Adamus’ Aussagen über den freien Willen im letzten Shoud haben mich dazu inspiriert, diesem Thema nachzugehen und nachzuspüren. Zunächst habe ich tagelang nichts anderes gemacht, als es in mir wirken zu lassen. Denn, ich muss sagen, es hat sich schon Widerstand in mir geregt. Da hören wir über Jahre aus allen Ecken, wir könnten wählen, was immer wir wollten, und wir sollten eine Wahl treffen, wir sollten das Ruder übernehmen, ja stärker noch, wir sollten die volle Verantwortung übernehmen, denn alles, was geschehen war, sei nur durch uns geschehen, wir könnten es nicht abschieben auf andere – und dann heißt es auf einmal, wir hätten gar nichts gewählt und wir hätten gar keinen freien Willen? Da spießte sich was in mir. Ich wusste aber auch, dass ich mit meinem Verstand nicht weiter kommen würde. Also nichts tun und wirken lassen.
Vorgestern habe ich mir den Shoud von Tobias herausgesucht, den Adamus angesprochen hat. Gestern habe ich ihn dann gelesen. (Zum ersten Mal übrigens. Ich bin ja erst relativ spät zum CC gestoßen und habe nicht alle Shouds gelesen.) Es handelt sich um die Lektion 10 (damals noch Lektionen, nicht Shouds) aus der Schöpferserie vom 13. Mai 2001. „Folge deinem göttlichen Willen“ bzw. „Step Into Your Divine Will“. Und ich muss sagen, dadurch wurde mir die Sache so klar, dass auch mein Verstand sie kapiert. Heute. Ich weiß nicht, ob ich das damals so verstanden hätte.
Tobias spricht ein bisschen über Geschichte. Wir hatten einen freien Willen, lange, lange Zeit. Seit wir die Feuerwand durchschritten haben, haben wir einen freien Willen. Der freie Wille war ein Schöpferwerkzeug, um die Dualität zu erfahren. Wir konnten entscheiden, ob wir das Licht oder das Dunkel erfahren und erforschen wollten. Wir konnten entscheiden, wie wir mit unserer göttlichen Macht (= Schöpferkraft) umgehen wollten. Dadurch kam es – bereits lange vor dem Erschaffen des physischen Universums – zu Machtausübung. Darüber spricht Tobias ausführlich in Reise der Engel. Macht war eine süße Droge für uns – und eine große Illusion. In Wahrheit gibt es keine Macht, sie ist bloß Illusion, wir spiel(t)en dieses Spiel. Mittels des freien Willens geht das alles. Bereits in der Leere, vor dem physischen Universum, vergaßen wir immer mehr, woher wir gekommen waren. Die Erinnerung an den ersten Schöpfungskreis, an Alles Was War, wurde immer blasser. Das musste auch so sein, denn sonst hätten wir nicht den zweiten Kreis begonnen – mit unserem freien Willen.
Nachdem wir die Erde erschaffen hatten (mit unserem freien Willen) und schließlich zur Erde kamen, gaben wir dem Vergessen noch etwas hinzu: den Schleier. Nun war nicht nur unsere Erinnerung an zu Hause verblasst, wir erinnerten uns nicht einmal mehr an unsere letzte Inkarnation oder daran, was wir zwischen den Inkarnationen so trieben. Freier Wille in Kombination mit dem totalen Vergessen – das perfekte Werkzeug, um die Dualität zu erfahren. Und auch ein sehr gutes Werkzeug, um viel Leid zu erfahren. Wir können mit unserem freien Willen erschaffen und erschaffen, haben aber keine Ahnung, wer wir sind und kreieren uns Illusionen, die so real sind, dass wir kaum mehr heraus finden.
Doch spätestens Anfang des 3. Jahrtausends haben wir, Shaumbra, unseren freien Willen aufgegeben. In der Regel recht unbewusst. Wir haben eine Wahl getroffen. Wir wollten erwachen, wir wollten das Spiel der Dualität beenden. Wir wollten uns mit unserer Göttlichkeit vereinen. Und ab da gibt es keinen freien Willen mehr. Ab da gibt es den göttlichen Willen. Wir können uns nicht mit unserem Selbst vereinen und gleichzeitig den freien Willen und den göttlichen Willen haben. Wir können nicht gleichzeitig Alte und Neue Energie leben. Und wir haben uns sehr klar für die Neue Energie entschieden.
An dieser Stelle ist mir wieder einmal das eine oder andere Licht aufgegangen. Was haben wir uns beschwert, dass unsere Wahlen nicht funktionieren? Was haben wir gejammert, dass wir nicht erschaffen können, was wir wollen? Was haben wir uns gefragt, wer zum Henker denn in unserem Leben eigentlich bestimmt? Was haben wir irgendwelche Aspekte dafür verantwortlich gemacht, was in unserem Leben abläuft? Wie sind wir daran verzweifelt, dass wir nicht Herr dieser Aspekte werden? Und was haben wir getan? Wir haben gearbeitet. Aspekte integrieren, Selbstliebe üben, sexuellen Virus raus schmeißen usw. usf. Und immer haben wir geglaubt, wir müssten noch dieses und jenes tun, noch zig Themen aufarbeiten. Und, sei mal ehrlich, hat sich dein Leben wirklich verbessert nach dem Integrieren und Aufarbeiten? Was mich betrifft, so muss ich sagen, dass mir dadurch vieles bewusster wurde, dass ich bewusster wurde. Aber die sensationelle Verbesserung hat sich nicht eingestellt. Vieles schien mir nach wie vor schwierig, manches sogar schwieriger als früher.
Was haben wir also getan? Wir haben uns für die Vereinigung mit unserem Selbst, für die Neue Energie entschieden. Also hat sich unser Selbst geöffnet, es ist da. Und somit auch unser göttlicher Wille. Gleichzeitig haben wir an unserem freien Willen festgehalten, den ich genauso gut menschlicher Wille nennen kann. Und da beginnt es zu krachen, und zwar gewaltig. Der göttliche Wille ist da, äußert sich natürlich auch und übernimmt mehr und mehr die Regie. Mit unserem menschlichen Willen arbeiten wir fleißig dagegen, weil wir ihn nicht loslassen wollen, weil wir ihn schon so lange haben. Wundert dich jetzt noch irgendeine Schwierigkeit in deinem Leben? Mich nicht. Ich schreibe hier „wir“, weil ich ganz genau weiß, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht.
Hieß es nicht immer, dass in der Neuen Energie alles viel, viel leichter, einfacher und anmutiger funktioniert als in der Alten? Aber ist es das, was wir tagtäglich erleben? Mitnichten! Aber: Hast du nicht auch schon oft die Erfahrung gemacht, dass etwas, was du wirklich von Herzen wolltest, ganz leicht in den Leben kam? Es ging praktisch von selbst, ohne dein Zutun. Ich zumindest habe diese Erfahrung schon oft gemacht. Und immer wieder habe ich mich gefragt, was da geschehen war, was ich da gemacht hatte. Es war ein Element, das mir dabei immer aufgefallen ist. Zunächst hatte ich in all diesen Situationen einen Herzenswunsch, das spürte ich. Und in all diesen Situationen habe ich von der Äußerung des Wunsches bis zu seiner Manifestation nicht daran gedacht. Mehr noch, ich hatte keine Absicht geäußert, irgendetwas tun zu wollen, um meinen Wunsch zu realisieren. Und schon wurde er erfüllt. Was mich dabei immer kräftig störte, war, dass dieses Vorgehen nicht gerade nach bewusstem Schöpfer riecht. Muss ich mich selbst überlisten, um ja zu vergessen, was ich will, damit ich es auch bekomme? Das kann nicht der bewusste Schöpfer sein. Meine menschliche Antwort war immer, bewusster zu werden, mir die Dinge bewusster zu machen. Was letztlich immer auch hieß, meinen menschlichen, freien Willen dazu zu geben. Und schon ging alles den Bach runter.
Ab und zu hatte ich helle Momente. Wenn ich merkte, dass ohnehin nichts von dem, was ich tue, etwas nützt, sagte ich mir: „Das Beste ist, ich tue jetzt gar nichts.“ Schwupp – und schon stand die Lösung vor der Tür. Blitzschnell, oft binnen Minuten. Das ist wahrlich sehr viel einfacher als in der alten Energie. Tobias sagt bereits in der ersten Sitzung von Reise der Engel, wir müssten komplett aufgeben. Wir müssten uns komplett unserer eigenen Liebe ergeben. Ganz und gar, zu 100%, ohne Wenn und Aber. Ja, das bedeutet es, den freien Willen loszulassen und die Regie dem göttlichen Willen zu übergeben. Das bedeutet es, die Kontrolle aufzugeben.
Zwei Fragen drängten sich mir aber noch auf, zwei bohrende Fragen. Die erste war: „Bin ich denn dann wieder eine Marionette? Bin ich dann wieder an dem Punkt, wo ich selbst nichts entscheiden kann?“ Gleich vorweg genommen: Die Antwort lautet ganz klar Nein. Zunächst einmal ist dazu zu sagen, dass es nicht den göttlichen Willen gibt, sondern meinen göttlichen Willen. Nichts und niemand bestimmt über mich, nur ich selbst. Allerdings nicht mein Ich, sondern mein Selbst. Solange ich an meinem Ich festhalte, werde ich es schwer haben. In der Verschmelzung von Ich und Selbst bleibt eben kein Ich mehr übrig, es gibt nur mehr das eine Selbst.
Erinnert ihr euch an Shoud 7 der Rückkehrserie? Besser gesagt an die F&A? Da war diese völlig verzweifelte Frage eines völlig frustrierten Mannes (Ich glaube, es war ein Mann.), der eben genau das feststellte, was ich oben beschrieb. Nichts funktioniert, er ist kein Schöpfer, irgendein Aspekt trifft seine Wahlen für ihn, er ist am Ende und er wünscht, Tobias nie gehört zu haben und wieder sein früheres Leben zu leben. Alle waren tief betroffen und schockiert. Das Publikum lachte, weil alle aus ihren Körpern gefahren waren und nichts richtig mitbekamen. Geoffrey geriet aus dem Gleichgewicht, Kuthumi hatte Mühe, ihn wieder auszubalancieren. In Shoud 8 griff Tobias diese Frage noch einmal auf. Seine Antwort war: Ihr spielt das Spiel, eurem Selbst den Rücken zu kehren. Die Antwort war natürlich länger, aber das war der Kern. Wenn ich meinem Selbst, das schon da und aktiv ist, weil ich es eingeladen habe, den Rücken kehre, erkenne ich nicht meinen göttlichen Willen. Er führt Regie, und ich spiele den Ahnungslosen und versuche mit meinem freien Willen zu arbeiten. Da funktioniert natürlich nichts. Mein Selbst beschert mir dann wahrscheinlich extra beschissene Situationen, damit ich endlich aufhöre, mich abzustrampeln, und mich endlich mit mir selbst beschäftige, mir selbst zuhöre.
In Reise der Engel sagt Tobias: „[…] euch selbst für die Fülle von Spirit öffnend, wissend, dass eure Wahlen sich so leicht manifestieren können, wie ihr sie in euer Herz atmen könnt […]“ Das ist der Punkt! Wie oft haben wir gehört, dass wir eine bewusste Wahl nicht aus dem Verstand treffen können, sondern nur aus dem Herz? Der freie Wille agiert eher über den Verstand, der göttliche Wille über das Herz. Ich, Bewusstseinskörper, treffe eine bewusste Wahl, indem ich sie in mein Herz atme. Indem ich meinem Selbst mitteile, was ich will. Wenn ich meinem Selbst den Rücken kehre, kann ich nichts in mein Herz atmen. Herz = Selbst. Natürlich gibt es dann so einige Wahlen, die ich nicht mehr treffen kann. Ich kann zB nicht wählen, klein zu sein oder ein Opfer zu sein. Das kauft mir mein Herz nicht ab. Da kann ich atmen, was ich will. Ich kann nicht wählen, mich anzustrengen und mich abzuplagen für mein Überleben. Das kauft mir mein Herz nicht ab. Mit anderen Worten, ich kann nichts wählen, was mit alter Energie zu tun hat. Dem steht mein göttlicher Wille entgegen. Das sang bereits Frank Sinatra in seinem alten Lied That’s Life: „Sometimes I thought of quitting, baby, but my heart ain’t gonna buy it.“ Da merke ich dann sehr deutlich, dass ich in Wahrheit keinen freien Willen mehr habe.
Die zweite bohrende Frage war: „Wie oder woran erkenne ich meinen göttlichen Willen? Wenn ich mich für etwas entscheide, wie weiß ich, ob das meinem göttlichen oder meinem menschlichen Willen entspringt?“ Diese Frage ist müßig. Es ist dieselbe Frage, wie wenn ich eine Frau kennen lerne und mich frage: „Ist diese Frau gut oder richtig für mich?“ Sobald ich mich auf sie einlasse, fühle ich es. Genauso ist es mit dem göttlichen Willen. Ich spüre, ob sich etwas für mich richtig anfühlt oder nicht. Wenn es sich richtig anfühlt, handle ich aus meinem göttlichen Willen. Und wie ich diesen Satz schreibe, fällt mir noch etwas zur ersten Frage ein. Es geht nicht darum, meinem göttlichen Willen zu folgen, wie es die deutsche Übersetzung suggeriert. Das erzeugt das Gefühl der Marionette. Sondern es geht darum, aus meinem göttlichen Willen heraus zu handeln, nicht aus meinem menschlichen. Mit anderen Worten, nichts mehr zu tun, was sich nicht richtig anfühlt. Und wenn es sich richtig anfühlt, nichts zu tun, dann ist das das Gebot der Stunde. Ohne Wenn und Aber.
So betrachtet ist der freie Wille eine richtige Last. Und Lasten wollen wir doch nicht mehr tragen, oder?