Drei großartige Tage

Vom vergangenen Mittwoch bis gestern (Samstag) habe ich drei Tage erlebt, die besonders großartig waren. Es handelt sich wieder einmal um das Erlebnis einer Begleitung, die Anfang Mai begonnen hat. Begleitungen sind ja an sich nichts Neues. Bei dieser Begleitung war aber das neue Element, dass die Klientin von Zürich zu mir nach Wien gekommen ist, um mich zu treffen und sich mit mir persönlich auszutauschen. Das sind immerhin über 700km, bei denen man die Alpen entweder überqueren oder umfahren muss.

Entstanden ist dieser Besuch ironischer Weise durch die schwierige Lebenssituation, die ich seit Anfang März bis vor kurzem hatte. Ich habe ja über die Ereignisse bei mir seit letztem Sommer geschrieben, über die Schwierigkeiten, über mein Sterben. Darüber, dass alles in meinem Leben zu einem Ende gekommen war. Dazu gehörte auch meine Wohnung, die ich am 2. März verlassen musste. Ab da hatte ich keinen Raum, in dem ich ungestört und in Ruhe ein Gespräch übers Internet führen konnte. Deshalb waren nur Frantworten und schriftliche Begleitungen möglich, oder eben persönliche Begegnungen in Wien.

Ich hatte einen entsprechenden Hinweis bei meinen Diensten angebracht, der eigentlich nicht zu übersehen war. Aber bereits wenige Tage nach dem 2. März meldete sich die erste Klientin, die ein Gespräch wollte. Sie hatte den Hinweis übersehen. Nachdem sie aber in Graz wohnt, das nur ca. 170km von Wien entfernt ist, ist sie kurzerhand nach Wien gefahren. Wir hatten ein langes und ebenfalls großartiges Gespräch in einem netten Lokal.

Am 2. Mai bestellte die Klientin, über die ich heute schreibe, eine Begleitung. Ich nenne sie Sabine, weil sie nicht weiß, dass ich das hier schreibe und ich nicht weiß, ob es ihr recht wäre, wenn ich ihren wirklichen Namen verwenden würde. Sabine hatte ebenfalls den Hinweis bei den Diensten übersehen. Als ich sie darauf hinwies, meinte sie, dass sie gerne reiste und irgendwann im Lauf der Begleitung nach Wien kommen wollte. Wir haben also schriftlich begonnen. Alleine das hat schon Dinge hervorgebracht, die für mich sehr spannend waren und die ich in der Form noch nicht erlebt hatte.

Seit 12. Mai hat sich meine Situation wieder beruhigt, ich wohne seither in einem Hotel. Da habe ich die nötige Ruhe, um Gespräche über Video-Telefonie zu führen, wie gewohnt. Und so haben Sabine und ich zusätzlich zum schriftlichen Austausch zwei Gespräche geführt. Letzten Mittwoch ist sie dann nach Wien gekommen. Wir haben uns um 16 Uhr getroffen und uns gestern um 15 Uhr wieder getrennt. Somit hatten wir drei gemeinsame Tage verteilt über vier Kalendertage. Natürlich sind wir nicht ständig zuammengesteckt, aber wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Eine großartige Zeit.

Sabine ist mitten in ihrer Erleuchtung. Das ist schon seltsam, wenn ich so etwas sage, denn die Erleuchtung ist ein Moment. Der Moment der Großen Erkenntnis. Bei Sabine gab es zweimal einen Knall, wie sie es nennt. Der erste Knall war wichtig, hatte aber mit Erleuchtung noch nicht sehr viel zu tun. Er war aber die Voraussetzung für den zweiten Knall, der vor ca. einem Monat geschah. Und der hatte sehr wohl ganz direkt mit Erleuchtung zu tun. Sie hat mir einmal geschrieben: „Dieser Knall war so laut, dass es mir unmöglich schien, dass ihn nicht jeder gehört hat.“

Seit diesem zweiten Knall hat Sabine die göttliche Perspektive. Sie sieht. Sie kann klar und deutlich unterscheiden. Sie sieht, wer erleuchtet ist und wer nicht, sie kann alte und Neue Energie klar unterscheiden, und sie gewinnt in einem hohen Tempo immer mehr Einsichten über sich selbst. Sie sieht mit den Augen einer Erleuchteten das Geschehen um sie herum und in der Welt. Das sind alles Anzeichen für einen erleuchteten Menschen. Jedoch fehlt noch ein Zipfel, ein wesentlicher, und deshalb sucht sie seit dem zweiten Knall Orientierung. Deshalb ist sie auf mich gestoßen. Ich nehme vorweg, dass sie mittlerweile sehr viel mehr Orientierung hat als vor einem Monat, und dass sie immer mehr des fehlenden Zipfels für sich beansprucht.

Wenn ich mit Sabine kommuniziere, über welchen Kanal auch immer, berühre ich das Bewusstsein einer Erleuchteten, auch wenn ihr das selbst noch nicht ganz bewusst ist. Es fühlt sich für mich ganz klar danach an. Ich sehe den fehlenden Zipfel, aber ich sehe auch das Ganze, und das steht für mich im Vordergrund. Für mich ist ein Gespräch mit Sabine wie ein Gespräch mit einem erleuchteten Menschen, nicht wie eines mit einem erwachenden. Und seit Mittwoch Nachmittag hatte ich viele Gelegenheiten für solche Gespräche.

Am Mittwoch hatten wir keine Lust auf irgendwelche Aktivitäten, nur darauf, irgendwo gemütlich einen Kaffee zu trinken. Also haben wir gleich nach einem Lokal in der Nähe ihres Apartments gesucht und sind in Hietzing in der Altgasse fündig geworden. (Lesern aus Wien sagt das was. Gute Gegend, etwas exklusiver als andere Gegenden.) Wir haben einfach das Gespräch genossen und über alles Mögliche gesprochen, sogar über Politik – zu meiner großen Verwunderung. Die Gesprächsthemen sind von selbst gekommen, wir haben nicht danach gesucht. Zwei Themen waren wiederkehrend, und sind deshalb im Vordergrund gestanden: Loslassen und Agenda. Sabine hat mir erzählt, dass ihr aufgefallen ist, dass sie unglaublich viel in ihrem Leben tut, um … zu …, also mit einer Agenda dahinter. Und für das Loslassen hat sich sowieso Beispiel um Beispiel gefunden.

Ich habe Sabine gesagt, dass ich in ihrer Rolle der Klientin und in meiner Rolle des Begleiters der Stellvertreter ihrer Seele bin. Ich sage ihr, was ihr ihre Seele sagt, was zu hören aber einiger Übung bedarf. Die Seele sagt es durch Gefühle, ich sage es mit Worten. Und dass ich mich in unserer Begegnung wie ihre Seele verhalte. (Wir hatten dann am zweiten Tag ein schönes, greifbares Beispiel dafür.) Mir ist vor ein paar Jahren aufgefallen, dass ich das in jedem Klientengespräch bin, habe es aber noch nie Klienten gegenüber ausgedrückt. Sabine konnte mit diesem Bild viel anfangen. Außerdem bin ich, wie immer, ein Katalysator. Meine Anwesenheit und einige meiner Worte genügen, um ihre Weisheit zum Vorschein zu bringen. Das war Sabine schon im Vorhinein klar gewesen.

Wir hatten also einen schönen Spätnachmittag und Abend mit so manchen Erhellungen. Sie hat mir gesagt, dass sie seit kurzem andere Menschen maximal zwei Stunden erträgt, was ganz typisch für frisch erleuchtete Menschen ist. Ich sage dazu, dass das nur für Unerleuchtete gilt, nicht aber für Erleuchtete. Und so haben unsere gemeinsamen fünf bis sechs Stunden Sabine in keiner Weise angestrengt oder genervt. Mich sowieso nicht. Am späteren Abend, als ich wieder alleine war, habe ich zu mir gesagt: „Was für ein schöner Tag!“

Sabine steht viel früher auf als ich. Sie hat einen Job, der sie stark beansprucht, und ein kleines Kind. Wenn wir uns trafen, um „unseren“ gemeinsamen Tag zu verbringen, hatte sie schon ein gutes Stück des Tages hinter sich, während meiner gerade begann. Wir haben uns an den folgenden zwei Tagen jeweils um 12 Uhr getroffen, was für mich schon ziemlich früh war. wink

Am zweiten Tag hat sie mir gleich erzählt, dass am Vorabend etwas Wesentliches passiert war. Sie hatte eine knappe Woche vor unserem Treffen eine Begegnung, die für sie bedeutend war. In den Tagen nach dieser Begegnung liefen alte Programme nach alten Mustern in ihr ab. Das hatte sie beschäftigt und belastet. Irgendwann am späteren Abend, nach unserem ersten Gespräch, war ihr aufgefallen, dass diese Programme nicht mehr da waren. Das, was sie belastet hatte, war weg. Davor war ja Loslassen immer wieder ein Thema gewesen, und nun hatte sie die Programme einfach losgelassen. Nicht vorsätzlich, es war ganz einfach passiert.

Bei dem beginnenden Donnerstag ist etwas hervorgetreten, das noch öfter hervortreten sollte. Erst dadurch, dass mir Sabine von diesem wundervollen Loslassen erzählt hat, ist ihr die volle Dimension des „Vorfalls“ vom Vorabend bewusst geworden. Erst durch das Sich-Mitteilen hat sie die volle Tragweite erfasst. Immerhin, im Normalfall verschwinden alte Muster nicht so leicht. Ich war begeistert! smiley Das war wieder so ein typisches Beispiel für Neue Energie. Der Mensch lernt sich durch den Selbstausdruck besser kennen, nicht durch den Blick in den Spiegel wie in der alten Energie.

Ich erzähle jetzt nicht den Ablauf jeden Tages. Ich möchte hervorheben, was die drei Tage mit Sabine für mich großartig gemacht hat. Es war alles einfach, alles ist einfach geflossen. Unsere Gespräche verliefen so, dass sich die Themen einfach entfaltet haben. Sabines Leben war und ist nicht gerade einfach und schon gar nicht leicht. Immer wieder steht vor ihr die Frage: „Was soll ich jetzt bloß tun?“ Oder soll ich besser sagen, diese Frage stand vor ihr? Denn im Lauf der Begleitung, vor allem aber in diesen drei Tagen, sind immer mehr Antworten sichtbar geworden.

Wir hatten irgendein Thema, zu dem Sabine ihre Erlebnisse und Erfahrungen geschildert hat. Ich habe daraufhin meine zugehörigen Erlebnisse und Erfahrungen erzählt. Das hat ihr geholfen. Sie hat gesehen, dass sie nicht alleine ist und dass es andere Wege gibt, mit den verschieden Fragen umzugehen. Dazwischen haben wir auch immer wieder über Banales und Profanes gesprochen. So wurden unsere Gespräche nie schwer, obwohl wir in ganz substanziellen Angelegenheiten geackert haben.

Sightseeing haben wir auf ein Superminimum reduziert. Sabine hat es ohnehin nicht so mit Großstädten. Umso mehr hat es mich gefreut, dass sie überrascht war, dass sie die Stadt mit ihrem Lärm und ihren Menschenmengen sehr gut vertragen hat. Vereinzelt fand sie sogar richtig Gefallen an Wien, was mich gefreut hat. Am Ende war sie überrascht, dass sie unbedingt ein Museum besuchen wollte.

Wenn wir einen Tag ab Mittag miteinander verbracht haben, haben wir uns abends schon recht früh getrennt. Denn Sabine brauchte – natürlich! – Zeit mit sich selbst. Während unserer Gespräche wurde ich fast laufend Zeuge ihrer Erkenntnisse. Die sie dann gleich ausformuliert und solcherart noch besser begriffen hat. Ich habe mich dabei nur gefreut und jubiliert. Sowohl als Stellvertreter ihrer Seele als auch als ich.

Sabine hatte ursprünglich vor, von Mittwoch bis Samstag in Wien zu sein. Beim Buchen hatte sie sich dann geirrt und nur bis Freitag gebucht. Sie konnte dann nicht mehr verlängern, weil das Apartment ab Freitag schon für jemand anderen reserviert war. Am Donnerstag hat sie aber beschlossen, doch bis Samstag zu bleiben und sich für die zusätzliche Nacht ein anderes Zimmer zu suchen. Und darüber habe ich mich mächtig gefreut, weil ich die Zeit mit ihr so genossen habe.

Der Freitag war für mich der Höhepunkt. Sabine wollte ganz klar weniger bzw. wirklich wenig Stadt. Also sind wir auf die Donauinsel gefahren, wo links und rechts von uns nur Wasser war. Nicht, dass wir uns groß die Donauinsel angeschaut hätten, die ja ziemlich lang ist. Nein, wir haben uns nach kurzem Suchen gleich in die Pizzeria neben der Reichsbrücke gesetzt. Und ab da hat einfach alles gestimmt. Zu meiner Überraschung war die Pizzeria ein echter Goldgriff. Begonnen hat es mit einem richtig guten Kaffee. (Hausbrandt, für alle Kaffeeliebhaber. Kommt aus Triest und gibt es außerhalb von Triest nur selten.) Ich habe mich schon einmal gefreut. Gefolgt wurde das von richtig gutem Wein. Das Ambiente war von Anfang an gut, das Service war exzellent, und später haben wir festgestellt, dass die Pizza auch richtig gut war. Das Wetter war gut, weil Sonne und Wolken einander abgewechselt haben. So wurden wir weder geröstet, noch wurde uns kalt, weil der Wind recht stark war. Im Außen war also alles richtig, und wir beide und unsere Gespräche waren sowieso richtig. Wir haben also den Großteil unseres gemeinsamen Tages in dieser Pizzeria auf der Donauinsel verbracht, ohne Verkehrslärm und ohne Menschenmassen.

Irgendwann im Verlauf unserer Gespräche hat Sabine zu weinen begonnen. Wir waren davor an ein paar wunden Punkten, und da brach etwas zusammen. Ich habe gesagt: „Bei dir ist gerade ein Gebäude eingestürzt.“ Sabine stimmte mir zu. Es war ihr Weltgebäude, das da eingestürzt ist. Es war ein Gebäude aus alter Energie, und Sabine erlebte kurz, nämlich wirklich nur kurz, den Trennungsschmerz von ihrem alten Gebäude. Dieser Trennungsschmerz hatte die Tränen verursacht. Und schon kurz darauf sagte sie: „Darunter liegen schon die Kieselsteine aus Neuer Energie!“ Und schon war der Schmerz weg, abgelöst von Freude. – Wie habe ich mich gefreut! smiley

Unsere Gespräche gingen weiter. Wir sind beide aus dem Schwärmen nicht herausgekommen, wie schön dieser Tag war und wie perfekt alles gepasst hat. Schließlich wollte Sabine, dass ich sie „zurück in die Zivilisation bringe“. Wir sind dann zum Unteren Belvedere gefahren, das gleich neben der Innenstadt beginnt, und haben uns dort verabschiedet. Da war es zwischen 18 und 19 Uhr. Wie sie mir am nächsten Tag erzählte, hatte Sabine dann alleine die Stadt mitsamt ihren Menschen genossen und noch einen sehr schönen Abend gehabt.

Am letzten Tag, also gestern, haben wir uns nur kurz gesehen. Sabine hat sich ab dem Vormittag alleine die Albertina (ein Museum für Grafik und Malerei) angeschaut. Unser Abschiedskaffee war dann ab 14 Uhr. Wir haben uns unsere Erlebnisse vom Vorabend erzählt und kein Thema mehr gewälzt. Um 15 Uhr verabschiedeten wir uns in der U-Bahn-Station. Unsere Abschiedsumarmung dauerte lang, wirklich lang, und war sehr innig. Wir waren beide glücklich. Glücklich über die schöne Zeit und das Viele, was passiert war.

Bei Sabine ist wirklich unglaublich viel passiert, und ich war dabei. smiley Ich wage zu behaupten, dass sie jetzt eine andere ist als vorher, dass ihre Welt eine andere ist. Alle ihre Fragen zu ihrem Leben stellen sich so nicht mehr. Und wie sie mir vor einer Stunde per SMS geschrieben hat, ist sie ganz entspannt. Eine Woche zuvor war da noch ziemlich viel Anspannung.

Am Schluss noch eine allgemeine Anmerkung. Mir gefällt es richtig gut, dass Klienten mich persönlich besuchen kommen. smiley Ich würde mich freuen, wenn diese Beispiele Schule machen würden. wink Das waren zwar nicht die ersten Beispiele, aber es ist doch die Ausnahme bisher.

Kommentare

Mich freut es immer wieder, deine Begleit-Erfahrungen zu lesen. So viel neues, was entsteht, da frage ich mich manchmal, warum ich das nicht auch mache.
Der hausbrandt kaffee ist echt zu empfehlen ;)
grüße vom Gardasee

Schön von dir zu lesen, Paul! smiley Am Gardasee bist du also grade. Da ist es sicher schön zu dieser Jahreszeit.
Ja, meine Begleitungen sind schon was Feines. Dabei schreibe ich ja gar nicht über jede.

da frage ich mich manchmal, warum ich das nicht auch mache

Das liegt wohl eher am Geld, würde ich sagen. wink

Liebe Grüße
Reiner

Permalink

was für ein ausdruck von lebensfreude und und genuss, lieber reiner.
ich fand mich selbst in so vielem wieder, dass mich der text heute morgen ganz kribbelig gemacht hat, meinen selbstausdruck in die welt zu geben und mich noch mehr zu zeigen.