen seiner Überredungskunst bei Menschen, die zum Gewünschten beitragen sollen, usw. So funktionierte das lange, lange Zeit. Und es funktionierte eben, der Mensch ist das gewöhnt, also hält er lange daran fest. In der alten Energie ging es aber nicht nur um eine Anstrengung am Anfang, sondern während der ganzen Zeit, bis die Schöpfung fertig war. Man war es gewöhnt, mittendrin immer wieder anzutauchen, anzuschieben, mehr Anstrengung zu unternehmen, mehr Aufwand zu investieren. Man blieb am Ball, wie es so schön heißt. Wenn etwas stockte, strengte man sich eben mehr an.
In der Neuen Energie ist aber alles anders als in der alten, so auch die Art des Erschaffens. Anstrengung und Aufwand führen niemals dazu, dass das Gewünschte erschaffen wird. Was macht aber der Erwachende? Er versucht zB, sich seine Absicht klar zu machen. Und was tut er weiter? Er bleibt am Ball! Er denkt immer wieder an seine Schöpfung, versucht immer wieder sie zu fühlen, versucht immer wieder, eine geeignete innere Haltung einzunehmen, und ähnliche Dinge. Er investiert ständig Aufwand. Und genau damit verhindert er die Realisierung seiner Schöpfung. Denn an der Technik an sich, zB das Nutzen des Gesetztes der Anziehung, ist nichts Neuenergetisches. Das war in der alten Energie schon möglich, bloß wussten es die meisten Menschen nicht. Aber Anstrengung bleibt Anstrengung, ob durch manuelle Arbeit oder das Arbeiten an der eigenen Einstellung.
Der erwachende Mensch bewegt sich von der alten Energie in die Neue. Je weiter er kommt, desto stärker wirkt Neue Energie, alte Energie wirkt immer weniger. Also funktionieren die alten Techniken immer schlechter, bis sie schließlich gar nicht mehr funktionieren. Durch Anstrengung strahlt der Mensch aus, dass er sich anstrengen will. Er bekommt also immer mehr Gelegenheiten, sich anzustrengen, jedoch niemals das, was er mit der Anstrengung erreichen möchte.
Kryon hat schon recht, für die Schöpfung in der Neuen Energie genügt die klare Absicht. Bloß scheitert der Mensch an zwei Dingen. Erstens hat er oft die Absicht gar nicht, vielmehr formuliert er einen Wunsch. Und zweitens bleibt er am Ball, weil er sich selbst nicht glaubt, dass er wirklich eine Absicht hat.
Ein menschlicher Wunsch ist keine Absicht. Im menschlichen Wunsch steckt der Mangel dessen, was man erschaffen möchte. Es steckt ein Verlangen und Sehnen darin. Und genau diese Gefühle des Mangels, des Verlangens und des Sehnens werden permanent realisiert.
Du kennst doch sicher so Situationen, wo du etwas am Rande geäußert hast, es war dir gar nicht so wichtig, es steckte kein menschlicher Wunsch dahinter. Und schneller, als du dir jemals vorgestellt hast, war es in deinem Leben. Nicht nur schneller, sondern auch noch besser. Und du kennst auch sicher den anderen Fall, wo dir deine klare Absicht bewusst war. Dir war völlig klar, dass du etwas tun oder haben würdest, du hattest keinerlei Zweifel daran. Und das ist dann sehr einfach und ebenfalls besser als gedacht in dein Leben gekommen. Und so funktioniert die Schöpfung in der Neuen Energie. Keine Technik, nur die Absicht ohne Zweifel und ohne menschliches Sehnen. Nichts weiter. Kein Antauchen und Anschieben, keine Anstrengung, nicht am Ball bleiben. Es ist wichtig, nach dem Erklären der Absicht nichts weiter dazu zu tun, weder äußerlich noch innerlich. Du musst die Schöpfung frei geben, dann kann dein ganzes Gefolge auf der anderen Seite dafür sorgen, dass du das Gewünschte bekommst. Wenn irgendwo im Schöpfungsprozess dein Zutun erforderlich ist, erkennst du das unmissverständlich, es fällt dir vor die Füße. Und das ist dann selbstverständlich für dich, es geschieht aus Freude und ist keine Anstrengung.
Die Instanz des Erschaffens
In der alten Energie war am Schöpfungsprozess primär das menschliche Selbst am Werk. Auf dem Weg in die Neue Energie übernimmt zunehmend dein göttliches Selbst das Ruder. Je mehr das der Fall ist, desto unmöglicher wird es, menschliche Wünsche zu manifestieren. Wenn das oben genannte Auto nicht dein authentischer Wunsch ist, sondern bloß alten, menschlichen Vorstellungen von einem netten menschlichen Leben entspringt, kriegst du es nie. Ganz einfach. Wenn es dein authentischer Wunsch ist, also deinem gesamten Wesen entspringt, wenn du zB das Auto brauchst, um deine Leidenschaft zu leben oder du überhaupt eine Leidenschaft im Zusammenhang mit Autos hast, dann kannst du es dir natürlich erschaffen. Es gibt grundsätzlich tatsächlich nichts, was du nicht erschaffen kannst.
Das Wechseln der Instanz der Schöpfung ist der Grund für viele „misslungene“ Schöpfungen. Früher hat ein Mensch vielleicht viele, nette Dinge beim Universum bestellt und auch erhalten. Er war noch stark in der alten Energie und hat vieles bestellt, was dem menschlichen Ego entsprang. Im Lauf der Zeit ging das nicht mehr, weil Gott stärker wurde und das Ego im Erwachen stirbt. Also ist es nicht mehr möglich, sich etwas zu erschaffen, das das Ego nährt.
Ein Mensch will sich zB einen Partner erschaffen, weil sich sein menschliches Selbst einsam und unvollständig fühlt. Er kriegt ihn aber nicht, was immer er auch unternimmt, weil er alleine mit sich selbst sein muss, um seine Metamorphose zu machen. Das Erwachen ist sein größter Wunsch, dem ist alles andere untergeordnet.
Er kann sich nichts erschaffen, was die Teilnahme an einem alten, menschlichen Spiel unterstützen würde. Er kann sich nichts erschaffen, was Machtausübung bedeuten würde. Er kann sich nichts erschaffen, was andere Menschen mit einbezieht, denn die erschaffen sich selbst ihr Leben. Und wenn sie es nicht tun, auch egal. Der Erwachende lernt, andere grundsätzlich nicht mit einzubeziehen, sonst würde er nicht souverän werden. (Menschen, die irgendwie zu seiner Schöpfung beitragen wollen, erscheinen dann schon auf der Bühne.)
Erwachende Menschen stecken oft lange in dem Glauben fest, sie könnten quasi göttliche Methoden benutzen, um menschliche Wünsche zu erfüllen. Und dieser Glaube wird mit zunehmendem Erwachen brutal erschüttert. Die alten menschlichen Wünsche spielen keine Rolle mehr. Es gibt nicht mehr Geld, um sich Dinge zu kaufen, die vom Erwachen ablenken und nur den menschlichen Status aufpolieren sollen. Es gibt nicht mehr Freunde, um sich die Zeit vertreiben und sich von sich selbst ablenken zu können. Alles in dieser Richtung wird mit zunehmendem Fortschritt des Erwachens immer unmöglicher. Erst, wenn der Mensch vollständig erwacht ist, kann er sich wieder alle beliebigen Dinge erschaffen. Aber zum einen will er die meisten Dinge gar nicht mehr, weil sich seine Bedürfnisse grundlegend geändert haben, zum anderen begegnet er diesen schönen, netten Dingen, die Menschen erschaffen haben, ganz anders. Viel Geld zB würde für ihn niemals dazu dienen, seinen Status zu erhöhen oder Macht über andere auszuüben. Die Erfahrung einer Yacht in Nizza wäre eine ganz andere. Es ist die Erfahrung, die Gott macht, wenn er menschliche Emotionen kennen lernt. Und er würde die Yacht nicht behalten wollen, um eben wieder seinen Status aufrecht zu erhalten. Wenn er mit seinen Erfahrungen durch ist, lässt er die Yacht wieder gehen.
Teurer Schmuck würde niemals dazu dienen, anderen zu zeigen, welchen tollen Schmuck man hat. Dem Erwachten ist es völlig egal, wie teuer der Schmuck war. Es geht darum, die Steine, Metalle und die Kunst der Anfertigung zu erfahren.
Der Erwachende kann sich diese Dinge nicht erschaffen, weil sich dabei unweigerlich sein Ego, sein altes, duales, menschliches Selbst in den Vordergrund drängen würde, er würde (auch, nicht nur) Statusbedürfnisse befriedigen, er würde Gefühle produzieren wollen, sich anderen überlegen zu fühlen. All das würde ihn am Erwachen hindern.
Der Erwachende hat aber immer alles, um als Mensch auf der Erde komfortabel leben zu können. Und er kann sich alles erschaffen, was seinen wahren Leidenschaften, die aus dem Herzen kommen, dienen. Was es auch sei.
Ein Problem bei der Schöpfung im Übergang liegt also darin, dass der Erwachende immer wieder versucht, sich etwas zu erschaffen, was dem alten, dualen, menschlichen Selbst dient. Und das funktioniert immer schlechter, weil dieses Selbst stirbt, sterben muss. Und dann ist der Erwachende manchmal für längere Zeit nicht bereit, sich völlig fallen zu lassen, alles loszulassen und sich dem Neuen, Unbekannten, dem Göttlichen hinzugeben. Er hält an seinen menschlichen Wünschen fest. Solcherart läuft er permanent gegen eine Wand, die immer dicker und undurchdringlicher wird. Und dabei sieht er nicht die andere, einfache und elegante Art, sein Leben zu führen. In Wahrheit muss er ja viel weniger erschaffen, als er glaubt. Und das, was er erschaffen will, geht viel einfacher, als er glaubt. Es gehört eben zu den Mühen des Übergangs, das begreifen zu lernen.