Neue Schöpfung hat mit der alten Schöpfung nicht das Geringste zu tun. Ich könnte sogar sagen, sie ist das genaue Gegenteil der Schöpfung im alten Bewusstsein. Sich der neuen Art zu erschaffen zu nähern, bedeutet den totalen Paradigmenwechsel. Das wiederum bedeutet die totale Aufgabe des Alten, und das fällt Menschen unendlich schwer.
Stell dir vor, du fühlst dich nicht länger unvollständig, sondern wirklich vollständig. Das ist der integrierte Zustand. Neben unzähligen anderen Dingen hast du vor allem deinen männlichen und deinen weiblichen Teil und deinen menschlichen und deinen göttlichen Teil in dir integriert. Du bist also vollständig. In diesem Bewusstsein brauchst du plötzlich nichts mehr, es ist ja alles da! Du brauchst keinen Partner mehr und keine äußeren Faktoren, die dich deiner Göttlichkeit näher bringen.
Beachte bei meiner Beschreibung bitte, dass ich von Bewusstsein spreche. Du bist dir dessen bewusst, dass du einen männlichen, einen weiblichen, einen menschlichen und einen göttlichen Teil hast. Wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du diese Teile auch wahrnehmen, indem du sie fühlst.
Also, stell dir vor, du fühlst dich vollständig; du brauchst nichts mehr, weil schon alles in dir ist. Welche Motivation könntest du also haben, etwas erschaffen zu wollen? Das Sehnen und Streben fällt ja ganz offensichtlich weg. Das Grundmotiv für Schöpfung im integrierten Bewusstsein ist Freude. Freude am Leben, Freude an neuen Erfahrungen. Konkret ist es oft Neugier. Nicht die Neugier des Verstandes, sondern die unschuldige Neugier eines kleinen Kindes. Ein kleines Kind erfährt das Leben auf der Erde dadurch, dass es neugierig immer neue Dinge ausprobiert. Ohne Interesse daran, ob das irgendeinen Nutzen bringt, es geht nur um die Erfahrung. In der Tat ist deine Göttlichkeit einem kleinen Kind sehr, sehr ähnlich. Bei der neuen Schöpfung geht es also um Freude, Neugier und Spaß.
Somit ist auch klar, dass neue Schöpfung keine Agenda kennt. Du erschaffst etwas, weil du dabei eine ungeahnte Freude empfindest, weil es dir einen Riesenspaß macht, oder weil du deiner kindlichen Neugier nachgehst. Aus diesen Motiven heraus wurde die gesamte Schöpfung erschaffen. Es ging immer darum, neue Erfahrungen zu machen und sich dabei selbst auf immer neue Art zu entdecken. Wenn du aus Freude erschaffst, ist das Ergebnis deiner Schöpfung völlig uninteressant, es geht ja nur um die Freude am Erschaffen. Kein erwünschtes Ergebnis = keine Agenda, und damit auch keine Enttäuschung. Während die Schöpfung im alten Bewusstsein immer ergebnisorientiert ist, ist die Schöpfung im integrierten Bewusstsein ergebnisoffen.
Fühlt sich das nicht viel freier an als die alte Schöpfung? Im alten Bewusstsein sind doch immer die zusammengebissenen Zähne zu spüren, mit denen der Schöpfer ans Werk geht. Und diese Agenda: „Ich mache etwas, um ein erwünschtes Ergebnis zu erzielen.“ – Und dann im Vergleich die neue Schöpfung: „Ich verspüre gerade Lust, den Keller zu entrümpeln.“ Und dabei verschafft es dir Freude, jedes Teil anzuschauen und festzustellen, dass du es nicht mehr brauchst.
In der neuen Schöpfung gibt es keine Anstrengung. Wie könnte es anstrengend sein, deiner größten Freude nachzugehen? Ja, einzelne Tätigkeiten können körperlich anstrengend sein, was dir aber meistens gar nicht auffällt. Aber die wahre Anstrengung kommt ja aus der Agenda, wo du ständig darauf fixiert bist, auf das gewünschte Ergebnis hinzuarbeiten. Da verpuffen jede Freude und Unmengen von Energie.
Absicht gibt es immer bei Schöpfung, ob alt oder neu. Ein beseeltes Wesen hat Absicht, ebenso wie jedes beseelte Wesen ein Schöpfer ist. Ein Schöpfer muss erschaffen, das ist sein Leben. Und er tut es auch ständig. Aber nur im alten Bewusstsein geht aus der Absicht ein Vorhaben hervor, dem dann Pläne und Ziele folgen. Im integrierten Bewusstsein geht es nur um die Freude am Erschaffen, da gibt es keine Pläne und keine Ziele. Wenn es keine Agenda, keine Pläne und Ziele gibt, kann es natürlich auch kein Dranbleiben geben. Wo solltest du dran bleiben? Du hast ja kein Ziel! Du drückst nur deine Freude aus. War Dranbleiben das Motto im alten Bewusstsein, ist das neue Motto: Loslassen! Du erschaffst etwas und lässt deine Schöpfung dann los. Das befreit nicht nur deine Schöpfung, sondern auch dich. Du trägst keine Gedanken mit dir herum, was aus deiner Schöpfung werden könnte, wie sie sich entwickeln könnte. Das entlastet dich und deine Schöpfungen. Wenn du wirklich loslässt, dann kommen Früchte deiner Schöpfungen auf irgendeinem Weg in irgendeiner Form zu dir zurück.
Diesen Aspekt der neuen Schöpfung bemerke ich immer wieder, wenn ich zB ein Buch veröffentliche oder an den Büchern irgendetwas verändere oder etwas Neues auf meiner Website mache. Am Anfang drängt sich immer mein menschlicher Aspekt in den Vordergrund, und ich schaue auf Verkaufszahlen und Besucherstatistiken. Je öfter ich schaue, desto schlechter sind die Zahlen. Irgendwann habe ich genug davon und lasse los, die Zahlen interessieren mich nicht mehr, ich schaue nicht mehr nach. Wenn ich dann ein, zwei Monate später wieder einmal einen Blick darauf werfe, sind alle Werte stark nach oben gegangen. Immer. Ich kann mich nicht erinnern, von dieser Gesetzmäßigkeit jemals eine Ausnahme erlebt zu haben.
Also loslassen statt dran bleiben. Kann ein Paradigmenwechsel größer sein?
Schöpfung dient letztlich immer einem Zweck, nämlich Erfahrungen zu machen. Im alten Bewusstsein war uns das nicht klar, wir glaubten immer, wir müssten alles daransetzen, unsere Lebensumstände zu verbessern. Was letztlich selten gelang, denn auch unter den verbesserten Umständen fühlten wir uns nach kurzer Zeit genauso wie vorher. Wir haben also keine andere Erfahrung gemacht. Was wir aber wirklich in unserem Innersten wollen, ist, neue Erfahrungen zu machen, wenn wir von den alten genug haben.
Wir erschaffen etwas und erleben unsere Schöpfung. Wir haben vor langer Zeit Energie erschaffen, um die Erfahrungen realer und besser spürbar zu machen. Mit Energie können wir so richtig in unsere Schöpfung eintauchen und in ihr leben. Das ist ein Spaß!
Wenn dir nun klar ist, dass Schöpfung der Erfahrung dient, bekommst du einen anderen Zugang zu dem ganzen Thema. Die Frage lautet nicht „Was will ich erreichen?“, sondern „Was will ich erfahren?“. Und dann wählst du ganz einfach. Du wählst, welche Erfahrungen du machen möchtest. Und dann strengst du dich nicht an und lässt Ziele beiseite. Die gewählte Erfahrung kommt zu dir. Ich weiß schon, das mit Menschen und einer bewussten Wahl ist so eine Sache. Im Normalfall will ein Mensch nichts, wählt nichts, und wenn er wählt, stehen ihm da ein paar Dinge seiner Conditio Humana im Weg, die verhindern, dass seine gewählte Erfahrung zu ihm kommt. Das ist ein eigenes Thema. An dieser Stelle sage ich nur: übe dich im Wählen! Je besser es dir gelingt, unbedarft an die Sache heranzugehen und loszulassen, desto erfreulicher sind deine Erfahrungen. Wenn du übst, bewusst zu wählen, entwickelst du schnell ein Gespür für dich im Umgang mit Wahlen. Bleibe einfach nur nicht auf dem Standpunkt stehen: „Bei mir funktioniert das nicht.“ Dadurch manifestierst du nur deine Opferhaltung immer mehr.
Wie kannst du dir nun das alles, was ich über neue Schöpfung gesagt habe, im praktischen Leben vorstellen?
Eigentlich genauso einfach, wie ich es beschrieben habe. Du befindest dich gerade da, wo du dich eben befindest, und tust, was du gerade tust. (Am besten nichts, denn die meisten Tätigkeiten sind nur Ablenkungen.) Plötzlich verspürst du einen Impuls. Und genau das machst du dann. Du hörst auf zu tun, was du gerade tust, und folgst deinem Impuls. Ausreden jeglicher Art gelten nicht. Auf diese Art erfährst du die Freude, die es dir bereitet, Schöpfer zu sein. Es ist eine Freude, die du davor nicht kanntest.
Je öfter du so handelst, desto normaler und selbstverständlicher wird es für dich, auf neue Art zu erschaffen. Dein Leben wird immer leichter und freudvoller. Und wenn du glaubst, die Dinge des Alltags, die dir oft lästig sind, blieben dann unerledigt, hast du dich getäuscht.
Ich bügle, wenn ich Lust dazu verspüre; ich putze, wenn die Lust kommt; ich erledige mir unangenehme Wege, wenn ich spüre, dass jetzt die Zeit dazu ist. Natürlich, ich habe ganz am Anfang die Dinge auf die Spitze getrieben. Ich habe alles liegen und stehen gelassen und dieser Stimme im Kopf, die sagte „Du musst das jetzt tun“ den Rücken zugekehrt. Und irgendwann kam es dann, irgendwann hatte ich richtig Lust, jetzt sofort zu bügeln. So ging das auch bei allen anderen Dingen. Diese Erfahrung war sehr wichtig für mich, denn sie zeigte mir, dass es tatsächlich möglich ist, immer nur aus der Freude heraus zu leben. Heute mache ich nie etwas, worauf ich keine Lust habe. Und siehe da, alles ist immer in Ordnung.
Gibt es im integrierten Bewusstsein auch unbewusste Schöpfung, wie im alten Bewusstsein? Es gibt so etwas ähnliches, die passendere Bezeichnung wäre allerdings passive Schöpfung, oder Schöpfung im passiven Zustand. Auch der bewusste Schöpfer im integrierten Bewusstsein hat natürlich keine Lust, ständig aktiv etwas Neues zu erschaffen. Das würde ja dem Genuss des Lebens keinen Raum lassen. Dennoch ist jedes beseelte Wesen ständig schöpferisch tätig, auf vielen verschiedenen Ebenen.
Ich höre Musik, ich sehe mir einen Film an, ich gehe spazieren, ich sitze im Park oder in einem Café. Besonders dann, wenn ich nicht konsumiere, sondern einfach nur still dasitze, steigen eine Freude und eine Liebe in mir auf, wie ich es nicht zu beschreiben vermag. Alle Menschen um mich sind dann schön, ich sehe viele Facetten ihrer Schönheit. Die Natur ist sowieso schön. Alles, was ich wahrnehme, ist schön; winzigste Details, die ich sonst nicht bemerke. Ich bin absolut an mir selbst ausgerichtet, nichts fehlt.
Was glaubst du, was ich in solchen Phasen passiv erschaffe? Es können nur Dinge sein, die meine Freude, meine Liebe und mein gesamtes Wohlbefinden mehren. Ich quelle zwar nicht in jedem Moment meines Lebens so vor Freude und Liebe über, wie eben beschrieben, aber meine Grundstimmung ist schon ganz anders als die der meisten Menschen. Ich lebe im integrierten Bewusstsein, mir fehlen keine Menschen und kein Gott, ich kann im passiven Zustand nichts erschaffen, was dem Sehnen und Streben entspringt und dann Sehnsucht manifestiert.