Herzensöffnung

Irgendwann letzte Woche lag ich nachts im Bett und dachte an Geld und die Zukunft. Eine Kombination, die immer in dieser Form auftritt. Geld und Gegenwart geht eigentlich nicht, denn in der Gegenwart ist immer alles in Ordnung. Mit anderen Worten, ich dachte mit Sorgen in die Zukunft, dass ich eventuell bis ... wahrscheinlich kein Geld mehr haben würde. Dieses Wahrscheinlich tritt auch nur in meinen Gedanken auf, denn tatsächlich ist ja dann immer Geld da. Eine Erfahrung, die ich wieder und wieder und wieder gemacht habe, aus der ich im Verstand aber hartnäckig nicht lerne.

Also gut, ich lag da und hegte keine freudvollen Gedanken. Und plötzlich wurde ich mir dessen gewahr, wie eng sich das anfühlte, wie gefängnishaft, wie einsperrend und eingesperrt. Nun, es ist mir natürlich absolut nicht neu, dass sich Sorgen und Ängste einengend anfühlen. Aber diesmal wurde ich mir dessen umfassender und deutlicher gewahr als zuvor. Ich spürte, wie mein Herz verschlossen war. Als ob eine Klappe unmittelbar vor meinem Herz sich schließen würde.

Und plötzlich sah ich deutlich, wie diese verschlossene Klappe alles blockierte. Jeden Fluss zu mir und aus mir heraus. Ich sah, dass mit einem verschlossenen Herz gar nichts ging. Also fühlte ich genau hin, fühlte, was dieses verschlossene Herz tat bzw. verhinderte. Und dann öffnete ich die Klappe. Augenblicklich fühlte ich mich leichter und freier. Ich atmete und stellte mir die geöffnete Klappe vor. Ich fasste einen Entschluss und verdeutlichte ihn mir: Ich öffne jetzt mein Herz.

Es ist eigentlich schon fast überflüssig zu erwähnen, dass am nächsten Tag wieder der Geldfluss einsetzte. Ich hatte mich geöffnet und dadurch ermöglicht, dass Dinge zu mir kamen, die vor meiner Tür standen. Ganz abgesehen davon fühlte ich mich besser. Ich war freudvoller, leichter und optimistischer.

In den folgenden paar Tagen blieb das Thema Herzensöffnung bei mir präsent. Und mir wurde immer deutlicher vor Augen geführt, wie weit reichend die Konsequenzen eines verschlossenen oder geöffneten Herzens sind. Und wie leicht sich das Herz verschließt in den menschenüblichen Mustern und Strukturen.

Ängste, Sorgen und Zweifel verschließen das Herz augenblicklich, und zwar ziemlich dicht. Da fließt nix mehr raus und rein. Dinge, die ich mir erschaffen möchte, meine Bedürfnisse, meine Absichten, all das kann nicht raus. Diese Dinge strahlen dann eben nicht hinaus, damit ich das anziehe, was ich anziehen möchte. Und wenn ich etwas Wünschenswertes ausgesendet habe, bevor ich mein Herz verschlossen habe, kann es nicht zu mir kommen. Ich lasse es einfach nicht herein.

So kann man sich leicht in eine fatale Lage bringen. Man wünscht etwas und sorgt sich gleichzeitig, weil man es nicht hat. Das Gewünschte manifestiert sich vielleicht in anderen Ebenen, kann aber nicht hereinkommen, da das Herz verschlossen ist. Man bekommt nicht, was man will, sorgt sich mehr und verschließt damit sein Herz noch dichter. Also passiert irgendwas im Leben. Alles, bloß nicht das, was man gewünscht oder gewählt hat.

Das gilt natürlich für alles, nicht nur fürs Geld. Jegliche Energie, ob Liebe, Freundschaft und erfüllende Beziehungen, materielle Güter, was es auch sei, nichts kann zu dir kommen, wenn dein Herz verschlossen ist. Beginnen tut es aber im Grunde schon davor, nämlich dort, dass deine Wünsche und Wahlen überhaupt nicht ausgesendet werden, weil durch das verschlossene Herz nichts raus kann.

Mir sind als Vergleich ein paar Menschen eingefallen, die mir im Lauf des Lebens begegnet sind. ZB war da in der letzten Firma, in der ich gearbeitet habe, eine Frau, die kaum sprach, und wenn, dann war sie sehr kurz angebunden. Das führte dazu, dass die anderen Kollegen mit der Zeit aufhörten zu versuchen, mit ihr ein paar Worte zu wechseln oder gar ein Gespräch anzufangen. Manche hielten sie sogar für überheblich. Ich gehörte auch zu denen, die die Versuche eines Gesprächs oder auch nur eines Smalltalks unterließen. Ich beschränkte mich darauf, sie kurz zu grüßen, wenn ich sie sah. Ich glaube, im Lauf der Zeit lächelte ich nicht einmal mehr, wenn ich sie grüßte. Ihr Gegengruß war oft so leise und verhalten, dass ich ihn nicht hörte und ihn auch sonst nicht wahrnahm.

Eine Freundin von mir bemühte sich sehr um diese Frau. Und sie fand heraus, dass sie litt wie nur was. Natürlich wünschte sie sich Kontakt mit anderen Menschen, sie wäre gerne genauso zwanglos mit ihren Kollegen umgegangen, wie das eben die anderen auch taten. Aber sie konnte nicht. Sie hielt überhaupt nichts von sich selbst und dachte natürlich, alle anderen wurden auch nichts von ihr halten. Also traute sie sich nicht, sich zu öffnen.

Das Herz dieser Frau war fest verschlossen. Damit machte sie es unmöglich, dass andere Menschen ihr herzlich oder freundschaftlich begegneten. Sie versuchten es eine Zeit lang, aber eben ohne Erfolg, weil die Frau ihr Herz nicht einen Spalt weit öffnete. Sie blockierte jeden Kontakt, obwohl sie ihn sich wünschte. Sie hatte Angst.

Solche Menschen gibt es viele, du kennst sicher auch einen. Und dieses Beispiel verdeutlicht schön, wie ein verschlossenes Herz jeglichen Energiefluss verhindert. Die Folge sind Traurigkeit und Armut. Armut an allem Möglichen, nicht nur an Geld. Armut an Beziehungen, Armut an Liebe, Armut an Freude, Armut an Ausdruck … Nur ab und zu kommt eine Explosion, meist eine unangenehme. Denn Energie lässt sich nicht auf Dauer einsperren, sie muss sich früher oder später bewegen.

Sein Herz zu öffnen ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Türöffner. Und zwar zu allem. Zum ganzen Leben, zu allem, was du dir wünschst und zu allen Überraschungen, die du dir gar nicht vorstellen kannst. Und vor allem: zu dir selbst.