Die Antwort lautet wenig überraschend: zu mir. Allerdings musste ich erst einen gewissen Grad an Bewusstheit erreichen, um wirklich zu begreifen, was zu mir bedeutet.
Letzte Nacht lag ich lange schlaflos im Bett. Normalerweise sind diese Zeiten des Nicht-Einschlafens Zeiten, in denen mein Verstand unaufhörlich rattert. Aber nicht immer. Ich kann mich auch anders entscheiden, wenn ich denn entscheide. Letzte Nacht also entschied ich mich und ging ganz zu mir und sah mir von dort einige Dinge meines Lebens an.
Ich sah meine Freiheit und erinnerte mich sofort daran, wie ich sie erlangt hatte. Das waren natürlich keine Errungenschaften im Außen, wie zB das Wegfallen einer Verpflichtung, indem ich sie erfüllte. Auf diese Weise kommt ja nur die nächste Verpflichtung. Nein, vielmehr war es das Erkennen, dass ich Verpflichtungen nur hatte, weil ich glaubte, welche zu haben, und die Entscheidung, sie nicht mehr zu haben. Und ich entschied mich. Das waren unglaublich befreiende und expansive Momente.
Ich sah auch die Punkte, in denen ich mich nicht frei fühle. Und dabei sah ich, wie leicht es wäre, diese Punkte zu beseitigen. Von mir aus, von meinem innersten Kern aus, ist tatsächlich alles leicht und alles erreichbar. Es ist ein wunderbarer Ort. An diesem Ort und von diesem Ort aus lässt es sich wirklich leben. Da brauche ich keine Dramen und keine heftigen Erlebnisse, im Gegenteil, die wirken dort nur störend und sorgen dafür, dass ich mich von mir weg begebe. Andererseits gibt es an diesem Ort keine heftigen Erlebnisse, es gibt kein Auf und Ab, weil die Bewertung fehlt, was oben und was unten ist. Es gibt nur intensive Erlebnisse, und die kann ich genießen, während ich mitten drin bin, nicht erst im Nachhinein.
Zu mir gehe ich also, in mich hinein, nicht von mir weg. Von mir weg bedeutet etwas anderes als aus mir heraus. Denn aus mir heraus gehe ich sehr wohl. Das lässt sich gar nicht vermeiden, das ist eine ganz automatische Folge des In-mich-hinein-Gehens. Das bedeutet Expansion in alle Richtungen. Aus mir heraus zu gehen bedeutet für mich, mich auszudrücken, mein Inneres auszudrücken, nach außen zu tragen bzw. zu zeigen. Zu teilen. Kommunikation und Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Mich nicht zu verstecken. Das Göttliche will sich nicht verstecken und – und das ist das Gute an der Sache – es lässt sich nicht verstecken. Nicht auf Dauer. Versuche ich es dennoch, erleide ich Qualen. Viel zu lange habe ich Selbstunterdrückung geübt.
Diese Reise zu mir, was bedeutet das? Gehe ich da wirklich irgendwo hin? Gehe ich eine Straße entlang, oder gar einen Hürdenparkour, entlang dessen ich Aufgaben bewältigen muss? Ganz und gar nicht. Die Reise besteht darin, bewusster zu werden, was für mich dasselbe bedeutet, wie mein Bewusstsein zu erweitern. Das Bewusstsein zu erweitern bedeutet, immer mehr von meinem Unbewussten ins Bewusstsein zu lassen und Dinge nicht mehr auszublenden, die ich ausgeblendet hatte. Das Bewusstsein wird also größer, es umfasst mehr. Ich bin bewusster. Das ist die Reise, es geht immer nur ums Bewusstsein. Und das geht automatisch in alle Richtungen. Je mehr ich mir meiner selbst bewusst bin, desto mehr erkenne ich, was mit anderen Menschen geschieht und was in der Welt vor sich geht. Das Erkennen des Außen ist quasi ein Nebenprodukt des Erkennens des Inneren.
Und meiner Erfahrung nach funktioniert es nur in diese Richtung. Also mir meiner selbst bewusst zu werden, zu mir zu gehen, und dadurch auch das Außen besser zu erkennen. Versuche ich, zuerst im Außen etwas zu verstehen, mache ich einfach nur eine Verstandesanalyse, weil ich nicht mich zuerst erkannt habe. Die Analyse verhindert Erkennen, sie ist nur Denken, also hält sie mich schön brav fern von mir. Mich selbst zu analysieren funktioniert natürlich auch nicht. Es würde ja bedeuten, mich selbst mit meinem Denken zu erfassen. Mittlerweile erscheint mir dieser Gedankengang einfach nur mehr paradox. Erkennen und Denken sind zwei grundverschiedene Sachen.
Wie auch immer. Du wirst vielleicht sagen: „Das ist ja eh alles klar.“ Doch ich erinnere mich gut an früher, an die Anfänge meiner spirituellen Reise. Und auch später noch habe ich mich in einzelnen Punkten immer wieder wie früher verhalten. Und viele Menschen, mit denen ich Kontakt habe, erinnern mich an meinen früheren Zugang.
Früher bin ich in Wahrheit nach außen gegangen, von mir weg. Ich sah mich hier, an diesem Punkt, an dem ich war. Ich sah mich hier als Mensch. Mensch bedeutete für mich, unzulänglich und begrenzt zu sein. Das Göttliche sah ich an einem anderen Punkt, denn an meinem Ausgangspunkt nahm ich es ja nicht wahr. Also machte ich mich auf den Weg. In Richtung Göttlichkeit, wie ich glaubte. Ich dachte, wenn ich an jenem Punkt angekommen wäre, wäre ich dann der integrierte, erwachte, göttliche Mensch, der frei und unbegrenzt und frei von Problemen sei. Auf diesem Weg hätte ich Hürden zu nehmen, dachte ich. Und ich könnte durch diverse Übungen und Verhaltensweisen den Weg abkürzen, dachte ich. Was für eine Fehlannahme!
Ich bastelte an meinem Leben herum. Ich sah Dinge, die mir nicht in Ordnung schienen, und unternahm irgendetwas, um sie in Ordnung zu bringen. Heute kommt mir das so vor, als ob mein Leben vor mir gewesen wäre. Ich hielt es vor mir in der Hand wie ein Werkstück, an dem ich werkte, bastelte, schliff und polierte. Und erst, wenn das Werkstück makellos in Ordnung gewesen wäre, wäre ich bereit gewesen, es als meines anzunehmen und es in mir zu fühlen. Aus dieser Haltung heraus machte ich dann öfter so ähnliche Aussagen wie: „Ich bin ja schon so und so weit, bloß an dieser und jener Ecke muss ich noch was tun, dann habe ich es ganz geschafft.“ Kommt das vielleicht irgendwem bekannt vor? Was für eine grandiose Herangehensweise, um nicht oder gar nie zu leben! Sie ist gepflastert mit Ablehnung und Nicht-Erkennen des eigenen Selbst.
Und früher sagte ich auch oft: „Das ist ja eh alles klar.“ Doch da sprach mein Verstand, nicht ich. Der ist ja gleich gelangweilt, wenn er etwas hört, das er schon kennt. Wenn ich heute etwas lese oder höre, das ich selbst schon erkannt habe, dann sage ich: „Ja! Ja! Genauso ist es!“ Und freue mich über die Bestätigung. So geht es mir zB bei fast allen Shouds, deshalb sehe ich sie so gerne. Und so ging es mir auch bei Adamus’ Buch Lebe deine Göttlichkeit. Und manchmal geht es mir auch so in Gesprächen mit bewussten Menschen.
Die Reise zu mir ist also nichts anderes als eine Bewusstwerdung. Und die geschieht von selbst, wenn ich mich einmal dazu entschieden habe. Alles, was ich dazu brauche, ist Zeit mit mir und Atmen. Denn wenn ich mir keine Zeit widme, habe ich 100% Ablenkung in meinem Leben, das macht die Sache schwer bis unmöglich. In der Zeit mit mir muss ich an nichts arbeiten oder an etwas Spezielles denken. Das bei mir Sein genügt, egal, was ich tue oder nicht tue, denke oder nicht denke. Mein Bewusstsein will sich sowieso ausdehnen, da kann ich gar nichts dazu tun. Ich kann es nur geschehen lassen, es erlauben. Ich kann den Prozess nicht beschleunigen, ich kann ihn nur verzögern oder aufhalten, indem ich etwas tue, von dem ich glaube, dass es den Prozess beschleunigt. Wie ich schon einmal schrieb, ist jede Methode oder Technik eine Bremse, kein Beschleuniger. Das ist genau der Zugang, den ich oben beschrieben habe, nämlich der Versuch, wohin zu gelangen, wo ich noch nicht bin. Also der Weg von mir weg, nicht in mich hinein.
Meiner Erfahrung und Einschätzung nach hat dieser Prozess des zu mir Gehens kein Ende. Es gibt also kein Ankommen. Und das ist die gute Nachricht, das ist sie wirklich. Denn sie ent-täuscht, sie befreit von einer hartnäckigen Illusion. Beim Versuch des Weges von mir weg hin zu meinem Göttlichen habe ich ja die Illusion eines Ankommens. Und bin ständig frustriert, weil ich kein Ankommen erlebe. Und was wäre denn nach diesem Ankommen? Der Stillstand im Hafen? Keine Weiterentwicklung mehr? Das hört sich nicht nach Leben an. Wenn es kein Ankommen gibt, dann will ich auch nichts erreichen, nämlich eben dieses Ankommen. So lebe ich ohne Wunsch und ohne Sehnen, und das ist sehr viel freier als mit Wünschen und Sehnsüchten. Da fällt mir ein: Was sagte Tobias dereinst? Ein wahrer Schöpfer wünscht nichts und strebt nach nichts.
Die Reise zu mir ist unendlich. Ich erinnere mich, dass Adamus heuer einmal gesagt hat, dass das einzige, worum er bittet, Klarheit ist. Klarheit heißt Klarheit über mich und mein Leben. Und Adamus ist wahrlich schon sehr lange ein so genannter aufgestiegener Meister.
Rückblickend betrachtet sehe ich auch die Gefahren dieses Prozesses. Das heißt genauer: Der Prozess an sich birgt natürlich keinerlei Gefahren, sondern die menschliche Einschätzung desselben. Ich erinnere mich gut daran, als ich meine ersten Berührungen mit mir selbst hatte. Im Vergleich zu meinem getrennten Leben davor glaubte ich schon, ich wäre bei mir selbst angekommen. Heute sehe ich, dass ich damals nur an der äußersten Oberfläche meines Selbst gekratzt habe. Und an diesem Punkt kann man leicht stecken bleiben, das ist die genannte Gefahr. Im Steckenbleiben kann die spirituelle Überheblichkeit gut wuchern, und letztlich wird man dort sogar immer unbewusster statt bewusster. Da hilft nur eine Devise: leben, weitergehen, wählen. Die Reise fortsetzen.
Es geht also nicht ums Ankommen, sondern ums Reisen. Darum, wie ich die Reise gestalten möchte. Schwierig? Mit Hürden? Einfach? Mit Freude? Gibt es da nicht einen viel zitierten Satz eines Mannes, der vor ca. 2500 Jahren gelebt hat? Ich glaube, sein Name war Laotse, und der Satz lautete: Der Weg ist das Ziel. Und gibt es da nicht ein Wort, das viele spirituelle Menschen sehr oft gebrauchen? Ich glaube, das Wort heißt Shaumbra und bedeutet soviel wie Reise zu mir.
Nun gut, heute bin ich in einem großen Ausmaß bei mir. Ich schaue zurück, nach vorne und auf das Jetzt. Es scheint mir sehr klar, dass die Reise kein Ende hat. Sie entspringt der Frage: „Wer bin ich?“ Diese Frage hat alles erschaffen, das Universum und mein Leben. Diese Frage ist der Motor und der Treibstoff für die Reise. Habe ich mich auf eine Weise erfahren, will ich mich auf die nächste Weise erfahren. Ich sehe, dass es wahr ist, was in den Shouds und in vielen anderen Channelings von vielen Wesen gesagt wurde und wird. Vom Punkt meines Kernes aus ist alles einfach und leicht. Wirklich, es sind winzige Schalter, die ich dort umlege bzw. umlegen kann, wenn ich will. Das bestimmt die Art, wie meine Reise aussieht. An diesem Ort des Ich gibt es Leben, Freude, Leichtigkeit und Freiheit. Die Freiheit ist geradezu eine Bedingung, ohne sie kann Ich nicht sein. Und es stimmt, dass es leicht ist, zu mir zu reisen. Es zieht mich ganz von selbst dort hin, ich muss es nur geschehen lassen.
Ich sehe die Entwicklungen, die ich erfahren habe. Die letzten zwei Monate, und auch die Monate davor waren intensive Entwicklungen. Es ging und geht immer nur darum, den nächsten Schritt zu mir zu gehen. Brillant selbstsüchtig.
Wie ich schon sagte, es wirft mich nichts mehr aus der Bahn, es gibt keine Tiefs mehr, weil mir die Bewertung dafür abhanden gekommen ist. Es gibt nur eine einzige Sache, die ich wie ein Tief empfinde. Das ist, wenn ich mich getrennt fühle, wenn es mir vorkommt, als hätte ich meine Verbindung zu mir verloren und ich keine Impulse wahrnehme. Aber selbst das ist nicht mehr wirklich schlimm, weil ich mittlerweile weiß, dass diese Situationen und Empfindungen ein normaler und natürlicher Bestandteil des Prozesses sind. Also kann ich auch hier vertrauen und mich nicht sorgen.