Nicole ist schuld. Das Thema Ego war gar nicht präsent in mir, aber ich kenne Nicole schon seit den Gründertagen von shaumbra.at und wollte ihre Fragen nicht unbeantwortet lassen, die sie in ihrer Erfahrung gestellt hat. Mir ist gleich viel mehr eingefallen, als ich in einem Kommentar unterbringen möchte, also schreibe ich einen Blog.
Vielleicht ist das gar nicht so unpassend, denn über das Ego wird viel geschimpft, und es wird viel hinein interpretiert. Dabei finde ich, dass das eine ziemlich einfache Sache ist.
Das Ego ist eine Identität. Ganz einfach. Und das einzige Problem, das sich mit dem Ego stellt oder stellte, ist, dass unbewusste Menschen sich mit ihrem Ego identifizieren. So wie wir das alle einmal gemacht haben. Die Menschen glauben, sie seien ihr Ego. Und das verstellt die Sicht darauf, wer sie wirklich sind.
Also früher einmal dachte ich, ich sei ein guter Projektleiter, eine gute Führungskraft, ein umgänglicher Mensch, mit dem man sich gerne abgibt, ein guter Analytiker und der Mensch mit der richtigsten Moral. So in etwa. Nachdem ich mich damit identifizierte, tat ich viel (oder alles?), um diese Identität aufrecht zu erhalten und weiter zu nähren, sie noch größer zu machen. Ich ließ mir bereitwillig Energie stehlen und stahl selbst, so gut ich konnte, um meine Identität zu nähren. Wenn etwas geschah, das die Existenz oder die Größe dieser Identität gefährdete, bekam ich große Angst. Ein Projekt in den Sand zu setzen, mit meiner Moral und meiner Einschätzung der Dinge daneben zu liegen – oh Gott! Fast ein Weltuntergangsszenario.
Und beim Identifizieren mit dieser Identität waren meine eigentlichen Bedürfnisse eher lästig, die drängte ich in den Hintergrund. Sie dienten ja nicht dem Aufrechterhalten meiner Identität.
Egoismus ist folglich nichts anderes, als alles zu unternehmen, diese Identität, genannt Ego, zu nähren. Das geht in der Regel mit Energiediebstahl einher, deshalb fühlt sich Egoismus für die anderen Beteiligten so unangenehm an. Sie spüren, dass da irgendwas auf ihre Kosten geschieht.
Sobald einem Menschen sein Ego bewusst wird, und sobald er bemerkt, dass er eigentlich etwas anderes und viel, viel mehr ist, ist dieses Ego kein Problem mehr. Dann liegt der Focus auf dem ganzen Menschen, nicht mehr nur auf dem Ego. Als automatische Folge muss das Ego kleiner werden, es bekommt weniger Aufmerksamkeit, weniger Energie. Dass es dann ein bisschen zu kämpfen beginnt, um sich selbst zu retten, ist auch klar. Es wird Situationen erzeugen, in dem es dienlich und nützlich ist, sodass der Mensch wieder den Eindruck bekommt, sein Ego sei sein wahres Ich.
Aber das sind Dinge, die Shaumbra längst hinter sich haben. Ich hatte das Glück, immer wieder so radikale Entscheidungen zu treffen, dass ich mich nur an wenige und kurze Kämpfe mit meinem Ego erinnere. Das ging alles eher schleichend. Dann und wann wurde mir wieder einmal bewusst, dass ich in der Zeit davor nicht aus meinem wahren Ich, sondern aus meinem Ego heraus gehandelt hatte. Das waren dann immer wieder nette Überraschungen. An solchen Punkten traf ich dann wieder erneut eine Wahl. Sehr markant für mich war ein Erlebnis, das ich in dem Blog Ich habe beschlossen zu sterben beschrieb. Da geht es ums Ego.
Das Vorhandensein eines Egos hat nichts mit alter oder Neuer Energie zu tun. Die Beschaffenheit des Egos sehr wohl. Wenn es dem Ego darum geht, besser, schneller, schöner usw. zu sein, ist das ganz klar Ausdruck alten Bewusstseins, weil es sich nur über andere identifizieren kann. Es braucht den Vergleich mit anderen. Wenn es dem Ego darum geht, immer die maximale Freude für den Menschen zu bringen, ist das ziemlich neu.
Nicole hat geschrieben, dass sie ihr Ego wie ein Kind empfindet, das nicht vernünftig ist und nicht überlegt. Hm, meiner Wahrnehmung nach ist eher die Göttlichkeit, das wahre Ich, das unvernünftige Kind. Während das alte Ego sehr stark über den Verstand agiert und solche Dinge wie Vernunft einsetzt.
Wozu ist das Ego also gut? Wie Livy geschrieben hat, dient es dazu, Erfahrungen zu machen. Tobias hat vor über 10 Jahren einmal recht ausführlich über das Ego gesprochen, Adamus hat das letztes Jahr im Wesentlichen wiederholt. Wir haben das Ego erschaffen, um hinaus zu gehen, und dort draußen Erfahrungen zu sammeln. Es war das Werkzeug, um vom ersten in den zweiten Schöpfungskreis zu gehen. Und es wird weiterhin das Werkzeug für neue Erfahrungen sein.
Die Frage ist nicht: Ego ja oder nein. Die Frage ist: Welches Ego will ich haben? Mit meinem Ego ermögliche ich mir eine bestimmte Art von Erfahrungen. Wenn ich mir eine Opfer-Identität zurecht lege, werde ich Erfahrungen als Opfer machen. Mit der Identität eines neugierigen Schöpfers mache ich eben diese Erfahrungen. Um nur ein Beispiel zu nennen.
Am Ego an sich ist also gar nichts schlimm oder verwerflich oder störend. Es geht nur darum, sich seines Egos bewusst zu sein und sich ein passendes Ego zu wählen. Ich kann mir eigentlich im Moment gar nicht gut vorstellen, wie ein Leben ohne Ego aussehen sollte. Das wäre eigentlich der Schritt zurück in den ersten Schöpfungskreis, den ich mir schon überhaupt nicht vorstellen kann. Wie sollte ich dann neue Erfahrungen machen?
Man kann auch bei den gechannelten Meistern sehr gut deren Ego erkennen. Bei Adamus war’s überhaupt leicht. ;-) Und da merke ich auch recht schön, wie er mit seinen Identitäten spielt. Er kommt immer wieder mal mit einer anderen daher. Und dazu fordert er uns auch auf, zB mit der Sache des Verkleidens. Er sagt uns: Spielt mit euren Identitäten! Haltet nicht immer an derselben fest!
Was soll ich tun, wenn ich ein altes Ego ablegen will? Eine Wahl treffen! Sonst nichts. Und beginnen, mich gemäß meines neuen gewünschten Egos zu verhalten. So kann das Spiel mit den Egos sehr lustig werden. Oder Angst machen, wenn man zu sehr am alten Ego hängt.
Da fällt mir ein: Wir sollten einen riesigen Maskenball veranstalten, für alle Shaumbra im deutschsprachigen Raum. Das wäre ein lustiges Fest!
Bleibt mir zum Schluss nur noch das zu bekräftigen, was Joya geschrieben hat. Ich erlebe schon lange meine ganzen Aspekte nicht mehr als getrennte Teile von mir, sondern mehr als Eigenschaften oder Farbschattierungen von mir. Es bin immer alles Ich. Auch der, der mich Arschloch schimpft, bin Ich. Ich habe darüber in meinem Buch und in manchen Beiträgen geschrieben. (Also in beiden Büchern letztlich. ;-) )
Happy Ego!