Vor kurzem habe ich ja über Licht und Dunkel geschrieben und damit die gängige duale Auffassung der Begriffe angesprochen. Licht ist göttlich, schön, gut usw., Dunkel ist menschlich, hässlich und schlecht. Gestern ist mir eingefallen, dass ich ja auch ein Verständnis von Licht und Dunkel habe, das aber nichts mit Dualität zu tun hat.
Mein Verständnis von Licht und Dunkel leitet sich direkt vom physischen Licht her. Im Dunkeln sehe ich wenig bis nichts, je nach Grad der Finsternis. Im Licht sehe ich klar und deutlich, je heller es ist, desto mehr sehe ich. Wenn ich mit einer Taschenlampe in einen dunklen Raum gehe, kann ich einen kleinen Bereich ausleuchten, um etwas zu sehen. Ich kann die Lampe schwenken, um einen anderen Bereich auszuleuchten. Betätige ich einen Lichtschalter, ist der ganze Raum erleuchtet. Und bei Tageslicht sehe ich alles im Raum noch besser.
In meinem Verständnis sage ich gerne, dass etwas ins Licht meines Bewusstseins tritt. Etwas, das mir zuvor unbewusst war, das ich nicht gesehen habe, wird mir nun bewusst, ich sehe es. In diesem Sinn kann ich gar nicht genug Licht haben. Was ich da nun sehe, was da nun zum Vorschein kommt, kann nur schön und prächtig sein, egal, was es ist. Selbst wenn es ein Monster ist, das mir mein Leben schwer gemacht hat, ist es schön. Denn nun sehe ich es und kann bewusst mit ihm in Kontakt treten, ich erkenne Zusammenhänge. Das ist eine nicht-duale Sichtweise. Dual wäre, wenn ich das, was ich sehe, auf einer Gut-Schlecht-Skala bewerten würde. Was ich aber nicht tue. Alles, was ich sehe, ist gut.
Licht heißt sehen, Licht heißt Klarheit, Licht heißt Bewusstheit. Dunkel heißt nicht sehen, Unklarheit und Unbewusstheit. Ich habe auch da und dort gesagt, dass der Erwachensprozess bzw. die Reise zu mir selbst der Prozess ist, bei dem das Unterbewusstsein immer kleiner und das Bewusstsein immer größer wird. Bewusstwerdung. Immer mehr tritt vom Dunkel meines Unterbewusstseins ins Licht meines Bewusstseins. (So nebenbei bemerkt: Das muss ein Prozess sein. Wenn einem Menschen mit einem Schlag alles bewusst würde, würde ihn das schlicht und einfach umhauen und komplett überwältigen. Man denke nur an all die Traumata aus früheren Leben. Ich glaube nicht, dass man das überleben könnte.)
Beim Durchschnittsmenschen schwebt sein Wissen über sich selbst und das Leben, also seine wirkliche Weisheit, praktisch zu 100% im Unterbewusstsein. Wenn Teile dieses Wissens hochkommen, werden sie ignoriert oder gleich wieder verschüttet. Er hat natürlich alles Wissen, so wie jeder Mensch, aber es befindet sich eben im Dunkeln, der Mensch sieht es nicht bzw. will es nicht sehen. Der bewusste Mensch erlaubt sich, dieses Wissen wahrzunehmen und nach ihm zu handeln. So wird ihm immer mehr von sich selbst und damit vom Leben bewusst, es kommt ins Licht.
Direkt zu diesem Verständnis passen auch Redewendungen der Alltagssprache, wie im Dunkeln tappen oder im Trüben fischen. Diese Redewendungen bedeuten eben, dass man nicht sieht, was man tut, dass man nicht genau weiß, worum es eigentlich geht. In genau diesem Sinn hat auch Kryon eine Zeitlang oft über Licht und Dunkel gesprochen, und Kryon ist nun wahrlich kein Verfechter des Beibehaltens der dualen Sicht- und Lebensweise.
Kryon hat auch des Öfteren eine schöne Metapher zu diesem Thema gebracht. Stell dir ein großes Fußballstadion vor, mit 50, 60 oder 70.000 Sitzplätzen. Das Stadion ist voll besetzt und es ist Nacht. Niemand sieht viel. Es genügt ein einziger Mensch, der nun kommt, und die Lichtschalter betätigt, und plötzlich ist alles hell, alle sehen etwas. Diese Metapher erklärt auch sehr schön, warum es genügt, dass nur ein oder zwei Prozent der Menschheit wirklich erwachen, um das Bewusstsein der gesamten Menschheit zu verändern. (Laut Kryon genügt sogar ein halbes Prozent, wie er sehr oft betont hat.) Eine kleine Minderheit von Menschen kann die Lichtschalter für die gesamte Menschheit aufdrehen.
Der Prozess dieser Lichtwerdung spielt sich in jedem Menschen ab, der den Weg des Erwachens geht oder der sich anschickt, diesen Weg demnächst einzuschlagen. Und er spielt sich global ab, das ist sehr schön und deutlich zu beobachten. Seit etlichen Jahren nehmen so genannte Skandale stark zu. Korruption, Kindesmissbrauch, allgemein gesprochen jeglicher Missbrauch von Macht. Alle diese Dinge sind nicht häufiger als früher einmal. Das hat es immer gegeben, und ich behaupte, dass es prozentuell gesehen nie weniger war als heute. (Kryon behauptet das übrigens auch.) Der Unterschied ist nur, dass diese Missbräuche früher größtenteils im Dunkeln blieben. Korruption wurde nie aufgedeckt, sie fand einfach statt. Seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten, werden immer mehr Missbrauchsfälle aufgedeckt, sie kommen ins Licht des Bewusstseins, ins Licht der Öffentlichkeit. Menschen sind immer mehr in der Lage, zu sehen, was eigentlich gespielt wird. Und sie werden es nicht auf Dauer hinnehmen. Und wieder sieht man schön obige Metapher. Ein paar Journalisten genügen, um für hunderte Millionen Menschen das Licht anzuknipsen.
Diese Dinge verstehe ich unter Licht und Dunkel. In diesem Sinne sehne ich mich immer und immer wieder nach Licht. Ich strebe nach Klarheit, nach Bewusstheit. Genauso wie bei mir selbst gehe ich mit den Vorgängen in der Welt um. Nichts, das ans Licht kommt, empfinde ich als hässlich oder schlecht. Ich freue mich einfach riesig darüber, dass es nun aufgedeckt wurde und alle Menschen es sehen können.
Ich will sehen.