Wie ich’s auch drehe und wende, der Tod von Bärbel Mohr macht mich betroffen. Ich war kein spezieller Fan von ihr, auch kein Anhänger all ihrer Theorien, und schon gar kein Hilfesuchender bei ihr. Dennoch war sie irgendwie ein Teil meines Lebens, auch meines neuen Lebens.
Vor zweieinhalb Jahren bin ich auf ihre Bücher gestoßen. Ich habe fast alle gekauft und sie verschlungen. Bei allem, was sie schrieb, vermittelte sie eine Energie der Heiterkeit und Leichtigkeit. Zumindest bei ihren früheren Werken. Das traf bei mir auf fruchtbaren Boden. Nach ein paar Monaten war Bärbel Mohr zunächst für mich erledigt.
Ein Jahr später kam sie von einer anderen Seite in mein Leben. Ich stand mit meinem ersten Buch mit demselben Verlag in Verhandlung, bei dem Bärbel ihre Bestseller veröffentlicht hatte. Natürlich war sie in meinen Gesprächen mit der Verlegerin auch manchmal ein Thema, zumal ich in meinem Buch auch auf sie eingegangen bin, da ich beim Thema Wunscherfüllung zum Teil deutlich andere Ansichten als Bärbel vertrat.
Als Joya mir von Bärbels Tod erzählte, sagte ich, dass mich das zwar überrasche, aber nicht wundere. Irgendwie hatte ich mitbekommen, dass Bärbels Leben mit zunehmendem Erfolg auch stressiger geworden war. Heiterkeit und Leichtigkeit waren in den Hintergrund getreten. Ich hatte auch noch im Ohr, was mir die Verlegerin über Bärbels neuestes Buch erzählt hatte, das sie damals gerade lektorierte. Die Bestellungen beim Universum wurden immer mehr zu einer verkopften Theorie, einem wissenschaftlichen Konzept. Bei der Nachricht von Bärbels Tod kam mir das alles blitzartig zu Bewusstsein und formte sich zu einem Bild. In diesem Bild war Bärbel nicht mehr locker und heiter wie in den Anfangstagen, sondern bastelte an ihrem Leben herum.
Das ist natürlich mein Bild, das meiner Wahrheit entspringt. Ich habe keine Ahnung, wie Bärbels Leben tatsächlich ausgeschaut hat.
Heute habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf ihre Homepage geschaut. Ich habe die Mitteilung über ihren Tod gesehen, die ziemlich klein ganz oben steht, und ihren Blog, dessen letzte Einträge viel mit Krankheit zu tun haben. Und ich habe bemerkt, dass ich tatsächlich um Bärbel Mohr trauere. Das kommt bei mir eher selten vor. Und was tue ich? Ich genieße meine Trauer, sie ist schön. Ich beweine keinen Verlust, sondern ich trauere um einen Menschen, der mir scheinbar wichtiger war, als mir vorher bewusst war.
Liebe Bärbel, lebe wohl! Das meine ich wörtlich, lebe wohl. Du hast deinen Körper verlassen, und ich glaube, du warst bewusst genug, dass du nicht voller Verwirrung gleich mit einem gefüllten Rucksack in den nächsten Körper schlüpfst. Lebe wohl und habe all die Freude, die ich aus deinen ersten Büchern kenne!